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COP28-Chef gegen wissenschaftlichen Konsens? Nun rudert er zurück

Sultan Ahmed Al Jaber, designierter Präsident der COP28 und Minister für Industrie und Fortschrittstechnologien der Vereinigten Arabischen Emirate, spricht während der Klima-Zukunftswoche im Museum of the Future.
Foto: Kamran Jebreili/AP/dpa

Die Klimakrise schreitet voran, die Wissenschaft ist sich einig: Fossile Brennstoffe sind hauptverantwortlich für die Erderwärmung. Der Präsident der 28. Weltklimakonferenz sieht das aber anders.

Update vom 05. Dezember 2023: Nach seinen umstrittenen Äußerungen ist Sultan Al-Dschaber am Sonntag verbal zurückgerudert. „Die Wissenschaft hat gesprochen, und sie war laut und deutlich“, sagte er laut Agence France-Presse (AFP) in Dubai. „Sie hat bestätigt, dass jetzt der Moment gekommen ist, einen neuen Weg zu finden – einen Weg, der breit genug für uns alle ist, frei von Hindernissen und Umwegen der Vergangenheit“. Außerdem müsse es gelingen, „das 1,5-Grad-Ziel in Reichweite zu halten“, so Al-Dschaber.

Der Präsident der Weltklimakonferenz in Dubai, Sultan Al-Dschaber, hat einem Bericht zufolge den wissenschaftlichen Konsens angezweifelt, dass ein Ausstieg aus den fossilen Energien zum Erreichen des internationalen 1,5-Grad-Ziels notwendig ist. Der Guardian und das Centre for Climate Reporting berichteten am Sonntag unter Berufung auf eigene Informationen, Al-Dschaber habe im November in einer Videoschalte unter anderem mit UN-Vertreter:innen gesagt, es gebe „keine Wissenschaft“, die belege, dass der Ausstieg aus fossilen Energieträgern notwendig sei, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen.

Al-Dschaber: „Wenn man die Welt nicht in die Steinzeit katapultieren will“

Al-Dschaber ist als Gastgeber der Klimakonferenz umstritten, weil er gleichzeitig Chef des staatlichen Ölkonzerns ist. In der Videokonferenz soll er dem Bericht zufolge behauptet haben, Entwicklung ohne die Nutzung fossiler Energien sei nicht möglich, „wenn man die Welt nicht in die Steinzeit katapultieren will“.

UN-Generalsekretär Antonio Guterres hatte hingegen erst zu Beginn der Klimakonferenz COP28 betont: „Die Wissenschaft ist eindeutig. Das 1,5-Grad-Ziel ist nur möglich, wenn wir endgültig damit aufhören, fossile Brennstoffe zu verbrennen.“

Auf Anfrage des Guardian stritt die COP28-Präsidentschaft die Äußerungen nicht ab, teilte aber weiter mit, Al-Dschaber habe sich darauf bezogen, dass auch der Weltklimarat in seinen Szenarien davon ausgehe, dass fossile Energien im Energiesystem der Zukunft weiter eine Rolle spielten – wenn auch eine kleinere. „Diese Geschichte ist nur ein weiterer Versuch, die Agenda der Präsidentschaft zu untergraben, die klar und transparent ist“ und „greifbare Erfolge“ verbuche, teilte ein Sprecher der COP28 am Sonntag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) mit. 

„Ein schlimmes Vermächtnis“ für die Konferenz in Dubai?

Die führende Klimaforscherin Friederike Otto vom Imperial College London sagte dem Guardian: „Wenn der Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen auf der COP28 nicht gelingt, werden mehrere weitere Millionen Menschen in die Schusslinie des Klimawandels geraten.“ Dies wäre „ein schlimmes Vermächtnis“ für die Konferenz in Dubai.

Der weltweite Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas ist eines der strittigsten Themen in Dubai. Die Emirate und mehrere andere Länder wollen weiter auf fossile Energien setzen und Technologien wie CO2-Speicherung oder -Abscheidung nutzen. Diese werden von Expert:innen jedoch als wissenschaftlich umstritten, sehr teuer und nicht zeitnah im größeren Maßstab einsetzbar bewertet.

Weitere Quelle: AFP

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