Das 49-Euro-Ticket soll Bus und Bahn günstiger und leichter zugänglich machen – sprich: die Verkehrswende ankurbeln. Hürden bei der Ticketbuchung mindern jedoch diesen Effekt.
Das Deutschlandticket gilt als Beitrag für die Verkehrswende. Obgleich das 49-Euro-Ticket die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln teilweise deutlich günstiger macht, gibt es bei der Ticketbuchung noch Verbesserungsbedarf.
So erschwert die Deutsche Bahn bislang die Kombination des 49-Euro-Tickets mit dem Fernverkehr, obwohl Bahnkund:innen bei Fernreisen vom Deutschlandticket prinzipiell finanziell profitieren, wie auch die Zeit berichtet. So müssen Besitzer:innen des Deutschlandtickets müssen bei der Ticketbuchung nicht für Regionalzüge, sondern nur für die notwendigen Fernzüge auf entsprechenden Strecken bezahlen. Ein Fallstrick besteht aktuell aber darin, dass Kund:innen bei ihrer Reise noch die betreffenden Nahverkehrsabschnitte selbst identifizieren und bei der Streckenplanung herausrechnen müssen.
Deutlich einfacher wäre es für Kund:innen, ein Häkchen zu setzen, sodass bei der Buchung automatisch das 49-Euro-Ticket berücksichtigt wird. Stattdessen wird auf bahn.de lediglich empfohlen, die Anfrage und Buchung auf die Fernverkehrsstrecke zu beschränken, da die Preise für den Nahverkehr bereits durch das Deutschlandticket abgegolten sind.
Daraus ergeben sich jedoch eine Reihe von Nachteilen für Bahnfahrende. Lukas Iffländer, Sprecher des Fahrgastverbands Pro Bahn, hält dies vonseiten der Deutschen Bahn für gewollt: „Der jetzige Zustand ist Absicht“, erklärt er gegenüber der Zeit. Die Bahn würde von dem aktuellen Zustand profitieren.
Nachteile mit dem 49-Euro-Ticket: Zugausfälle und Verspätungen
Auf Anfrage erklärt die Deutsche Bahn dem Bericht zufolge, dass man kontinuierlich an der Verbesserung des Buchungsprozesses arbeite und weitere Möglichkeiten zur Berücksichtigung des Deutschlandtickets in der Buchungsmaske prüfen würde. Iffländer hält es jedoch für wenig wahrscheinlich, dass das Problem schnell gelöst wird.
Denn verfügen Bahnfahrende über das Deutschlandticket und haben separat für Streckenabschnitte den Fernverkehr gebucht, haben sie dadurch eingeschränkte Fahrgastrechte. Das kann bei Verspätungen und Zugausfällen teuer werden.
Ein Beispiel: Fahren Kund:innen mit dem Deutschlandticket von Mainz nach Frankfurt und möchten von dort aus mit einem Sparpreis-Ticket weiter nach Berlin reisen, haben sie ein Problem sobald die Regionalbahn von Mainz nach Frankfurt ausfällt oder sich verspätet. Denn: Sie verpassen womöglich den Anschlusszug und müssen sodann eine teure neue Fahrkarte kaufen. Hätte sie hingegen die gesamte Strecke bei der DB gebucht, könnten sie trotz Zugbindung in den nächsten ICE umsteigen.
Auch bei einfachen Verspätungen kann es von Nachteil sein, kein durchgehendes Ticket zu haben. Zeitkarten wie das Deutschlandticket erstatten nur 1,50 Euro für jede Fahrt mit einer Verspätung von mindestens 60 Minuten. Bei einem durchgängigen Bahnticket bekommen Kund:innen normalerweise 25 Prozent des gesamten Fahrpreises ab einer Verspätung von 60 Minuten zurück, ab 120 Minuten sogar 50 Prozent.
DB-Konzern: Umsatz wichtiger als Klimaschutz?
Heißt nach aktuellem Stand: Um alle Fahrgastrechte zu haben, müsste man auch als Deutschlandticket-Inhaber:in die gesamte Strecke inklusive Regionalverkehr buchen. In der Regel entstehen dadurch jedoch Zusatzkosten. Die Bahn weist die Vorwürfe, sie wolle keine kundenfreundlichere Lösung einführen, laut Zeit zurück. Stattdessen erklärt die Bahn, dass der Nahverkehrsanteil abgeführt werde und nicht bei der DB verbleibe. Allerdings betreibt die Bahn auch große Teile des Nahverkehrs, beispielsweise über DB-Regio oder die S-Bahnen.
Laut Iffländer wäre es daher an der Zeit, dass sich das Verkehrsministerium einschaltet. Schließlich sei die DB als Aktiengesellschaft primär darauf ausgerichtet, Umsatz zu generieren und nicht die Verkehrswende anzukurbeln, kritisiert Iffländer.
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