Herkunft und Kultur wirken sich einer neuen Studie zufolge auf die Inhalte von Träumen aus. Forschende stellten hierzu Traumberichte von Menschen verschiedener Kulturen gegenüber.
Zur Frage, warum Menschen träumen, gibt es verschiedene Theorien: Etwa, dass man in Träumen verarbeite, was einen tagsüber beschäftigte. Einige Psycholog:innen vermuten aber auch, Träumen könne beim Lösen von Problemen helfen, da im Traum ältere und neuere Informationen gemischt werden, woraus sich letztendlich kreative Lösungen ableiten lassen.
Im Rahmen einer kulturübergreifenden Studie hat eine Forschungsgruppe der Universität Toronto die Träume von Angehörigen indigener Gesellschaften mit denen aus westlichen Ländern verglichen. Veröffentlicht wurde die Studie nun im Fachjournal Scientific Reports.
Unter anderem kommt sie zu dem Ergebnis, dass grundlegende Faktoren wie Herkunft und Kultur beeinflusst, was zum Gegenstand von Träumen wird.
Herkunft und Kultur spiegelt sich in Träumen wider
Über einen Zeitraum von je zwei Monaten sammelten die Forschenden bereits in den Jahren 2016 und 2017 Traumberichte von Angehörigen zweier afrikanischer Volksgruppen: den Bayaka in der Republik Kongo und den Hadza in Tansania. Sie beide sind den Forschenden zufolge Gemeinschaften, die dem traditionellen Konzept von Jäger:innen und Sammler:innen sehr nahe kommen.
Demgegenüber untersuchten die Wissenschaftler:innen Traumtagebücher von Studienteilnehmer:innen aus der Schweiz, Belgien und Kanada. Sie stammten aus dem Jahr 2014 und wurden bereits für frühere Studien genutzt. Auf diese Weise kamen so beinahe Hundert Traumberichte von mehr als 230 Menschen zusammen.
Bei den Bayaka und Hadza seien die sozialen Bindungen zwangsläufig sehr stark. Beide Gruppen seien sehr auf Gleichheit ausgerichtet, sowohl im Alltag als auch in ihrer Arbeitsteilung.
„Die soziale Bindung und das Vertrauen in die Gemeinschaft scheinen dafür zu sorgen, dass sie die Bedrohungen in ihren Träumen emotional am besten über soziale Beziehungen verarbeiten“, erklärt David R. Samson, Professor für evolutionäre Anthropologie an der Universität Toronto und Erstautor der Studie.
Angstbezogene Träume bei Studienteilnehmer:innen westlicher Kulturen häufiger
Im Vergleich dazu sind Gesellschaften des globalen Nordens laut den Wissenschaftler:innen deutlich individualistischer ausgerichtet – als Gruppen kommen Menschen dieser Kulturen vergleichsweise selten zusammen.
Dies kommt dann auch in Träumen zum Ausdruck: Gefühle wie Ächtung, Scham, oder der Angst vor Ausgrenzung kamen den Studienergebnissen zufolge ausschließlich bei europäischen und nordamerikanischen Teilnehmer:innen vor. Angstbezogene Träume etwa waren unter kanadischen Studienteilnehmer:innen am häufigsten.
Angehörige der Bayaka und Hadza dagegen träumten vermehrt von Bedrohungen und Gefahren, die von Faktoren außerhalb ihrer Gemeinschaft ausgehen. Außerdem fiel den Forschenden auf, dass die Angstträume der Stammeszugehörigen der Hadza zudem sehr häufig von positiven und emotional kathartischen Auswegen abgelöst werden.
Ein Angehöriger der Hadza schildert dem Forschungsbericht zufolge einen Traum: „Ich träumte, dass ich von einer Elefantenherde verfolgt werde. Ich war in Nyanza, also einem weiten und offenen Landstrich in der Savanne. Ich rannte und stieß schließlich auf eine Höhle, die zu klein war, sodass die Elefanten mir nicht folgen konnten. So entkam ich ihnen.“
Verwendete Quelle: Scientific Reports
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