Mit dem James-Webb-Teleskop haben Astronom:innen Aufnahmen des Orionnebels gemacht. Dabei fanden sie bisher unbekannte Himmelskörper – sie lassen sich nur schwer klassifizieren.
Im Sternbild Orion befindet sich der sogenannte Orionnebel. Er gilt als Geburtsstätte für Sterne und Planeten – und ist dementsprechend eine beliebtes Forschungsobjekt für Astronom:innen. Der Orionnebel ist so hell, dass er sich in der dunklen Jahreszeit sogar mit bloßem Auge am Nachthimmel erkennen lässt.
Nun ist es Astronom:innen gelungen, mithilfe des James-Webb-Teleskops spektakuläre Aufnahmen des Orionnebels zu machen. Darin wurden neue Details sichtbar, wie etwa der Spiegel berichtet: Hunderte Objekte mit einer planetenähnlichen Masse. Sie treten zum Teil paarweise auf und scheinen bisherigen astronomischen Theorien grundlegenden zu widersprechen.
In zwei Studien, die auf einem Preprint-Server erschienen sind und zur Publikation in zwei Fachjournalen eingereicht wurden, bezeichnen die Forschenden die Gebilde als „Jupiter Mass Binary Objects“ – kurz „Jumbos“.
Eine ganz neue astronomische Kategorie?
Die im Orionnebel vorgefundenen Objekte stellen die Astronom:innen bezüglich ihrer Kategorisierung vor eine Herausforderung: Sie haben eine Masse zwischen dem 0,6 bis 13-fachen des Planeten Jupiter. Damit sind sie zu klein, um als Sterne durchzugehen.
Sie fallen aber auch nicht unter die Kategorie eines Planeten, da sie sich nicht innerhalb der Umlaufbahn eines Sterns befinden. Womöglich handele es sich um eine ganz neue astronomische Kategorie, berichten die Forschenden laut Spiegel. Zudem zeigen sie sich überrascht, dass die sogenannten „Jumbos“ überhaupt im Orionnebel entstanden sind.
Der Orionnebel ist die am nächsten an der Erde gelegene interstellare Wolke – er befindet sich etwa 1.300 Lichtjahre von der Erde entfernt. Bisher gingen Wissenschaftler:innen davon aus, dass Himmelskörper, die nicht mindestens die drei- bis siebenfache Masse des Jupiter besitzen, sich eigentlich nicht im Orionnebel formieren können.
„Jumbos“ sind etwa eine Million Jahre alt
„Die Physik sagt, dass sich so kleine Objekte in einem Nebel gar nicht ausbilden können. Wir wollten sehen, ob wir die Regeln der Physik durchbrechen können. Und ich glaube, das haben wir geschafft“, wird Mark McCaughrean, der an der Untersuchung beteiligt war, vom Spiegel zitiert.
Die „Jumbos“ im Orionnebel sind vermutlich etwa eine Million Jahre alt – und damit nach astronomischen Maßstäben sehr jung. An ihrer Oberfläche herrschen laut den Astronom:innen Temperaturen von ungefähr 1000 Grad Celsius. Ihre Atmosphäre besteht wohl aus Wasserdampf und Methan, ähnlich derer einiger Planeten.
Da die „Jumbos“ nicht um einen Stern kreisen, kühlen sie laut den Forschenden rasch aus und könnten so auch für die Entstehung von Leben kurzzeitig günstige Temperaturen aufweisen. Die Gasplaneten weisen kein Wasser auf, weshalb auf ihnen außerirdisches Leben nicht vermutet wird.
Neuentdeckung veranlasst Astronom:innen, bisherige Theorien zu überdenken
Auch, dass die neu entdeckten Himmelskörper zum Teil paarweise auftreten, überrascht die Astronom:innen. Zwar wurden kleine freischwebende Objekte bereits zuvor vereinzelt beobachtet, doch auch hier war noch unklar, wie sie entstanden sind. Eine Theorie geht etwa davon aus, dass sie womöglich aus der Umlaufbahn ihres Sterns geflogen seien.
Das paarweise Auftreten der Jumbos widerspricht dieser Theorie jedoch: „Wie kann man zwei Objekte in einer chaotischen Wechselwirkung aus der Umlaufbahn eines Sterns werfen und sie dann wieder zusammenfügen?“, kommentiert McCaughrean.
So veranlasst die Neuentdeckung der Astronom:innen mittels des James-Webb-Teleskops auch Matthew Bate, Leiter des Instituts für Astrophysik der Universität Exeter dazu, bisherige Annahmen zu überdenken: „Ich weiß nicht, wie man die große Anzahl von Objekten erklären kann, die die Forscher gesehen haben. Es scheint, dass wir in allen bisherigen Theorien etwas übersehen haben“, wird er vom Spiegel zitiert. Bate selbst hatte nicht an den Untersuchungen teilgenommen.
Verwendete Quellen: Spiegel, Arxiv.org (Studie 1), Arxiv.org (Studie 2)
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