Wie weit darf ein Witz gehen und wer darf ihn machen? Joyce Ilg bezieht Stellung nach ihrer Bemerkung zu K.O.-Tropfen und sorgt dabei wieder für Kritik. Hier erfahrt ihr, was passiert ist und wie ihr euch vor K.O.-Tropfen schützen könnt.
„Es tut mir leid. Es tut mir wirklich leid, wenn ich Menschen da draußen ernsthaft verletzt habe mit diesem Post.“ Eine Woche nach ihrem Witz über K.O.-Tropfen bezog Joyce Ilg in einem 12-minütigen Video Stellung und entschuldigte sich. Mit ihrem Witz wolle sie K.O.-Tropfen nicht verharmlosen. „Humor an sich bedeutet nicht, dass man das Thema nicht ernst nimmt.“
Einige User:innen kritisieren jedoch, dass Ilg in dem Video viel um den heißen Brei rede. Vor allem ein Aspekt sorgt für erneuten Unmut. Die Komikerin stellte die Frage: Wer darf solche Witze machen? Und nennt als Vergleich Witze über Behinderungen: „Es gibt so viele Behinderungen, an denen Menschen früher sterben. Ich hab viele Comedians erlebt, die darüber Witze gemacht haben, auch welche, die nicht selber Behinderungen haben. Und die aber nicht solche Shitstroms abbekommen haben.“ In den Kommentaren zeigen sich User:innen enttäuscht: „Sorry, ich komme hier wirklich nicht mehr mit: Verteidigst du gerade rape Gags damit, dass es Comedians gibt die ableistisch sind?“
Ilg erwähnte mehrfach, dass sie in einen Austausch gehen möchte und sie in der Zukunft noch Interviews und „ein paar andere Sachen“ geplant habe.
Der Post an Ostermontag von Joyce Ilg
An Ostermontag hatte Joyce Ilg ein Foto mit Komiker Luke Mockridge gepostet und kommentiert: „Hat irgendwer von euch Eier gefunden? Ich hab nur ein paar K.O. Tropfen bekommen.“ Ilg fügte im Nachgang ihrem Kommentar noch eine Ergänzung hinzu, in dem sie ihre Aussage verteidigte: „Mein Humor hat wenig Grenzen. Das war einfach nur ein lockerer Spruch“. Daraus entwickelte sich eine Debatte darüber, was Witz, Humor und Satire darf und wo die Grenze ist?
In den Kommentaren zu Joyce Ilgs Post sammelten sich kritische Bemerkungen, unter anderem auch von TV-Star Riccardo Simonetti: „Dein ‚Witz‘ ist schlimm genug, aber mit so wenig Empathie auf die völlig berichtigte Kritik zu reagieren, macht mich einfach nur traurig. Ich hoffe sehr, dass der Tag kommen wird, an dem du merkst, wie vielen Menschen solche Aussagen weh tun können“.
Kritik von Louisa Dellert und Sophie Passmann
Was darf Satire und Humor? Das fragte auch Moderatorin und Autorin Louisa Dellert in ihrer Story am Dienstag: „Für mich ist Humor einfach zu Ende, wenn dieser Witz Menschen nicht zum Lachen bringt, sondern Menschen zum Weinen bringt oder sie retraumatisiert. Und ich beobachte das immer wieder, dass es Menschen gibt, die absolut darauf scheißen, ob sie damit jemanden verletzen.“
Zusätzlich zu ihrer Story veröffentlichte Dellert ein Reel, in dem sie ein Plakat hochhält mit der Aufschrift: „Witze sind da, um Leute zum Lachen zu bringen“. In der Beschreibung heißt es dann weiter: „Und nicht, um Betroffene von sexueller Gewalt zu retraumatisieren. Witze sind auch nicht dafür geeignet, um sich über Frauen und ihren Lebensstil lustig zu machen & eine anschließende Hasswelle den Betroffenen gegenüber auszulösen. Vielleicht sollte man den eigenen Witz-Knigge mit dem heutigen gesellschaftlichen Wertekompass nochmal überprüfen. Vielleicht ist man aber auch gar kein Comedian auf YouTube oder RTL, wenn man andauernd andere Menschen verletzt.“
Auch Autorin und Feministin Sophie Passmann bezog Stellung zu Joyce Ilg. In einem Reel sagte sie: „Streng genommen darf man über alles Witze machen. Selbst über K.O.-Tropfen und Vergewaltigung, aber der Witz muss halt gut genug sein. Wenn man schon einen Witz macht, über etwas, das potenziell viele Leute verletzt, dann sollte man einen Witz machen, der überraschend ist, oder eine gute Wendung hat oder handwerklich toll geschrieben ist. Der Witz ist ja wirklich so schlecht, das ist ein Kündigungsgrund im Autorenraum.“ Passmann merkte aber auch an: „Vielleicht war es auch einfach eine geschmacklose Art einen besten Freund zu verteidigen“.
Denn im Post bezog sie sich auf Luke Mockridge, der in seinen früheren Programmen K.O.-Tropfen erwähnte und dafür hinterher heftig kritisiert wurde. Auch galten seine Gags als angeblicher Beweis für seine Schuld: Seine Ex-Freundin Ines Anioli hatte im vergangenen Jahr Vorwürfe der versuchten Vergewaltigung gegen den Komiker erhoben.
Die Gefahren von K.O.-Tropfen und Tipps zum Selbstschutz
Der Knackpunkt an der Aussage von Joyce Ilg ist, dass K.O.-Tropfen häufig im Zusammenhang mit sexuellen Übergriffen und Missbrauch an Frauen in Verbindung stehen. Die Tropfen machen ihre Opfer willenlos, manipulierbar oder bewusstlos. Eine hohe Dosis kann sogar zum Atemstillstand führen. Wenn die Betroffenen wieder zu sich kommen, haben sie meist keine Erinnerungen mehr an die Zeit unter dem Einfluss der Tropfen. Missbrauch bemerken die meisten nur anhand von Schmerzen oder Verletzungen. Verboten ist der (Ver-)Kauf in Deutschland nicht.
K.O.-Tropfen sind farblos, geruchlos und geschmacklos. Dadurch ist es fast unmöglich sie zu erkennen. Die Wirkung ähnelt zunächst einem Alkoholrausch und kann von Außenstehenden nur schwer unterschieden werden. Wie sich die Einnahme von K.O.-Tropfen anfühlt, hat die Journalistin Ariane Alter im Rahmen einer Puls-Reportage am eigenen Leib erfahren. In einem Selbstversuch und unter Aufsicht eines Rettungssanitäters hat sie eine ähnliche Substanz zu sich genommen und beschrieben, wie sie sich fühlt.
Was du im Ernstfall tun kannst und wie du dich schützen kannst, hat Funk in einem Post bei Instagram zusammengefasst. Beispielsweise solltest du dir bei Verdacht zeitnah ärztliche Hilfe aufsuchen und Beweise wie etwa deinen Urin sichern. Denn K.O.-Tropfen sind im Körper nur bis zu 12 Stunden nachweisbar. Außerdem ist es beim Ausgehen immer sinnvoll, eine Vertrauensperson um sich zu haben. Ihr kannst du sagen, wenn dir unwohl ist. Außerdem könnt ihr ausmachen, dass ihr euch nicht aus den Augen lasst und auf jeden Fall gemeinsam nach Hause geht.
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