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Keine Entwarnung: Deutschlands Sommer werden heißer und trockener

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnt vor heißen Sommern.
Foto: Patrick Seeger/dpa

Die Menschen in Deutschland müssen sich zunehmend auf Extremwetterereignisse infolge des Klimawandels einstellen. So lautet die klimatologischen Bilanz 2022 und Prognose des Deutschen Wetterdienstes (DWD).

Klima-Experten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) haben bei der klimatologischen Bilanz des Jahres 2022 vor den zunehmenden Einflüssen der Erderwärmung gewarnt. „Wir kommen raus aus der Komfortzone“, sagte Andreas Becker, Abteilungsleiter der Klimabeobachtung beim DWD, am Dienstag in Berlin. Mit starken Hitzewellen, Sonnenscheinrekorden und anhaltender Trockenheit sei das Jahr nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa unter den wärmsten seit Messbeginn gewesen. Wenn es um die Risikoabschätzung etwa von Extremwetter wie Starkregen geht, bietet der DWD mit neuen Daten Unterstützung für Kommunen und Katastrophenschutz.

Die Folgen der Klimaveränderung würden in Deutschland zunehmend negativ spürbar, sagte Becker mit Blick auf Waldbrände, Ernteausfälle und Trinkwasserreglementierungen, die mehrere Kommunen im vergangenen Sommer angeordnet hätten. Er verwies auf Zahlen des Robert Koch-Instituts, nach denen die wiederholten Hitzewellen im Sommer 2022 zu einer Übersterblichkeit von 4500 Menschen geführt hätten.

Mit Blick auf die bevorstehenden Sommer gibt der DWD, wie t-online berichtet, keine Entwarnung. Demnach werde es in vielen Regionen Deutschlands noch heißer und trockener werden, sowohl kurz- als auch langfristig. Die Sommermonate Juni bis August 2023 sollen dem Bericht zufolge im Vergleich mit den Jahren 1991 bis 2020 besonders im Südosten deutlich wärmer werden. Weiter heißt es, dass der DWD in den kommenden vier Jahren damit rechnet, dass sich dieser Trend sehr wahrscheinlich in der gesamten Bundesrepublik fortführt.

DWD-Experte: „Um jedes Zehntel Grad zu kämpfen“

„Es lohnt sich, um jedes Zehntel Grad zu kämpfen“, betonte Becker angesichts der Pariser Klimaziele zur Begrenzung der Erderwärmung. Deren Erreichen erscheint nach Angaben des DWD-Klima-Vorstands Tobias Fuchs kaum mehr möglich: „Zwei Grad sind noch irgendwie in Reichweite, aber 1,5 Grad sind weit weg.“

Während vor allem im Nordosten Deutschlands im vergangenen Jahr Dürre herrschte und die Bodenfeuchte in den tieferen Bodenschichten noch nicht ausreichend aufgefüllt ist, ist Stark- und Dauerregen ein anderes Wetterextrem, das bei steigender Erderwärmung häufiger auftreten kann. Wie dramatisch die Folgen sein können, erleben derzeit unter anderem die Menschen im Südosten Afrikas. Die Flutkatastrophe im Ahrtal im Jahr 2021 hatte auch in Deutschland viele Menschen aufgerüttelt. Stark- und Dauerregen gehörten zu den schadensreichsten Extremwetterlagen, sagte Fuchs.

„Es reicht nicht aus, sich auf Warnungen zu verlassen“

Die Niederschlagsprognosen des DWD hatten seinerzeit die gewaltige Niederschlagsfront ausgemacht und die Meteorologen hatten Unwetterwarnungen herausgegeben. Sie wurden aber nicht optimal genutzt. „Es reicht nicht aus, sich auf Warnungen zu verlassen“, sagte Fuchs. Auch Prävention sei notwendig beim Katastrophenschutz.

Fuchs betonte, es sei eine Kernaufgabe des Deutschen Wetterdienstes, zu analysieren, welche Risiken durch extreme Niederschläge für jede Region, jeden Ort in Deutschland aktuell und künftig bestehen. „Dank neuer Beobachtungsdaten und der Verknüpfung der Informationen von Bodenstationen und Wetterradar kann der DWD jetzt für jeden Ort in Deutschland die Starkregengefahr berechnen“, sagte er.

Damit sind Risikokarten zum Auftreten von Starkregen und Dauerregen möglich, etwa für den vorbeugenden Katastrophenschutz als Planungsgrundlage. Aber auch die Wasserwirtschaft sowie Bauingenieure und Städteplaner profitierten bei der angemessenen Dimensionierung von Kanalnetzen, Kläranlagen, Pumpwerken oder Rückhaltebecken davon, betonte Fuchs.

Aktuelle Wettergefahren besser einschätzen

So habe der DWD seine Daten mit der Bevölkerungsstatistik verbunden und könne so für die 15 bevölkerungsreichsten Städte zeigen, wie stark die Einwohner:innen von extremen Niederschlägen bisher betroffen waren. „Wir benötigen solche Lagebilder, in die alle zuständigen Institutionen ihre Erkenntnisse einspeisen, um aktuelle Wettergefahren richtig einzuschätzen und uns angemessen auf künftige Wettergefahren vorzubereiten“, sagte der DWD-Experte.

Auch für die Energiewirtschaft könne der DWD mit seinen Daten einen Beitrag zur Energiewende leisten, sagte Renate Hagedorn von der DWD-Wettervorhersage. Das betreffe etwa detailliertere Informationen über meteorologische Rahmenbedingungen, die sich im Klimawandel ändern, und über die regionalen Unterschiede bei Wind und Sonne. Durch eine enge Verzahnung von noch genaueren Vorhersagen mit der Netzsystemführung könnten jährlich Einsparungen in Millionenhöhe erreicht werden. Hier immerhin sei die rekordmäßige Sonnenscheindauer des vergangenen Jahres eines gute Nachricht gewesen: „2022 war ein Traumjahr für die Photovoltaik.“

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