Die Erderwärmung setzt den Weltmeeren zu. Doch weit muss man gar nicht reisen, um die Auswirkungen des Klimawandels zu beobachten. In Deutschland reicht schon der Blick in Richtung Ostsee.
Dass die Weltmeere inzwischen zu warm sind, ist wissenschaftlich belegt. Die Oberflächentemperatur der Ozeane etwa hat neue Rekordwerte erreicht. Im globalen Mittel liegt sie nach vorläufigen Daten der US-Plattform Climate Reanalyzer nun schon seit rund zwei Wochen bei 21,1 Grad – ein Wert, der in den rund 40 Jahren Aufzeichnung bis 2022 niemals erreicht wurde.
Doch weit muss man gar nicht reisen, um die Auswirkungen des Klimawandels zu beobachten. In Deutschland reicht schon der Blick in Richtung Ostsee, die ebenfalls unter der Erderwärmung leidet.
Sorgenkind Hering: So sehr leiden Fischbestände in der Ostsee
Wie die Tagesschau berichtet, liegt der Temperaturanstieg in der Ostsee über dem globalen Mittel. Durch die sehr kleinen Öffnungen über die Belte und Sunde im westlichen Teil der Ostsee, gelangt demnach nur noch wenig Frischwasser in das Meer.
Das wirkt sich auch auf die Fischbestände aus. „Die sind alle dünn. Die haben anscheinend nicht mehr genug zu fressen“, zitiert die Tagesschau einen Fischer, der nach seiner Fangfahrt die Plattfische beschreibt. Hering oder Dorsch hat der Mann gar nicht gefangen. Das hängt auch mit der Überfischung zusammen, insbesondere beim Hering.
Gleichzeitig setzt den Heringsbeständen das warme Wasser zu. Auf dem Fischereiforschungsschiff Clupea untersuchen Wissenschaftler:innen des Thünen-Instituts für Ostseefischerei seit Jahrzehnten die Entwicklung des aktuellen Heringsnachwuchs. Dem Bericht zufolge sinken durch das wärmere Wasser die Überlebenschancen Larven.
Eine Kettenreaktion negativer Einflüsse
Der Mechanismus dahinter: Heringslaven benötigen Phytoplankton, um zu wachsen. Das Futter entsteht jedoch bei viel Sonneneinstrahlung – also in der sommerlichen Jahreszeit. Der Hering jedoch schlüpft, sobald das Wasser warm ist. Und das passiert durch die Erderwärmung früher als sonst. Dann jedoch ist nicht genügend Phytoplankton verfügbar. Die Tiere verhungern.
Parallel dazu findet eine weitere Entwicklung statt. Der Eintrag von Dünger, Kläranlangen, Autoverkehr und Industrieabwässer verändern die Wasserqualität der Ostsee und lässt Algen wachsen, die das Wasser trüb machen und ihm Sauerstoff entziehen. Die Folge: Seegraswiesen, auf denen die Fische laichen, haben nicht genügend Licht, um zu wachsen. In den vergangenen 100 Jahren seien schon zwei Drittel aller Seegraswiesen in der Ostsee verschwunden. Ähnliches berichten Umweltschutzorganisationen auch vom Mittelmeer.
Könnte die Gründung eines Nationalparks eine Lösung sein?
Wir die Ostsee also bald ein Totes Meer? Eine Prognose dafür gibt es aktuell nicht. Der Meeresbiologe Philipp Schubert vom GEOMAR Helmholtz Zentrum für Ozeanforschung sagt laut Tagesschau, dass angesichts der Entwicklung größere Teile der Ostsee unter Schutz gestellt werden müssten. Dort, wo das bereits passiert sei, ließen sich positive Effekte beobachten.
Schleswig-Holsteins Umweltminister, Tobias Goldschmidt (Grüne), möchte genau das und die bestehenden Schutzgebiete in der Schleswig-Holsteinischen Ostsee zusammenziehen. Dadurch, so der Vorstoß, könnte ein Nationalpark entstehen. Doch Interessengruppen wie zum Beispiel aus der Tourismusindustrie, oder der Landwirtschaft sind dagegen. Sie haben Sorgen vor finanziellen Einbußen.
Quelle: Tagesschau, Climate Reanalyzer
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