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KFC auf Platz 1: Masthuhn-Report vergleicht Tierwohl von 15 Fast-Food-Ketten

Masthuhn-Report
Foto: CC0 / Unsplash - Tarikul Raana // Albert Schweitzer Stiftung für/Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt/obs

Der Masthuhn-Report 2023 liefert ein enttäuschendes Bild. Die wenigsten Fast-Food-Ketten halten sich auch nur ansatzweise an die Masthuhn-Initiative, die für besseres Tierwohl sorgen soll. KFC landet zwar auf Platz 1, doch die Messlatte dafür ist niedrig. Eine Einordnung.

Masthühnern in Massentierhaltung geht es schlecht. Daran ändern auch die in Deutschland geltenden Tierschutz-Standards nicht. Aus diesem Grund hat die Albert Schweitzer Stiftung die Europäische Masthuhn-Initiative gegründet. Gemeinsam mit über anderen 30 Nichtregierungsorganisationen hat sie bessere Haltungsbedingungen definiert, die „an den gravierendsten Tierschutzproblemen“ in der Hühnermast ansetzen, wie es auf der Website der Initiative heißt.

Laut Angaben der Stiftung haben sich bereits 600 Unternehmen dazu verpflichtet, die Kriterien umzusetzen, allein 100 davon in Deutschland. Doch wie der jährlich von der Masthuhn-Initiative veröffentlichte Masthuhn-Report zeigt, hinkt die tatsächliche Umsetzung den Zielen hinterher.

Die Ergebnisse des Masthuhn-Reports 2023

Kentucky Fried Chicken (KFC) ist wohl das letzte Unternehmen, das man an der Spitze eines Hühnerwohl-Rankings erwarten würden. Schließlich hat der Fast-Food-Riese riesige Eimer voller frittierter Hühnchen zu seinem Markenkern gemacht. Doch im Vergleich mit den anderen Restaurant-Ketten im Ranking schneidet KFC mit einer Bewertung von 75 Prozent am besten ab. Danach folgen Domino’s (69 Prozent) und Subway (60 Prozent). 4 von 15 untersuchten Firmen, darunter Burger King und Starbuck’s haben die schlechteste Bewertung überhaupt erhalten: 0 Prozent.

Das komplette Ranking gestaltet sich wie folgt:

  • KFC: 75 %
  • Domino’s: 69 %
  • Subway: 60 %
  • Dean & David: 50 %
  • Hans im Glück: 50 %
  • L’Osteria: 50 %
  • Peter Pane: 50 %
  • Vapiano: 50 %
  • Ikea: 47 %
  • Pizza Hut: 47 %
  • McDonald’s: 5 %
  • Autogrill: 0 %
  • Burger King: 0 %
  • Call a Pizza: 0 %
  • Starbucks: 0 %

Was das Ranking wirklich aussagt

Das Ranking ist ohne Kontext etwas irreführend. Denn die Prozentwertung setzt sich aus zwei Teilen zusammen: Nur 50 Prozent werden für die tatsächliche Umsetzung und Berichterstattung verliehen. Die restlichen 50 Prozent erreicht ein Unternehmen durch Selbstverpflichtung und Zielsetzung. Im Klartext heißt das: Ein Unternehmen, dass sich zu allen Kriterien der Masthuhn-Initiative verpflichtet und kein einziges davon umsetzt, landet in der Gesamtwertung bei 50 Prozent.

Tatsächlich trifft das auf alle Firmen zu, die schlechter als Platz 3 platziert sind. Nur KFC, Domino’s und Subway haben die Ziele teilweise umgesetzt und darüber berichtet. Zwar nutzt der Masthuhn-Report ausschließlich von Unternehmen veröffentlichte Informationen, weshalb es theoretisch sein kann, dass Firmen mehr Standards einhalten, als die Wertung widerspiegelt. Die Initiative schreibt aber im Report: „Alle am Ranking beteiligten Unternehmen wurden vorab informiert und hatten die Möglichkeit, fehlende und öffentlich einsehbare Informationen nachzureichen.“

Was sind die Kriterien fürs Ranking?

Die Kriterien sowohl für die Selbstverpflichtung und Zielsetzung als auch für die Umsetzung und Berichterstattung sind folgende:

  • Besatzdichte: Es sind maximal 30 Kilogramm (also bis zu 20 Tiere) pro Quadratmeter erlaubt.
  • Weniger Überzüchtung: Es muss eine Einschränkung der Überzüchtung geben
  • Licht und Beschäftigung: Die Hühner brauchen eine Beleuchtung mit einer Stärke von 50 Lux, eine zwei Meter lange Sitzstange pro 1.000 Tiere und zwei Gegenstände zum Picken pro 1.000 Tiere.
  • Keine Käfige: Es dürfen keine Käfige verwendet werden.
  • Betäubung: Die Betäubung vor der Schlachtung muss in kontrollierter Atmosphäre mittels kaum wahrnehmbarer Gase oder mehrstufiger CO2-Systeme oder durch effektive elektrische Betäubung ohne Kopfüberhängen durchgeführt werden.
  • Auditing: Es müssen Audits, also Überprüfungen, durch Dritte stattfinden.

Zum Vergleich: Die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (TierSchNutztV) erlaubt eine Besatzdichte von bis zu 39 Kilogramm (bis zu 26 Tiere) pro Quadratmeter und verlangt nur 20 Lux für die Beleuchtung. Außerdem ist Betäubung mit für die Tiere stressvollem Kopfüberhängen erlaubt und Käfige, Überzüchtung oder Audits werden darin nicht erwähnt.

Warum Platz 1 von KFC ist nicht viel wert ist

KFC kommt auf eine Wertung von 75 Prozent. Doch 50 Prozentpunkte davon entfallen auf die Selbstverpflichtung und Zielsetzung in Einklang mit den Kriterien der Masthuhn-Initiative. Bei der Umsetzung und Berichterstattung erreicht der Fast-Food-Betrieb nur die Hälfte der möglichen Punkte.

Ein genauer Blick auf die einzelnen Kriterien zeigt, wie viel Verbesserungspotential selbst der Bestplatzierte im Ranking noch vor sich hat: Bei den Kriterien „Keine Käfige“ und „Auditing“ erreicht KFC 100 Prozent, bei „Betäubung“ immerhin 45 Prozent. Doch bei „Weniger Überzüchtung“ (9 Prozent), Licht & Beschäftigung (8 Prozent) sowie Besatzdichte (1 Prozent), steht auch dieses Unternehmen noch schlecht da.

Utopia meint: Es gibt keine gute Massentierhaltung

Selbst wenn ein Unternehmen alle Kriterien der Masthuhn-Initiative erfüllen sollte, hieße das dennoch nicht, dass die Hühner dort ein schönes, glückliches Leben hätten. 20 Tiere pro Quadratmeter sind immer noch viel zu viele, eine zwei Meter Sitzstange kann niemals für 1000 Tiere ausreichen und eine schonende Betäubung ändert nichts daran, dass die Hühner anschließend getötet werden.

Die Kriterien der Masthuhn-Initiative sind zwar strenger als die rechtlichen Vorgaben, setzen die Messlatte aber immer noch zu niedrig: Massentierhaltung bleibt Massentierhaltung und sollte in einer fortschrittlichen Gesellschaft, die jede Menge pflanzliche Alternativen bietet – welche obendrein besser fürs Klima sind – keinen Platz haben.

Verwendete Quellen: Masthuhn-Initiative, Masthuhn-Report 2023, TierSchNutztV

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