Viele Menschen googlen ihre Krankheitssymptome vor einem Besuch in der Arztpraxis. Um dabei zu einem hilfreichen Ergebnis zu kommen, gilt es einiges zu beachten.
Krankheitssymptome zu googeln ist für viele ein gängiger Weg, um sich auf einen Arzttermin vorzubereiten. Manche vermeiden den Gang zur Praxis auch ganz, indem sie sich mithilfe des Internets selbst diagnostizieren. Susanne Punsmann von der Verbraucherzentrale NRW betont jedoch, dass eine Internetrecherche keinen Arztbesuch ersetzen könne. „Wir raten davon ab, Selbstdiagnosen zu stellen“, wird sie von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) zitiert. Es könne ihr zufolge sogar negative Auswirkungen haben, Symptome online zu suchen. Vor allem für die Psyche könne es eine Belastung sein, Gesundheitsinformationen aus dem Internet in die Diagnose der vermeintlichen Krankheit einfließen zu lassen. Die Verbraucherschützerin warnt vor Fehlern, die Menschen häufig unterlaufen, die nach Symptomen mit der Internet-Suchmaschine Google suchen.
Häufige Fehler beim Googlen von Symptomen
Im Internet gibt es unzählige und oftmals widersprüchliche Informationen zu den Themen Gesundheit und Krankheit. Um trotzdem zu einem schlüssigen Ergebnis zu kommen, sollte man die folgenden Fehler möglichst vermeiden:
- Webseiten nutzen, die Werbung für eigene Produkte machen: Im Internet gibt es inzwischen viele Webseiten mit Artikeln zu verschiedenen Krankheitsbildern, die auf den ersten Blick medizinisch fundiert erscheinen. Sobald eine Behandlung jedoch an ein bestimmtes Produkt geknüpft wird, empfiehlt die Verbraucherschützerin Punsmann misstrauisch zu werden. Dies weise darauf hin, dass die Betreiber:innen der Seite nicht unbedingt die Interessen der Hilfesuchenden vertreten, sondern in erster Linie wirtschaftlich motiviert sind.
- Selbstdiagnose mithilfe von Social Media: Sogenannte Medfluencer:innen auf TikTok und Instagram haben sich auf kurze Videos spezialisiert, in denen sie Follower:innen Tipps zu verschiedenen Gesundheitsthemen geben. Häufig empfehlen sie dabei bestimmte Produkte, wobei jedoch nicht ersichtlich wird, ob es sich um eine persönliche Empfehlung oder eine bezahlte Werbepartnerschaft mit Hersteller:innen handelt. Viele Medfluencer:innen seien laut Punsmann „gut aussehende junge angehende Ärzte, die noch keine Beratungskompetenz haben.“ Ihre Tipps seien außerdem oftmals zu undifferenziert und es fehlen Hinweise zu Dosierung, Nebenwirkungen sowie zu Vorsicht bei Vorerkrankungen und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten.
- Sich auf unzureichende Online-Siegel verlassen: Auf dem Videoportal Youtube können Kliniken, Ärzt:innen und Psychotherapeut:innen neuerdings das Youtube-Health-Siegel beantragen, eine neue Funktion, die ihre Kanäle als medizinisch legitim ausweist. Um das Siegel zu bekommen, müssen Ärzt:innen beispielsweise ihre Approbation nachweisen. Weiterhin müssen die Kanäle bestätigen, dass ihre Inhalte „wissenschaftlich fundiert, objektiv, transparent, rechenschaftspflichtig, inklusive und gerecht“ sind. Inwieweit Youtube dies überprüfen kann, ist dabei jedoch noch unklar, so die Kritik an dem Siegel.
- Selbstdiagnose mithilfe von Foren: Selbsthilfe-Foren sind ein Weg, um sich über Krankheitsbilder und mögliche Behandlungen auszutauschen. In den Foren schreiben jedoch hauptsächlich medizinische Laien und es geht primär um persönliche Erfahrungen, die nicht auf jede Person mit denselben Symptomen übertragbar sind. Daher hält die Verbraucherschützerin einen Arztbesuch für unerlässlich. Ihr zufolge dürfen Berater:innen in solchen Foren nur allgemeine Aussagen tätigen, die nicht für alle Menschen universell anwendbar sind.
Symptome googlen: So geht es besser
Wenn man sich trotz der vielen Missinformationen im Internet über ein Krankheitssymptom kundig machen möchte, gibt es Wege, mit denen man zuverlässiger zu einem Ergebnis kommt:
- Präzise Stichworte verwenden: Malte Fritsche Referent für die Digitalisierung des Gesundheitswesen bei Bitkom hat eine andere Einstellung zur Online-Suche von Krankheitssymptomen. Er ist der Meinung, wenn man Symptome googelt, sollte man allgemeine Stichworte wie zum Beispiel „Kopfschmerz“ vermeiden. Stattdessen seien so spezifische und differenzierte Angaben wie möglich sinnvoll.
- Unabhängige Webseiten nutzen: Für das Recherchieren von Symptomen sollte man laut Fritsche generell nur unabhängige Webseiten nutzen, die keine wirtschaftlichen Interessen verfolgen. Dazu gehören beispielsweise Seiten der Bundesregierung oder der Verbraucherzentrale. Generell sollte man bei jeder Webseite zudem die Quellenlage überprüfen und sichergehen, dass die Quellen aktuell sind und sich möglichst auf wissenschaftliche Studien beziehen.
- Symptomchecker-Webseiten und Apps: Fritsche zufolge gibt es medizinisch zertifizierte Webseiten und Apps, die auf eine Diagnose mithilfe der Angabe von Symptomen ausgerichtet sind. Ihre Legitimität ist an einem CE-Siegel zu erkennen. Sie ersparen einem durch systematische Fragen eine langwierige Google-Recherche.
- Online-Sprechstunden mit Ärzt:innen vereinbaren: Eine weitere Möglichkeit, zu einer zuverlässigen Online-Diagnose zu kommen, sind Online-Sprechstunden mit Fachärzt:innen. Diese sind meist per App buchbar und ermöglichen eine zeitnahe ärztliche Konsultation ohne Zeit im Wartezimmer. Ein Beispiel ist der Service dieser Hautärzt:innenpraxis.
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