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Lanz zu Unternehmer Otto: „Sie leben doch davon, dass Menschen Dinge wegwerfen!“

Markus Lanz diskutiert mit Unternehmer Michael Otto im ZDF.
Foto: Screenshot ZDF

Nachhaltigkeit und Wachstum: Für den „Versandhaus-König“ Michael Otto ist das vereinbar. Klimaaktivistin Carla Reemtsma sieht das kritisch. Beide diskutierten im ZDF-Talk bei Markus Lanz. Auch der Moderator konfrontierte den Unternehmer.

Wie lassen sich Konsum und Nachhaltigkeit vereinbaren? Über diese Frage diskutierten am Dienstagabend bei Markus Lanz unter anderem die Klimaaktivistin Carla Reemtsma und Unternehmer Michael Otto. Der sogenannte „Versandhaus-König“ geriet dabei in Bedrängnis, da Lanz sein Geschäftsmodell hinterfragte.

Otto, der die Otto Group zu einem weltweiten Internethandel ausbaute, erklärte in der ZDF-Sendung, dass Unternehmen nicht nur von Nachhaltigkeit sprechen dürften. Sie müssten auch handeln: „Ich bin jemand, der überlegt, was wir tun müssen, und dann auch anfängt zu handeln“, so der 80-Jährige. Auf die Frage, ob er sich eher bei Fridays for Future oder der Letzen Generation, die vor allem durch Straßenblockaden auffällt, engagieren würde, entgegnet Otto:  Aggressive Aktionen würden vom eigentlichen Thema ablenken. „Das dient der Sache überhaupt nicht. Fridays for Future hat durch friedliche Proteste schon jetzt unheimlich viel Veränderung gebracht.“

Lanz über Fast Fashion: „eine sehr schädliche Industrie“

Reemtsma verweist darauf, dass neben zivilem Aufbegehren ein systematischer Wandel stattfinden müsse. Dass nur rund Hundert Konzerne für mehr als die Hälfte der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich sind, würde den Irrglauben entlarven, dass Privatpersonen die Welt retten müssten. Solch ein falsches Versprechen sei laut der Klimaaktivistin: „Wir können alle ganz allein die Klimakrise aufhalten, indem wir noch eine Bambuszahnbürste kaufen.“

Auch Lanz geht auf das Konsumverhalten von Verbraucher:innen ein – und die Industrie, die dahinter steht. Ein Beispiel: Fast Fashion, auch als Wegwerfmode bekannt. Schnell produziert, meist schnell verschlissen. Seit Jahrzehnten wird über die Umweltverschmutzung und die Menschenrechtsverletzungen der Modebranche berichtet – „es ist insgesamt eine sehr schädliche Industrie“, resümiert Moderator Lanz.

Mehr zum Thema: Fast Fashion: Diese 3 Fragen gewöhnen uns Wegwerfmode ab

Klimaaktivistin Reemtsma widerspricht Unternehmer Otto

Unternehmer Otto stimmt dem grundsätzlich zu, sagt aber an anderer Stelle, dass es bei den Kund:innen keine Bereitschaft mehr gebe, „für mehr Nachhaltigkeit auch mehr zu bezahlen“. Schließlich wären Unternehmen darum bemüht, zu konkurrenzfähigen Preisen klimafreundliche Produkte herzustellen. Reemtsma widerspricht entschieden: Dies sei ihrer Meinung nach so nicht möglich. Wachstum, so Reemtsmas Argument, sei global mit mehr Ressourcenverbrauch und Emissionen verbunden.

Otto stellt klar, dass man keine Wegwerfware produzieren wolle. „Wir müssen weg von der Wegwerfgesellschaft“, sagt er. Doch Lanz will das so nicht stehen lassen. „Aber sie leben doch davon, dass Menschen Dinge konsumieren und auch wegwerfen!“, hakt der Moderator nach. Der Unternehmer wiederholt: Man habe kein Interesse mehr daran, dass Menschen Ware minderer Qualität kaufen, die häufig ersetzt werden müsse. Vielmehr sei das Ziel, „immer bessere Produkte und Geräte anbieten, die reparatur- und recyclingfähig sind.“ Otto nennt das „qualitatives Wachstum“.

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