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Laut Studie doch kein Generationenkonflikt – sind Ältere Jüngeren dankbar?

Generationenkonflikt
Foto: CC0 Public Domain / unsplash - Markus Spiske

Wird der Konflikt zwischen jüngeren und älteren Menschen nur aufgebauscht? Laut einer neuen Studie sind sich die Generationen ähnlicher als gedacht.

Zwischen „Boomern“ und der „Gen Z“ gibt es – entgegen gängiger Vorurteile – keinen Generationenkonflikt. Zu diesem Ergebnis kommt die Trendstudie „Jugend in Deutschland“ von den Jugendforschern Simon Schnetzer und Klaus Hurrelmann sowie des Politikwissenschaftlers Kilian Hampel ergeben, die am Dienstag vorgestellt wurde. Unter „Boomern“ versteht man Angehörige der Geburtenjahrgänge zwischen 1946 und 1964 geboren wurden. Die „Gen Z“ besteht aus Menschen, die zwischen 1997 und 2012 zur Welt kamen.

Werteorientierung durch die Generationen ähnlich

Für die halbjährlich durchgeführte Trendstudie wurden zwischen Februar und März 1.012 Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 14 bis 29 Jahren online befragt. Um mögliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Generationen herauszuarbeiten, wurden bei der Befragung erstmals auch mittlere Altersgruppen von 30 bis 49 Jahren (1.015 Teilnehmer:innen) und 50 bis 69 Jahren (1.023 Teilnehmer:innen) einbezogen. Bei allen Fragen waren Mehrfachantworten möglich.

Die Trendstudie kommt zu dem Schluss, dass die Generationen bei der Werteorientierung weitgehend übereinstimmen. Zu den drei wichtigsten Werten zählen bei allen Altersgruppen dieselben: Familie, Gesundheit und Freiheit. Auch bei der Frage, welche drei Eigenschaften den Teilnehmer:innen im Kontakt mit anderen Menschen besonders wichtig sind, gibt es Einigkeit: An erster Stelle nennen alle Befragten Ehrlichkeit, gefolgt von Zuverlässigkeit und Hilfsbereitschaft.

„Die ganzen Vorurteile, die da im Raum stehen, sind einfach nicht berechtigt“, sagt Hurrelmann. Im Gegenteil: Es gebe heute eine sehr enge Beziehung zwischen Eltern und ihren jugendlichen Kindern. „Man lebt in einer sehr toleranten Beziehung zueinander und hat auch einen engen Austausch.“ Für viele junge Menschen seien die Eltern Vorbilder.

Den jungen Menschen dankbar?

Auch in Bezug auf die Arbeit hegen die Befragten ähnliche Wünsche – über Generationen hinweg. Wie der Tagesspiegel mit Bezug auf die Studie berichtet, streben Menschen nach einer „guten Arbeitsatmosphäre„, „guten Vorgesetzten“ und einer „guten Balance von Arbeit und Freizeit„. Ein medial verbreitetes Vorurteil gegenüber der jungen Generation ist, dass diese Menschen angeblich nicht arbeiten wollen. Ältere Menschen, die sich dagegen echauffieren, gibt es laut Studie jedoch nur vereinzelt. Wie der Tagesspiegel schreibt, sei sogar anzunehmen, dass ältere Menschen den Jüngeren für ihr „anspruchsvolles Auftreten auch dankbar sind“.

Junge Menschen stärker durch Krisen belastet

Menschen aller Generationen haben laut Studie außerdem ähnliche Sorgen. Die junge Generation sorgt sich mit einem Anteil von 63 Prozent am meisten um die Inflation, gefolgt vom Krieg in Europa (59 Prozent) und dem Klimawandel (52 Prozent). Bei den 30- bis 49-Jährigen nehmen ebenfalls Inflation (64 Prozent) und Krieg (62 Prozent) die ersten beiden Plätze ein. Die größte Sorge der 50- bis 69-Jährigen ist derzeit der Krieg (72 Prozent), gefolgt von Altersarmut (65 Prozent). „Die Sorgen sind sehr ähnlich, belasten aber verschieden“, resümiert Schnetzer.

Aus der Studie geht auch hervor, dass sich Menschen im Alter von 14 bis 29 Jahren durch aktuelle Krisen psychisch deutlich stärker belastet fühlen als Menschen älterer Generationen. Fast die Hälfte (46 Prozent) aller 14- bis 29-Jährigen leidet unter Stress, während das bei den 50- bis 69-Jährigen nur auf jede:n Fünfte:n (20 Prozent) zutrifft. Dabei seien die Stresswerte bei den Jungen in den letzten eineinhalb Jahren gestiegen, sagte Hurrelmann bei der Vorstellung der Ergebnisse. Auch fühlen sich mehr junge als alte Menschen erschöpft (35 Prozent im Vergleich zu 25 Prozent) und haben häufiger Selbstzweifel (33 Prozent im Vergleich zu 11 Prozent). Der Anteil an jungen Menschen, die unter Hilflosigkeit (14 Prozent) und Suizidgedanken (6 Prozent) leiden, ist seit der jüngsten Befragung im Herbst 2022 leicht gesunken, liegt aber immer noch über dem Vor-Corona-Niveau.

„Heute ist die Lebensplanung äußerst komplex“, sagte Hurrelmann. Nach dem Schulabschluss gebe es eine Fülle an Berufs- und Studienoptionen – junge Menschen müssten viele Entscheidungen auf einmal treffen. „Das verunsichert und führt auch zu dem hohen Niveau an Stress und Belastung“. Erschwerend kommt nach Angaben des Jugendforschers unter anderem hinzu, dass vielen Jungen bewusst ist, dass sie viel mehr für ihren Wohlstand tun müssten als die ältere Generation.

Erwartungen an die Zukunft führen zu psychischen Belastungen

Auch die hohen persönlichen Erwartungen an ihre Zukunft führen laut den Studienautoren dazu, dass die psychische Belastung bei jungen Leuten deutlich höher ist als bei älteren. Die aktive Gestaltung ihres privaten und beruflichen Lebens stünde ihnen im Unterschied zu den älteren Generationen noch bevor. Die 50- bis 69-Jährigen hingegen könnten auf eine wirtschaftlich erfolgreiche Lebensgestaltung zurückblicken und hätten gelernt, mit Anspannungen und Belastungen umzugehen. Zudem haben sie den Umfrageergebnissen zufolge zurückhaltendere Erwartungen an ihr weiteres Leben.

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