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Lebendiger Wurm im Gehirn: Warum das nicht so besonders ist

Lebendiger Wurm in Gehirn einer Frau entdeckt
Foto: Emerging Infectious Diseases/AAP/dpa

In einem Krankenhaus haben Ärzt:innen einen lebendigen, acht Zentimeter langen Rundwurm aus dem Kopf einer Australierin entfernt. Fachleute sprechen vom „ersten menschlichen Fall von Ophidascaris“. Dabei sind Wurminfektionen des menschlichen Gehirns nicht außergewöhnlich.

Die Meldung eines lebendigen Wurms, der im Gehirn einer Australierin entdeckt worden ist, sorgte für medizinisches wie mediales Aufsehen. Laut den Fachleuten, die den Fund des Parasiten in einer Studie im Fachmagazin Emerging Infectious Diseases publik machten, sei dies der „erste menschliche Fall von Ophidascaris, der weltweit beschrieben wird“.

Normalerweise kommt der Wurm der Spezies Ophidascaris robertsi in Pythons vor. Doch ganz so ungewöhnlich ist der Fund nicht, wie Spektrum einordnet. Denn: Parasitäre Würmer würden „immer mal wieder“ ins Gehirn eindringen. Tatsächlich ist das vor allem in Ländern der Fall, in denen Menschen der Zugang zu hygienischen Standards fehlt.

Spektrum schildert, dass sich die Symptome der Australierin, „neural larva migrans“ genannt, denen ähneln, die auch von Spulwürmern ausgelöst werden, die Menschen befallen.

Einige parasitäre Würmer dringen ins Gehirn ein

Die Patientin aus dem Bundesstaat New South Wales hatte Anfang 2021 zunächst über wochenlange Bauchschmerzen und Durchfall gefolgt von trockenem Husten und Nachtschweiß geklagt. Ein Jahr später gehörten auch Vergesslichkeit und Depressionen zu ihren Symptomen. Die Frau wurde daraufhin ins Krankenhaus von Canberra überwiesen. Eine MRT-Untersuchung ihres Gehirns ergab schließlich Anomalien, die eine Operation nötig machten. Eine Biopsie brachte schließlich ein wurmartiges Objekt zum Vorschein. Nachdem der Parasit entfernt worden war und die Frau Medikamente gegen eventuelle weitere Larven erhalten hatte, verschwanden die Symptome wieder.

Zirka ein Fünftel der Weltbevölkerung ist mit dem menschenbefallenden Spulwurm infiziert. Regelmäßig würden sich Menschen über Tiere mit Spulwürmern anstecken; diese seien bei ihren Wirten „flexibel“, schreibt Spektrum.

Dem Bericht und MSD Manual zufolge löst eine beträchtliche Bandbreite an parasitären Würmern neurologische Störungen aus, indem sie in das zentrale Nervensystem des Menschen eindringen. Ein Beispiel ist der Waschbärspulwurm, der für Hirnhautentzündungen verantwortlich sein kann – sowie der Schweinebandwurm, der vor allem in der westlichen Hemisphäre neurologische Anomalien auslöst. Seine Larven wandern in das menschliche Gewebe, inklusive Gehirn oder Rückenmark.

Verdacht, wie sich die Frau angesteckt hat

Auch der im menschlichen Hirn gefundene Python-Spulwurm, Ophidascaris robertsi, geht auf einige Säugetiere über. Der Mensch galt nur bislang als nicht gefährdet, die Dunkelziffer derjenigen, die unentdeckt bleiben, könnte allerdings höher sein.

Im Fall der Australierin haben die Forschenden einen konkreten Verdacht, wie der Wurm in ihren Organismus gelangt sein könnte. Die Frau wohne in einem Seengebiet, in dem auch Teppichpythons lebten. Obwohl sie keinen direkten Kontakt mit Schlangen gehabt habe, sammele sie häufig heimische Wildpflanzen und Gräser rund um die Seen, um sie zum Kochen zu verwenden. Die Forschenden gehen davon aus, dass eine Python möglicherweise Parasiten-Eier über ihren Kot ins Gras ausgeschieden hat. Die Patientin habe sich wahrscheinlich infiziert, nachdem sie das Gras berührt und die Wurm-Eier auf Lebensmittel oder Küchenutensilien übertragen habe.

Um Spulwürmer und ihre Eier zu vermeiden, raten Expert:innen dazu, frisches Obst und Gemüse zu waschen, Hände regelmäßig zu reinigen und unreines Trinkwasser zu meiden.

Quelle: Spektrum, MSD Manual, Material der dpa

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