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Letzte Generation: Aktivist:innen verpassen Gerichtstermin – weil sie Fernreise machen

Letzte Generation: Aktivist:innen verpassen Gerichtstermin – weil sie Urlaub auf Bali machen
Foto: Oliver Berg/dpa

Statt vor Gericht zu erscheinen, sind zwei Aktivist:innen der Letzten Generation in den Urlaub nach Bali geflogen, heißt es einem Bericht zufolge. Die Kritik daran ließ nicht lange auf sich warten – doch gibt es auch Stimmen, die die Betroffenen verteidigen. Die Protestgruppe selbst spricht von einem Aufenthalt in Thailand.

Weil sie vergangenes Jahr im September in Stuttgart mit anderen Aktivist:innen den Berufsverkehr auf der B 10 blockiert hatten, wurden zwei Klimaschützer:innen der Letzten Generation wegen Nötigung angezeigt. Vor Kurzem sollten die 22-Jährige und der 24-Jährige einen Gerichtstermin am Amtsgericht in Bad-Canstatt wahrnehmen, doch sie erschienen nicht. Dem Richter ließ man mitteilen, dass sie sich im Urlaub auf Bali befänden.

Die Nachricht brachte der Letzten Generation vor allem Kritik ein. Ein Sprecher der Protestgruppe teilte der Bild-Zeitung zufolge mit, die Aktivist:innen hätten „den Flug als Privatleute gebucht, nicht als Klimaschützer. Das muss man auseinanderhalten“.

Mittlerweile gab die Letzte Generation auf Twitter bekannt, dass sich einer der Aktivist:innen in Thailand befindet, „um dort mit seiner Freundin viele Monate zu bleiben“. Darüber hinaus sei sein Fernbleiben „mit dem Gericht abgesprochen“. Sich politisch gegen den Klimakollaps zu engagieren und dabei das eigene Leben umzustellen, gehe oft Hand in Hand, so die Protestgruppe. Solch eine Lebensumstellung sei aber keine Voraussetzung für den Protest.

Letzte Generation: Kritiker:innen werfen Aktivist:innen Doppelmoral vor

In Berichterstattung und den sozialen Medien ließ die Kritik an der Meldung nicht lange auf sich warten. Die Bild-Zeitung titelte mitunter: „Unsere Straßen blockieren, aber Langstrecke fliegen – Die verlogene Welt der Klima-Kleber“. Ein Redakteur des Tagesspiegels rechnete vor: „Ein Flug von Deutschland nach Bali verbraucht wohl fünf Mal so viel CO2 (7 Tonnen) wie ein Jahr Auto (1,4 Tonnen) fahren.“

Der parlamentarische Geschäftsführer der FDP, Torsten Herbst, erklärte auf Twitter: „Klimakleber und ihre Doppelmoral. Es ist schon bemerkenswert, dass man erst Berufspendler im Namen des Klimaschutzes nötigt, dann aber selbst entspannt in den Flieger nach Bali steigt.“

„Warum habt ihr damals eigentlich nichts gegen die Klimakrise unternommen?“

Doch neben Spott und Kritik gab es auch andere Reaktionen. Auf Twitter kritisierte ein User den Blick auf das Individualverhalten der Aktivist:innen. Er witzelte: „‚Warum habt ihr damals eigentlich nichts gegen die Klimakrise unternommen?‘ – ‚Es war allen klar, dass wir sofort handeln müssen – doch dann sind zwei Klimaaktivisten mit der Ausrede ‚Flug als Privatleute gebucht, nicht als Klimaschützer‘ nach Bali geflogen und das war es dann.'“

Der Autor El Hotzo schrieb ironisch: „Klimaaktivist*innen, die nach Bali fliegen? Was kommt als Nächstes? Autokonzerne, die mit Umweltschutz werben?“

Ein weiterer User argumentierte für die Protestbewegung. Er betonte, dass es darum gehe ,systemische Veränderungen herbeizuführen, statt individuell zu besserem Handeln zu drängen. „Wer glaubt die Klimabewegung würde uns mit moralischen Geboten individuell zu besseren Handlungen drängen wollen, hat nichts verstanden“, lautet seine Kritik an der Kritik.

„Widerstand wird größer als je zuvor“

Zuletzt kündigte die Letzte Generation an, ihre Proteste massiv auszuweiten. „Der Widerstand wird größer als je zuvor“, sagte Aimée van Baalen, eine Sprecherin der Gruppe. „Wir werden massiv auf die Straßen gehen.“ Ab 6. Februar sollten Protestaktionen „in allen Regionen Deutschlands“ stattfinden. „Wir werden an so vielen Stellen wie möglich den Alltag in dieser Republik unterbrechen.“ Man wolle die Störungen „in jede Stadt und jedes Dorf tragen mit immer mehr Menschen“. Wie genau die Aktionen aussehen sollen, sagte die Gruppe nicht.

Vor rund einem Jahr am 24. Februar 2022 hatte die Gruppe in Berlin zum ersten Mal eine Straße blockiert. Es folgten zahlreiche Blockaden auf Autobahnen mit langen Staus sowie Störungen in Museen und Ministerien. Auch unterstützte die Protestgruppe die Besetzung des Dorfes Lützerath an der Tagebaukante von Garzweiler II.

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