Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kürt auch 2023 wieder die „dreisteste Umweltlüge des Jahres“. Fünf Unternehmen stehen mit ihren Produkten zur Wahl. Abgestimmt werden kann bis zum 10. September.
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) ruft auch in diesem Jahr wieder zur Abstimmung auf: Verliehen wird der Goldene Geier 2023 für die „dreisteste Umweltlüge des Jahres“. Aus hunderten Nominierten haben es dieses Jahr fünf Unternehmen mit ihrem jeweiligen Produkt auf die Shortlist geschafft: McDonald’s, Lidl, Vattenfall, Costa Cruises und Klima Kraftstoffe.
Noch bis zum 10. September können Bürger:innen für den Preisträger des Goldenen Geiers 2023 abstimmen – zum Voting geht es hier entlang. Verliehen wird der Schmähpreis dann kurz nach Ende der Abstimmung Mitte September.
Mit der Verleihung des Goldenen Geiers will die DUH auf Greenwashing aufmerksam machen.
„Durch die grünen Versprechen von Unternehmen wie McDonald’s, Lidl, Vattenfall, Costa Cruises und Klima Kraftstoffe werden Verbraucher:innen dazu verleitet, umweltschädliche Produkte und Dienstleistungen zu kaufen. Gerade in Zeiten, in denen viele Menschen jeden Cent zweimal umdrehen müssen und die Klimakrise sich weiter zuspitzt, ist diese Werbestrategie nicht hinnehmbar“, erläutert DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz auf der Website des Verbandes.
Der Goldene Geier 2023: Das sind die Anwärter
Die angeblich umweltfreundliche „Kreislaufflasche“ von Lidl: Seit Monaten wirbt der Discounter für Einweg-Plastikflaschen – im CO2-Vergleich seien diese besser als Glas- und PET-Mehrwegflaschen. Getragen werden soll die Behauptung durch eine eigens beauftragte Ökobilanzstudie.
Recherchen aber zeigen: Lidl vergleicht sein neues Einwegsystem mit Durchschnittsdaten im Mehrwegbereich, die bis zu zehn Jahre alt sind. Mehrwegflaschen schneiden in der Lidl-Ökobilanz dennoch besser ab als die ebenfalls betrachtete 0,5 Liter Recycling-Plastikflasche des Discounters. Das werde in der Werbung aber nicht thematisiert, kritisiert die DUH. Auch sei keine Rede davon, dass der in der Lidl-Werbung suggerierte 100-Prozent-Recyclingkreislauf unrealistisch ist. Der Grund: Bei jedem Recyclingprozess geht Plastik verloren.
Die „I am beautiful“-Kampagne von McDonald’s: Mit dem Slogan „I am beautiful“ bewirbt McDonald’s selbst entstandene Abfälle als „nachhaltiger“ und ressourcenschonend. Der Kampagne zufolge stelle man aus benutzten Bechern Bücher her. Dank angeblich nachhaltiger Pommes- und Eis-Verpackungen sowie Einweg-Löffeln aus Papier hätte man bereits über 1430 Tonnen Plastik einsparen können.
Jedoch gelangen bloß ein Drittel der vor Ort in McDonald’s-Restaurants gesammelten Einweg-Becher für ein spezielles Recyclingverfahren nach Großbritannien – wo sie anschließend zu sogenannten Happy-Meal-Büchern weiterverarbeitet werden, schreibt die DUH. Diese bestehen jedoch nur zu 40 Prozent aus recyceltem Becher-Material. Für die restlichen 60 Prozent verwendet McDonald’s neue Fasern, was die Abholzung von Bäumen notwendig mache, so die DUH weiter.
„Industrial Emissions Face Mist“ von Vattenfall: Gemeinsam mit Schauspielerin und Model Cara Delevingne wirbt der schwedische Energiekonzern für ein limitiertes Gesichtsspray, das aus industriellem Abwasser bestehen soll. Das verwendete Wasser des Sprays stamme aus einem Pilotprojekt von Vattenfall in Nordschweden, in dem fossilfrei gearbeitet wird.
Nicht zur Sprache kommt laut DUH, dass ein Großteil der Wasserstoff-Produktion weiterhin mit fossilen Brennstoffen erfolgt, oder der Wasserstoff als Nebenprodukt bei chemischen Prozessen wie der Verarbeitung von Schweröl entsteht. Wasserstoff per se ist nicht umweltfreundlich und nachhaltig – zur Herstellung wird viel Energie benötigt. Klimafreundlich ist Wasserstoff nur dann, wenn er auch aus grünem Strom erzeugt wird.
DUH bemängelt falsche Versprechen
Greenwashing von Kreuzfahrten bei Costa Cruises: Der Kreuzfahrt-Konzern bietet Reisenden eine nachhaltige Kreuzfahrt auf dem Schiff „Costa Smeralda”. Geworben wird mit der Nutzung von Flüssigerdgas (LNG), das als „sauberster Brennstoff der Welt” betitelt wird. Jedoch wird LNG häufig durch das viel umstrittene Fracking gewonnen.
Laut dem ICCT (International Council on Clean Transportation) ist LNG in der Schifffahrt mindestens genauso klimaschädlich wie konventionelle Kraftstoffe. Zwar werden bei der Verwendung von LNG weniger rußförmige Luftschadstoffe freigesetzt, jedoch kann die Klimawirkung sogar noch deutlich schlechter ausfallen, da bei den in der Schifffahrt üblichen Motoren aufgrund ihrer Bauart besonders viel Methan entweichen kann. Von den insgesamt zehn Schiffen des Costa-Konzerns haben zudem nur zwei Schiffe einen LNG freundlichen Antrieb, moniert die DUH.
„KlimaDiesel“ der Firma Klima Kraftstoffe: Mit grünem Dieselkraftstoff möchte das Unternehmen einen „Schritt zu einer umweltbewussteren, CO2-reduzierten Mobilität” gehen, heißt es. Mit jedem getankten Liter soll so Klima und Umwelt geschützt werden. Klima Kraftstoffe begründet den firmeneigenen Slogan damit, dass der produzierte Diesel teilweise auf biologischen Stoffen wie beispielsweise gebrauchtem Frittierfett oder Schlachtresten basiere – statt auf fossilem Öl. Diese Abfälle seien wertvolle Rohstoffe, die auch in anderen Sektoren eingesetzt würden.
Von solchen biologischen Rohstoffen gibt es nur sehr wenige. In Deutschland etwa werden sie seit Jahren vermehrt aus Asien importiert. Zudem verspricht das Unternehmen, dass der Kraftstoff weniger Luftschadstoffe verursache als fossiler Diesel. Tests des ADAC aus 2022 zeigen aber das Gegenteil: Im Vergleich zu fossilem Dieselkraftstoff wurden im Abgas des Kraftstoffs erhöhte Stickoxid-Emissionen sowie eine erhöhte Anzahl besonders kleiner gesundheitsschädlicher Partikel festgestellt.
Dieses Unternehmen verdiente sich den Goldenen Geier 2022
Im Vorjahr ging der Goldene Geier an die Shell Deutschland GmbH. Mehr als 20.000 Menschen nahmen damals an der Abstimmung teil. Shell hatte behauptet, dass Autofahrende für nur 1,1 Cent pro Liter getanktem Benzin oder Diesel die CO2-Emissionen der eigenen Fahrt ausgleichen können.
Der Goldene Geier ist am 20. September 2022 an der Konzernzentrale von Shell in Hamburg übergeben worden. Utopia berichtete. Wegen der Täuschung von Verbraucher:innen und vermeintlicher Klimaneutralität geht die DUH bereits juristisch gegen Shell und weitere Unternehmen vor.
Verwendete Quelle: Deutsche Umwelthilfe (DUH)
Hier weiterlesen auf Utopia.de:
- Edeka, HelloFresh und Co.: Wer tischt die „dreisteste Umweltlüge des Jahres“ auf?
- Goldener Geier: Die dreisteste Umweltlüge 2021
- Green Hushing: Das neue Greenwashing?
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