Luisa Neubauer: „Das ist die Achillesferse der Ökos“

Luisa Neubauer
Foto: Soeren Stache/dpa

Warum gelingt es der Klimaschutz-Bewegung nicht, das fossile Zeitalter schnell zu beerdigen, obwohl sie die besseren Argumente auf ihrer Seite hat? Luisa Neubauer hat eine Antwort gefunden.

Seit vielen Jahrzehnten weiß die Wissenschaft von den verheerenden Folgen fossiler Energien auf das Klima. Und spätestens seit Fridays for Future im September 2019 bei deutschlandweiten Demonstrationen nach eigenen Angaben 1,4 Millionen Menschen auf die Straßen lockte, ist das Bewusstsein für die Notwendigkeit von Klimaschutz voll in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Im aktuellen ZDF-Politbarometer sind immer noch 46 Prozent der Meinung, in Deutschland werde zu wenig für den Klimaschutz getan. Nur 22 Prozent sagen, es werde zu viel getan und 28 Prozent sind zufrieden.

Dennoch: Der Klimaschutz kommt nicht richtig vom Fleck. Das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens liegt aktuell in weiter Ferne. Das UN-Umweltprogramm (UNEP) prognostiziert eine 2,8-Grad-Erwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts, aber auch nur für den Fall, dass alle Staaten ihre selbst gesteckten nationalen Klimaziele einhalten.

Luisa Neubauer: Das schöne Leben überzeugt, nicht das moralische

Doch warum schaffen es Fridays for Future und Co. nicht, mehr Menschen zu überzeugen? Wie gelingt es der fossilen Branche trotz ihrer klimaschädlichen Wirkung große Teile der Gesellschaft auf ihre Seite zu ziehen (laut Politbarometer immerhin 22 Prozent), während die Klimabewegung mit ihren wissenschaftlichen Fakten und Appellen an die Moral oft auf Ablehnung stößt? Im Interview mit der Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) liefert Klimaaktivistin Luisa Neubauer eine Erklärung. Die 29-Jährige ist eine der Hauptorganisator:innen von Fridays for Future in Deutschland.

Die großen Öl- und Gaskonzerne hätten von Anfang an gewusst, dass sie den von ihnen verursachten Klimakollaps vertuschen müssten, behauptet Neubauer. „Sie konnten es sich nie gemütlich machen auf der Überzeugung, recht zu haben.“ Das Gegenteil sei bei der Klimabewegung der Fall. „Das ist ja die Achillesferse der Ökos: Man denkt, man hat recht, deswegen muss man nicht noch anderweitig überzeugen.“

Dabei komme es weniger auf gute Argumente als auf gute Geschichten an. „Den Fossilen hingegen war früh klar, das Mächtigste, was man machen kann, ist nicht, Infoflyer zu verteilen, sondern dafür zu sorgen, dass James Bond die Welt in einem Auto rettet. Dass niemand von uns James Bond je auf der Suche nach einem Parkplatz gesehen hat, ist völlig egal“, sagt Neubauer der FAZ.

Menschen lassen sich demnach nicht immer mit rationalen Argumenten überzeugen: „Solange man nur vom moralisch richtigen Leben und nicht auch vom schönen Leben spricht, hat man wenig Chancen, langfristig durchzudringen.“

Utopia.de meint: Es fehlt die Vision einer besseren Zukunft

Luisa Neubauer nennt einen wichtigen Punkt. Nur Fakten alleine reichen nicht. Denn seien wir mal ehrlich: Die meisten Fakten zur Klimakrise können einen verzweifeln lassen. Darauf mit Verdrängung oder Ablehnung zu reagieren, ist nur allzu menschlich. Es braucht daher Erzählungen, die das Positive betonen. Verlockende Visionen für die Zukunft, die Hoffnung auf ein besseres Leben und Lust auf Klimaschutz machen. Davon gibt es aktuell noch zu wenige (überzeugende).

Auch wenn es keine große Vision ist, Harald Lesch hat zuletzt einen Vorschlag gemacht, der in diese Richtung geht. Er betont die positiven Folgen seiner Klimaschutz-Idee für die Geldbeutel der Menschen:

Verwendete Quellen: Fridays for Future, ZDF-Politbarometer November I 2025, FAZ

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