Beeinflusst zu wenig Schlaf das Gewicht? Und können Saftkuren den Körper entgiften? Ein Experte klärt gängige Gesundheitsmythen auf und erklärt anhand verschiedener Faktoren, wie Schlaf und Stoffwechsel zusammenhängen.
Thorsten Schulz ist Sportwissenschaftler und leitet den Lehrstuhl Präventive Pädiatrie an der Technischen Universität München. Im Gespräch mit dem Süddeutsche Zeitung Magazin bewertet er gängige Gesundheitsmythen – unter anderem den Zusammenhang zwischen zu wenig Schlaf und Gewichtszunahme. Ein Faktor wird dem Experten zufolge dabei oft übersehen.
Zu wenig Schlaf beeinflusst Kalorienverbrauch
Schulz stellt klar: Zu wenig Schlaf beeinflusst Regeneration und Schlafqualität. Auch auf den Kalorienverbrauch gibt es ihm zufolge einen Einfluss. Der Sportwissenschaftler verweist gegenüber dem Süddeutsche Zeitung Magazin auf das Hormon Melatonin, das in der Regel im Schlaf ausgeschüttet wird und sich auf den Schlafrhythmus und Stoffwechsel auswirkt.
„Wer weniger schläft, produziert weniger Melatonin“, fasst der Experte zusammen und verweist auf Studien zum Zusammenhang zwischen Fettleibigkeit und Schlafdauer. „Wird weniger Melatonin produziert, hat das Auswirkungen auf die Verstoffwechslung von Glukose und Fett.“ In Tests hätten Personen mit wenig Schlaf deshalb weniger Kalorien verbraucht.
Zweiter wichtiger Faktor: Mehr Hunger durch Schlafmangel
„Ein zweiter wichtiger Faktor, der oft übersehen wird, ist die Frage, was in der Zeitspanne geschieht, in der die Personen nicht schlafen“, so Schulz. Denn Müdigkeit durch zu wenig Schlaf könne zu Folge haben, dass man weniger Sport treibt und mehr Zeit zu essen hat.
Zudem würde der Schlafmangel auch das Hormon Leptin beeinflussen, welches vermehrten Hunger auslöst. „Es ist also kein Mythos, dass zu wenig Schlafen dick macht.“ Berufsgruppen wie Schichtarbeiter:innen hätten wegen der häufigen Stoffwechselumstellungen deshalb statistisch viel häufiger Probleme mit Gesundheit und Gewicht.
Körper per Saftkur entgiften?
Der Experte geht gegenüber dem Süddeutsche Zeitung Magazin auch auf einen zweiten Gesundheitsmythos ein: den Körper per Saftkur entgiften. Hier nimmt man in der Regel über einen gewissen Zeitraum Säfte aus Obst und Gemüse statt fester Nahrung zu sich. Schulz sieht in dem Trend nichts als eine kurzzeitige Ernährungsumstellung. Ihm zufolge macht es keinen Unterschied, ob man die im Körper benötigten Nährstoffe per Saft oder als „normale“ Ernährung zunehme.
„Ein mehr an Vitaminen und pflanzlichen Nährstoffen kann natürlich einen positiven Effekt auf den Stoffwechsel an sich haben, ist aber durch Studien für ein richtiges ‚Entgiften‘ so gut wie nicht belegt“, so der Sportwissenschaftler.
Verwendete Quellen: Süddeutsche Zeitung Magazin
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