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Massen-Betrug mit Deutschlandticket: Opfer müssen rasch reagieren

Deutschlandticket 49-Euro-Ticket
Foto: Boris Roessler/dpa/dpa-tmn

Betrüger:innen nutzen falsche oder gestohlene Daten, um damit Deutschlandtickets zu kaufen. Wer eine falsche Abbuchung auf dem eigenen Konto entdeckt und schnell handelt, hat in der Regel die Möglichkeit, sein Geld zurückzuerhalten.

Seit über einem Jahr gibt es das Deutschlandticket (auch 49-Euro-Ticket genannt), welches bundesweit im Nah- und Regionalverkehr gilt. Das Ticket nutzen inzwischen 11,2 Millionen Menschen, das geht aus Angaben des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) hervor – doch es häufen sich auch Betrugsfälle.

So auch bei der Dresdner Verkehrsbetriebe AG (DVB), die vor kurzem in einer Pressemeldung auf ein Problem aufmerksam machte. „Bei nahezu allen Verkehrsunternehmen in Deutschland hat es im Zusammenhang mit der Bestellung von Deutschlandtickets Fälle von IBAN-Betrug gegeben, auch bei uns“, hieß es darin.

Bei den DVB gab es deshalb etwa 15.000 Rückbuchungen – also einen wirtschaftlichen Schaden von rund 1,4 Millionen Euro. Anfangs seien es Einzelfälle gewesen, doch die Betrugsmasche hätte sich später gehäuft. Wie viele Fälle es übergreifend bei allen Verkehrsbetrieben gibt, ist nicht bekannt. „Das ganze Ausmaß der gestohlenen Kontodaten ist schwer abzuschätzen, weil die Opfer den Betrug zunächst bemerken und dann das falsch abgebuchte Geld zurückfordern müssen“, so die DVB.

Deutschlandticket-Betrug: „Es könnte jeden getroffen haben“

Betrüger:innen bestellen das Deutschlandticket über die Bezahlvariante „SEPA-Lastschrift“. Dabei stimmen Kund:innen zu, dass die Zahlung von ihrem Konto eingezogen werden darf und geben die Einlösung beim eigenen Zahlungsdienstleister in Auftrag. Weil das Deutschlandticket möglichst unbürokratisch zugänglich sein sollte, sind keine Bonitätsprüfungen oder Schufa-Auskünfte nötig.

Die Betrüger:innen geben aber falsche oder gestohlene Kontodaten an, erklären die DVB. Sie erhalten dann das Ticket, doch die Abbuchung funktioniert entweder nicht oder erfolgt bei einem fremden Konto. Wie Heise Online schreibt, verlangt die Deutsche Bahn bei Buchung eines Abos inzwischen eine Kontoverifizierung.

Die DVB warnen: „Die Betrügereien mit dem Deutschlandticket betreffen Verkehrsunternehmen in ganz Deutschland, es könnte jeden getroffen haben.“ In der Pressemeldung werden Verbraucher:innen dazu aufgerufen, ihre Kontoauszüge auf falsche Abbuchungen zu prüfen und diese zu melden.

Auch andere Verbände haben sich inzwischen zu Wort gemeldet. Beim Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) haben sich Zahlungsausfälle durch platzende Lastschriften im Vergleich mit 2023 verfünffacht, schreibt der SWR. Im Februar seien 12 Prozent der gekauften Deutschlandtickets betroffen gewesen – der Schaden für das Verkehrsunternehmen habe im siebenstelligen Bereich gelegen. Der Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) spricht von einem sechsstelligen Schaden.

Was Betroffene tun können

Wem fälschlicherweise Kosten für ein Deutschlandticket abgebucht wurden, sollte schnell handeln. Verbraucherexperte Ron Perduss riet gegenüber Spree Radio, sich an das Unternehmen zu wenden, bei dem die Buchung eingegangen ist. Außerdem sei es wichtig, Anzeige bei der Polizei zu erstatten. Schließlich solle man die Bank informieren und das Geld zurückfordern. Bei Lastschrift-Verfahren ist das in der Regel acht Wochen lang möglich. So bleibt man selbst nicht auf den Kosten sitzen – den Verkehrsbetrieben entstehen durch die Masche trotzdem immense Schäden.

Die DBV haben inzwischen die Behörden eingeschaltet. Sie stellen das Deutschlandticket gemäß Pressemitteilung derzeit nur als Chipkarte aus. Das erschwert den Betrug, weil die Täter:innen eine Lieferadresse angeben müssen. Der RMV hat die Bezahlart Lastschrift in der RMVgo-App für Neukund:innen zeitweise deaktiviert, schreibt der SWR. Außerdem werde bald eine weitere Sicherheitsmaßnahme für Digitalkäufe eingeführt. Auch der Regio Verkehrsverbund Freiburg (RVF) biete das Deutschlandticket nur als Chipkarte an. Der VVS habe „verschärfte Prüfmechanismen sowie generelle Maßnahmen zur Betrugsprävention“ eingeführt – die Zahl der Betrugsfälle sei dadurch bereits gesunken.

Verwendete Quellen: VDV, DVB, Heise Online, Spree Radio, SWR

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