Nach wie vor stehen viele Menschen dem Kauf eines E-Autos skeptisch gegenüber. Das liegt nicht immer am Preis oder einem mangelnden Angebot. Eine Studie fand einen anderen Grund heraus: eine Art kognitive Verzerrung.
E-Autos sind ein wichtiger Schritt hin zu einer klimafreundlichen Verkehrswende. So plant die Bundesregierung, bis 2030 sieben bis zehn Millionen E-Autos zuzulassen. Zudem gibt es einen Umweltbonus, also eine Prämie, die Autofahrer:innen beim Kauf eines E-Fahrzeugs erhalten. Dieser liegt aktuell bei bis zu 6.000 Euro.
Auch Unternehmen knüpfen an diese Bemühungen an und bringen ihre beliebten Automodelle in einer Elektro-Version auf den Markt. Auch wenn der Anteil der E-Autos an der Gesamtheit aller Autos in Deutschland kontinuierlich zunimmt, lag er 2022 nur bei etwa 1,3 Prozent – und das trotz des Abbaus von technologischen und finanziellen Hürden. In den USA liegt diese Zahl bei unter einem Prozent.
Eine Studie der Universität Genf legt nun nahe, dass es noch eine andere wichtige Hürde gibt, die psychologischer Natur ist. Das ist ein Aspekt, der in der Diskussion um E-Mobilität bislang kaum Beachtung fand.
Kognitive Verzerrung: Daher kommt die Skepsis vor E-Autos
Im Rahmen der Studie befragten die Forschenden fast 900 Menschen über ihre persönliche Meinung zu E-Fahrzeugen. Die Befragten stammten dabei aus unterschiedlichen Ländern vom nordamerikanischen und europäischen Kontinent, darunter auch Deutschland.
Die Wissenschaftler:innen stellten nur zwei Fragen: Sie wollten zunächst wissen, welche Strecken eine Person wie oft zurücklegt. Dann sollten die Befragten für jede Streckenlänge einschätzen, wie viel der verfügbaren Batteriereichweiten sie dafür verbrauchen würden. Das Ergebnis: Die Meisten schätzten die verfügbaren Batteriereichweiten deutlich geringer ein, als dies tatsächlich der Fall ist. Viele gehen also davon aus, dass sie so oft so lange Strecken mit dem Auto zurücklegen, dass ein E-Autos dafür ungeeignet wäre.
Dies belegt nach Meinung der Forschenden einmal mehr, dass Menschen nicht immer sofort Verhaltensweisen übernehmen, die für sie selbst oder die Gesellschaft am nützlichsten wären. Oft liegt dies schlichtweg an einem Mangel an Informationen.
Ein weiterer Grund für die Unterschätzung von E-Autos ist die Tendenz des menschlichen Gehirns, sich eher an seltene, aber einschneidende Erlebnisse zu erinnern, als an alltägliche Aktivitäten. So denken Menschen vor dem Kauf eines neuen Autos eher an den letzten großen Roadtrip, den sie per Auto zurückgelegt haben und nicht an die viel öfter stattfindenden Fahrten zur Arbeit oder zum Supermarkt. Und für den großen Roadtrip erscheint ihnen dann die Batteriereichweite eines E-Autos als ungenügend.
Das hilft gegen die mentale Blockade
Die Forschenden berichten auch von Maßnahmen, die gegen die kognitive Verzerrung eingesetzt werden und somit mehr Menschen zum Kauf von E-Autos bewegen können. Sie basieren auf einem simplen Prinzip: der Bereitstellung von angepassten Informationen.
Dabei handelt es sich um sogenannte Kompatibilitätsinformationen. Diese sollen Menschen vor Augen führen, inwieweit ein E-Auto zu ihrer individuellen Lebensweise passt. In der Studie konnten diese Informationen die Bedenken um die Batteriereichweite deutlich verringern und die Kaufbereitschaft steigern. Die individuell erstellten Fakten, die sich speziell auf das Leben einer Person bezogen, erwiesen sich dabei als zielführender als nur allgemeine Informationen über die Häufigkeit und Regelmäßigkeit von Ladestationen.
Die veränderte Meinung zu E-Autos war nach Bereitstellung der Kompatibilitätsinformationen vor allem bei Menschen ausgeprägt, die aktuell besonders viel Geld für ihr Verbrenner-Fahrzeug ausgeben.
Nach Meinung der Wissenschaftler:innen sollten die Ergebnisse der Studie über die psychologischen Aspekte des Autoerwerbs herkömmliche politische Strategien zur E-Mobilität in Zukunft stärker ergänzen.
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