Callum der Hirsch war eine kleine Berühmtheit unter Reisenden in den schottischen Highlands. Der Grund: Er suchte ihre Nähe und ließ sich sogar füttern. Nun musste er eingeschläfert werden.
In den schottischen Highlands war der Rotwild-Hirsch Callum eine kleine Berühmtheit, als „Star-Hirsch“ wird er in britischen Medien gerne bezeichnet. Meist hielt er sich auf dem Wanderparkplatz beim Berg Beinn Eighe in Torridon auf. Zahlreiche YouTube-Videos zeigen, wie nahe er den Menschen kam: Mal steckte er den Kopf bettelnd durch ein Autofenster, mal lief er schnurstracks auf die Reisenden zu und schleckte sich das Maul. Mal bekam er einen Apfel verfüttert, mal eine Banane. Seine zutrauliche Art machte den Hirsch bei Besucher:innen außerordentlich beliebt.
Tourist:innen fütterten den Hirsch mit Croissants und Müsliriegeln
Umso mehr sorgte die Nachricht von Callums schlechtem Gesundheitszustand für Aufsehen. Letztlich musste der Hirsch auf ärztlichen Rat hin sogar von der schottischen Naturschutzorganisation National Trust Scotland (NTS) eingeschläfert werden, wie die britische Zeitung Independent berichtete. Den Grund dafür sieht die Zeitung in der Fütterung des Hirschs durch Tourist:innen. Wie Anwohner:innen dem Independent berichteten, sei der Hirsch unter anderem mit Croissants, Müsliriegeln, Obst und Puffreis-Snacks gefüttert worden – daraufhin seien diesem die Zähne ausgefallen.
Dabei wurden sogar jüngst Schilder mit der Aufschrift „Please do not feed me or get too close!“ (dt.: „Bitte füttere mich nicht und komme mir auch nicht zu nah“) und einer Abbildung von Callum aufgestellt, um die Fütterung zu unterbinden, wie der Independent berichtete.
Gutachten attestiert schlechten körperlichen Zustand
Der Zeitung liegt auch ein tierärztliches Gutachten zum Zustand des Hirschs vor. Demzufolge verschlechterte sich sein gesundheitlicher Zustand zuletzt enorm, unter Schmerzen und Beschwerden habe der Hirsch gelitten, die auf eine „schlechte Körperkondition, einen schlechten Fellzustand und Arthritis“ zurückzuführen wären, wie es in dem Gutachten heißt.
Der Sprecher des NTS machte allerdings keine Angaben zum Gesundheitszustand des Hirsches wie mehrere Medien, unter anderem der Guardian, berichteten. Ob wirklich die Fütterung zum Tod führte, ist bisher nicht final geklärt.
Zahlreiche andere Medien befassten sich ebenfalls mit dem Schicksal des Hirschs. Das Ross-Shire Journal etwa zitiert Highland-Historiker Andrew Grant McKenzie, der selbst ein Fan von Callum gewesen sein soll. „Sein Leben hat hoffentlich deutlich gemacht, wie wichtig es ist, unsere natürliche Welt in den Highlands zu respektieren und die Hirsche nicht mit Dingen zu füttern, die sie auf natürlichem Wege nicht aufnehmen könnten“, sagte McKenzie demnach gegenüber der Zeitung.
Hohe Strafen für Wildtierfütterung in Deutschland
Auch in Deutschland ist Wildtierfütterung ein Problem und nach dem Landesjagdgesetz verboten. Wer Rehe, Wildschweine und Co. beim Waldbesuch dennoch füttert, dem drohen nach dem Bußgeldkatalog in den meisten Bundesländern bis zu 5.000 Euro Strafe – in Hessen, Niedersachsen und Thüringen sogar bis zu 25.000 Euro. Ausnahmen gibt es nur für Jäger:innen und Förster:innen.
Die Fütterung von Wildtieren kann für diese zu Krankheiten oder sogar dem Tod führen. Aber es gibt noch andere Gründe dafür, den Tieren keine Nahrung zu geben. Denn durch die Fütterung erhöhe sich auch die Chance, dass die Tiere näher an Siedlungen oder sogar in Städte hervorrücken, betont der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Besonders Wildschweine und Füchse könnten dann zur Gefahr für Menschen werden und würden deshalb oft eingefangen oder abgeschossen.
Verwendete Quellen: Independent, Guardian, Ross-Shire Journal, Bußgeldkatalog, BUND
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