In der aktuellen Sendung von Markus Lanz zeigt sich der Hydrologe Dietrich Borchardt besorgt um die Wassersituation in Deutschland. Eine vergleichbare Dürre habe es in den letzten 2000 Jahren nicht gegeben. Das könnte laut dem Experten Auswirkungen auf die Nahrungsmittelsicherheit haben.
In der der ZDF-Sendung von Markus Lanz am Donnerstagabend thematisierte der Moderator die zunehmenden Wetterextreme und fragte: „Wassernotstand, Waldbrände – was sehen wir da?“ Der Hydrologe Dietrich Borchardt klärte über die Auswirkungen der vermehrten Wetterkatastrophen auf die Menschheit auf – auch in Bezug auf die Nahrungsmittelsicherheit. Die Zustände hätten, so der Experte, mittlerweile eine neue Dimension erreicht. „Die aktuelle Dürre, mit der wir konfrontiert sind, besteht bereits seit mindestens 2017“, so Borchardt vom Helmholz- Zentrum für Umweltforschung.
Er warnt davor, dass Phänomene wie die aktuelle Dürreperiode in 40 bis 50 Jahren zu „Normaljahren“ werden könnten. Borchardt erklärt weiter, dass in einigen Regionen anderthalb Jahre Niederschlag fehlen. Nach seinen Berechnungen müsste es „anderthalb Jahre lang ununterbrochen regnen„, um die Defizite in der Grundwasser-Neubildung auszugleichen. Eine solche langanhaltende Dürreperiode habe es hierzulande in den letzten 2000 Jahren nicht gegeben.
Konkurrenz zwischen Trinken und Essen
Der Dürre-Zustand in Deutschland und die daraus resultierenden Defizite in der Grundwasser-Neubildung haben direkte Auswirkungen auf die Trinkwasserversorgung, so der Forscher. Um die Nahrungssicherheit zu sichern, brauche es genügend Wasser, dabei werden Borchardt zufolge die Wasserressourcen für die landwirtschaftliche Nutzung immer knapper. Der Forscher warnte, dass es bei Grundwasserproblemen zu Konkurrenz zwischen Trinkwasser und Nahrung komme. Dadurch ergibt sich die Frage, ob genug Wasser für beide Zwecke vorhanden sei. Lanz hakte daher bei dem Experten nach: „Geht es also um Essen oder Trinken?“ Borchardt antwortete unmittelbar: „Das ist die Herausforderung der Zukunft.“
Grundwasser ist ein wichtiger Bestandteil des Wasserkreislaufs und hat vielfältige Bedeutungen. In Deutschland stammen laut dem Umweltbundesamt 74 Prozent des Trinkwasser aus dem Grundwasser. Aber auch für die landwirtschaftliche Bewässerung wird das Grundwasser genutzt.
Der Hydrologe sieht daher die Notwendigkeit für die Landwirtschaft in Deutschland und Mitteleuropa, sich an die Begebenheiten anzupassen. Es gebe mittlerweile „massive Diskussionen“ darüber, wie die landwirtschaftliche Nutzung mit ausreichend Wasser versorgt werden könne.
Auf die Frage von Lanz, wie viel Wasser Menschen in Deutschland sparen müssten, entgegnete Borchardt, dass der durchschnittliche Wasserverbrauch pro Person in Deutschland derzeit bei rund 125 Litern pro Tag liegt – dazu zählen Duschen, Kochen, Wäschewaschen, Toilettenspülungen und Putzen – und schlussfolgerte, dass den meisten Bürger:innen nicht bewusst sei, wie viel Wasser sie tatsächlich verbrauchen.
Hydrologe warnt vor unbewohnbaren Gebieten in der Zukunft
In Bezug auf die Wassersituation in Deutschland kritisierte Borchardt die Äußerungen von Tesla-Chef Elon Musk vor etwa zwei Jahren und bezeichnete sie als „ignorant“. Bei einem Besuch auf der Baustelle der Tesla Gigafactory Berlin-Brandenburg entgegnete Musk, als er auf den Wassermangel angesprochen wurde: „Diese Region hat so viel Wasser. Sehen Sie sich um!“ Da die Menge Wasser, die von der Fabrik gebraucht wird, derzeit nicht abzuschätzen ist, gab es während des Baus der Fabrik Proteste von Umweltschützer:innen.
Borchardt äußerte seine Sorge, dass sich Deutschland im Umgang mit Wasser die USA zum Vorbild nimmt. Außerdem betonte er, dass in Zukunft damit zu rechnen sei, dass bestimmte Teile der Erde aufgrund der steigenden Temperaturen für Menschen unbewohnbar werden.
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