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Nahrungsergänzungsmittel für Kinder im Test: Alle 31 Produkte fallen durch

Nahrungsergänzungsmittel für Kinder und Babys
Foto: Fabian Strauch/dpa

Vitamine, Mineralstoffe, Milchsäurebakterien – das kann doch nur gut fürs Kind sein? Manche Verpackung weckt zumindest den Eindruck. Doch Fachleute haben eine Reihe von Nahrungsergänzungsmitteln unter die Lupe genommen und ziehen ein sehr kritisches Fazit.

Eltern sollten ihren Kindern aus Sicht von Fachleuten keine Nahrungsergänzungsmittel geben. Eine Untersuchung des Chemischen und Veterinäruntersuchungsamts (CVUA) Karlsruhe von 31 solcher Produkte ergab, dass 61 Prozent zwar explizit für einen Verzehr durch Säuglinge und Kleinkinder bestimmt waren – aber sie allesamt seien nicht verkehrsfähig gewesen. „Gründe hierfür waren neben der irreführenden Aufmachung unter anderem auch darin nicht zugelassene Zusatzstoffe“, heißt es im Abschlussbericht. Zudem seien Tageshöchstmengen überschritten worden. „Ich rate vom Kauf ab“, erklärte Verbraucherschutzminister Peter Hauk (CDU) am Dienstag.

CVUA empfiehlt Nahrung statt Nahrungsergänzung

Von Nahrungsergänzungsmitteln für Säuglinge und Kleinkinder sei grundsätzlich abzuraten, schreibt das CVUA. Auch älteren Kindern sollten Eltern keine derartigen Präparate geben. „Es wird empfohlen, auf natürliche Nährstoffquellen aus herkömmlichen Lebensmitteln durch ausgewogene Ernährung zu setzen und gegebenenfalls ärztlichen Rat einzuholen, sofern die Unterversorgung eines Nährstoffs befürchtet wird.“ Im Allgemeinen gebe der Nährstoffstatus von Kindern Studien zufolge keinen Grund zur Sorge. Über herkömmliche Ernährung seien sie in der Regel ausreichend mit Vitaminen und Mineralstoffen versorgt.

Allerdings habe der Gesetzgeber Nahrungsergänzungsmittel für Säuglinge und Kinder nicht explizit geregelt, sie seien also nicht ausdrücklich verboten. Daher untersuchte das CVUA von 2021 bis 2023 solche Produkte, die größtenteils mittels Internetrecherche ermittelt und teilweise dort bestellt worden waren. Bei vier Produkten wurden demnach die als sicher bewerteten Tageshöchstmengen zugesetzter Folsäure vollständig ausgeschöpft oder sogar überschritten. „Von einer akuten Gesundheitsgefahr durch die Produkte ist zwar nicht auszugehen“, hieß es. „Eine überhöhte Zufuhr an Nährstoffen sollte jedoch insbesondere bei jungen Kindern vermieden werden.“

Auch andere Nährstoffmengen wurden den Angaben nach voll ausgeschöpft oder lagen teils um ein Vielfaches über den Werten für die jeweiligen Altersgruppen – vor allem bei den Vitaminen C, K und den B-Vitaminen. Bei sechs Proben (19 Prozent) hätten die Expert:innen Vitamingehalte festgestellt, die von den Verpackungsangaben abweichen. Gerade bei jungen Kindern und Nährstoffen, die nicht so leicht wieder ausgeschieden werden können, sei eine Überdosierung kritisch. Der Stoffwechsel werde belastet, die Folge könnte eine Vergiftung sein.

Nur mit ärztlicher Empfehlung

„Aufgrund dieser Ergebnisse rate ich von Nahrungsergänzungsmitteln für Säuglinge und Kleinkinder grundsätzlich ab“, teilte Minister Hauk weiter mit. „Auch älteren Kindern sollten Eltern ohne ärztliche Empfehlung keine Nahrungsergänzungsmittel verabreichen.“

Auf EU-Ebene müssten möglichst zeitnah konkrete Regelungen zu Nahrungsergänzungsmitteln festgelegt werden, die für Kinder – insbesondere Säuglinge und Kleinkinder – bestimmt sind. Das Ziel müsse sein, die Gesundheit dieser empfindlichen Verbrauchergruppe besonders zu schützen. „Daher hat Baden-Württemberg dieses Thema auch in die Verbraucherschutzministerkonferenz eingebracht“, sagte Hauk.

Utopia meint

Dass die CVUA so deutlich von Nahrungsergänzungsmitteln für Babys und Kinder abrät, liegt vor allem an der schwachen gesetzlichen Regulierung, die dafür sorgt, dass die getesteten Produkte zahlreiche Mängel zeigten. Nahrungsergänzungsmittel mit ärztlicher Empfehlung können unter Umständen sinnvoll sein. Der Vorschlag, Kinder sollten alle Nährstoffe über die Ernährung zu sich nehmen, gilt für eine durchschnittliche Ernährung. Bei Kindern mit speziellen Ernährungsweisen sollten Eltern ärztlichen Rat einholen.

Der vollständige Bericht des CVUA ist hier nachzulesen.

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