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Nestlé bekommt Preis für „dreisteste Umweltlüge“ – wegen dieser Kampagne

Nestlé, Wasser, Florida
Foto: © Utopia

Nestlé hat den Negativpreis für die dreisteste Umweltlüge 2024 erhalten – und zwar mit deutlichem Abstand. 20.000 Menschen haben abgestimmt. Auch Avia Heizöl, CapriSun und DHL GoGreen waren nominiert.

Jedes Jahr verleiht die Deutsche Umwelthilfe (DUH) den Goldenen Geier an das Unternehmen mit der „dreistesten Umweltlüge“. In diesem Jahr geht der Preis an Nestlé Deutschland, wie die DUH in einer Mitteilung bekannt gab. Ein Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes habe den Schmähpreis entgegengenommen. 20.000 Menschen haben nach Angaben der Umwelthilfe online abgestimmt.

Die Kritik an Nestlé gilt vor allem der Kampagne „unterwegs nach besser“. Als „scheinheilig“ bezeichnet die DUH diese in ihrer Mitteilung. Der Grund: Das Unternehmen werbe damit, Plastik-Verpackungsmaterial einzusparen, halte aber dennoch an kleinteiligen Einweg-Verpackungen fest. Zwar habe das Unternehmen von Plastik auf Papier umgestellt – damit sei die Menge des produzierten Verpackungsmülls nach Angaben der DUH von 2021 auf 2022 jedoch nicht reduziert worden und blieb bei 145.000 Tonnen. In der Kampagne „unterwegs nach besser“ suggeriere Nestlé jedoch, dass diese Umstellung zur Lösung des Problems beitrage und täusche somit Verbraucher:innen, schlussfolgert die DUH.

Nestlé wurde bereits mehrfach ausgezeichnet

„Anstatt Einwegmüll schönzureden, fordert die DUH von Nestlé den konsequenten Verzicht auf unnötige Verpackungen, den Einsatz von Mehrweg und intelligente Verpackungsgrößen„, heißt es in der Mitteilung. Es ist nicht das erste Mal, dass Nestlé den Negativpreis erhält. Bereits 2019 zeichnete die DUH das Unternehmen mit dem Goldenen Geier aus. Damals für die Einweg-Plastikflaschen der Marke Vittel. Diese seien laut der DUH mittlerweile nicht mehr auf dem deutschen Markt verfügbar.

Nach Angaben der DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz gehen „1,7 Kilogramm Verpackungen in Deutschland pro Kopf und Jahr auf das Konto von Nestlé“. Tatsächlich ist der Konzern für eine große Menge an Plastikmüll verantwortlich. Das zeigte auch eine im April in der Fachzeitschrift Science Advances erschienene Studie. Dabei untersuchten Forschende von 2018 bis 2022 Kunststoffabfälle in 84 Ländern. Das Ergebnis: Nestlé lag auf Platz drei der Unternehmen, von denen die Wissenschaftler:innen die meisten Produkte fanden.

Kritik an Recyclingversprechen

Besonders umweltschädlich seien laut der DUH die Nespresso-Kaffeekapseln aus Aluminium. „Laut Berechnungen der DUH verbrauchen Nespresso-Kapseln fast 12-mal mehr Verpackungsmüll im Vergleich zu Kaffeepulver in einer 500-Gramm-Großverpackung“, schreibt die Umwelthilfe in ihrer Mitteilung. Dabei gebe es auch Optionen, die Kapseln durch etablierte Mehrwegsysteme zu ersetzen.

Auch die Angabe des Konzerns von 85 Prozent Rezyklateinsatz bei den Kapseln hält die DUH aufgrund von Recycling-Vorgaben für zweifelhaft. „Alu-Kapseln, die über den gelben Sack gesammelt und mit anderem Alu-Schrott recycelt werden, können aus Qualitätsgründen nicht für die Herstellung neuer Kapseln verwendet werden. Aus Sicht der DUH ist mehr als fraglich, woher die Recyclingmengen hoher Qualität für den 85-prozentigen Rezyklateinsatz in den Nespresso-Kapseln herkommen sollen“, betont die DUH. Die Vermutung liege nahe, dass Nestlé mit Neumaterial in Form von Aluminium aus Produktionsresten nachhelfe.

Dass auch die Umstellung auf Papier grüner aussieht, als sie ist, erklärt Thomas Fischer, DUH-Leiter Kreislaufwirtschaft, so: „Wenn bei Einweg-Verpackungen Plastik durch Papier ersetzt wird, dann fällt kein Gramm weniger Müll an, oftmals sogar mehr. Zudem verbraucht die Herstellung von Papier sehr viel Energie, Wasser und Chemikalien. Jährlich werden drei Milliarden Bäume für die weltweite Produktion papierbasierter Verpackungen gefällt.“ Auch die Smarties-Mini-Verpackungen des Konzerns kritisiert die DUH aus diesem Grund. Die Umstellung dieser auf Papier sorge der Verbraucherzentrale zufolge für insgesamt 15 Prozent mehr Verpackungsmaterialien.

Auch Avia Heizöl, CapriSun GmbH und DHL GoGreen wurden nominiert

Bei der Abstimmung reichten zahlreiche Bürger:innen ihre Vorschläge für die größte Umweltlüge des Jahres ein. Mit 57 Prozent der Stimmen gewann Nestlé. Auf den weiteren Plätzen folgten Avia Heizöl mit 18 Prozent, CapriSun GmbH mit 17 Prozent und DHL GoGreen mit acht Prozent. Mit dem Negativpreis will die DUH auf Greenwashing aufmerksam machen und die nominierten Unternehmen dazu animieren, die Firmenpolitik zu ändern sowie auf nachhaltige Produkte und Verfahren umzustellen.

Verwendete Quellen: Mitteilung der DUH, Science Advances

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