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Notstand und drohende Verbote: In diesen Urlaubsregionen wird das Wasser knapp

Notstand und drohende Verbote: In diesen Urlaubsregionen wird das Wasser knapp
Foto: Andrew Medichini/AP/dpa

In den Süden reisen viele, um zu baden und sich zu erholen. Doch die Klimakrise bedroht in vielen Teilen Südeuropas die Wasserversorgung. Welche Regionen betroffen sind und was Reisende beachten müssen.

Die große Hitze und Trockenheit, die diesen Sommer in weiten Teilen Südeuropas herrschen, haben auch massive Auswirkungen auf die Wasserversorgung. Umweltschützer:innen und Expert:innen schlagen längst Alarm und verweisen dabei oft auf die Folgen des Klimawandels.

In der Politik kommen die Warnungen jedoch nicht überall an. So hat keiner der betroffenen Staaten bislang landesweite Maßnahmen durchgesetzt. Das liegt jedoch auch daran, dass längst nicht alle Regionen der Länder gleich stark von Wasserknappheit betroffen sind. Wo es besonders eng wird und wo man noch nach Herzenslust planschen kann:

Zypern

Auf der beliebten Ferieninsel sieht es in Sachen Wasser schlecht aus: Laut zyprischem Umwelt- und Agrarministerium sind die Stauseen und Wasserreservoirs aktuell nur noch zu 36 Prozent gefüllt. Im Vorjahr waren sie um die gleiche Jahreszeit zu fast 60 Prozent voll.

Konkrete Maßnahmen hat die Regierung bisher nicht ergriffen; Zypern verfügt unter anderem über Entsalzungsanlagen, mit denen im Notfall zusätzlich Wasser gewonnen werden könnte. Die Insel hat leidvolle Erfahrungen: So musste etwa im Jahr 2007 Süßwasser per Schiff von Griechenland aus nach Zypern transportiert werden, weil die Wasserreservoirs leer waren.

Griechenland

In Griechenland liegen die Wasserstände nach einem regenarmen Winter, anhaltender Trockenheit und großer Hitze aktuell um ein Fünftel niedriger als im Vorjahr um die gleiche Zeit. Doch nicht alle Regionen sind davon im selben Maß betroffen.

Besonders schwierig verhält es sich auf beliebten Urlaubsinseln wie Mykonos, Paros und auch Santorini: Dort gibt es per se wenig Wasser, hinzu kommen aber nun die vielen Tourist:innen, die den Verbrauch enorm nach oben treiben. Sie werden dazu aufgerufen, mit dem wertvollen Nass so gut zu haushalten, wie es geht – etwa indem Hotelhandtücher mehrere Tage benutzt und nicht täglich ausgetauscht und gewaschen werden. Nächste Schritte behalten sich die Gemeinden vor – dazu könnten das Verbot von Pflanzenbewässerung, Autowaschen und schließlich auch die Befüllung von Pools gehören.

Italien

In Italien bietet sich ein geteiltes Bild. Während der Süden seit Wochen unter großer Hitze ächzt, hat es im Norden in den vergangenen Monaten deutlich mehr geregnet als gewöhnlich. In mehr als einem Dutzend größerer Städte gilt bei Temperaturen von mehr als 35 Grad aktuell Alarmstufe Rot – das heißt, dass vor allem Kindern und älteren Menschen Gesundheitsschäden drohen. In der Hauptstadt Rom, wo jetzt in der Hauptsaison enorm viele Tourist:innen unterwegs sind, bilden sich an den Trinkbrunnen, wo man sich gratis mit Wasser versorgen kann, lange Schlangen.

Am meisten leidet jedoch Italiens größte Insel Sizilien, ganz unten im Süden. Dort gilt inzwischen mancherorts der Notstand, weil es in den vergangenen Wochen kaum geregnet hat. In der Landwirtschaft wird ein Milliardenverlust befürchtet. Auch hier gibt es lange Schlangen vor den öffentlich zugänglichen Wasserspendern. Die Becken der Stauseen auf Sizilien waren schon im März nur noch halb so voll wie vor einem Jahr. 

Der Vorsitzende des sizilianischen Hotelverbandes, Nico Torrisi, warnte schon davor, dass Wasser für Tourist:innen rationiert werden muss. „Das wäre Wahnsinn. Je schneller das Problem gelöst wird, desto besser“, sagte Torrisi. „Wir dürfen keine Zeit verlieren. Zeit ist genauso kostbar wie das Wasser.“

Bulgarien

In Bulgarien wird mittlerweile in Dutzenden Dörfern das Wasser knapp. Die Wasserwerke geben als Grund an, dass Trinkwasser zur Bewässerung von Feldern benutzt werde. Schon Mitte Juli wurde für rund 20 Dörfer im südöstlichen Gebiet Straldscha der Wassernotstand ausgerufen.

Allerdings werden trotz des extrem heißen Sommers dieses Jahr kaum Sparmaßnahmen empfohlen oder angeordnet – die Politik ist vielmehr mit einer Dauerregierungskrise und drohenden Neuwahlen beschäftigt. Immerhin nimmt sich die Kirche das Thema zu Herzen: Das neu gewählte orthodoxe Kirchenoberhaupt, Patriarch Daniil, betete, dass Gott Regen schicken und auch die verheerenden Brände stoppen möge, die das Land derzeit heimsuchen.

Türkei


In der Türkei hat es im Juni nach Angaben des Wetterdienstes so wenig geregnet wie seit 23 Jahren nicht mehr zu der Jahreszeit. Die Trockenheit zieht sich durch das ganze Land, besonders betroffen sind demnach aber die Urlaubsregionen an der Ägäis und in Antalya sowie der Südosten des Landes. In den Regionen habe der Niederschlag 60 Prozent unter dem Normalwert gelegen. 

Besonders die Urlaubsregion Bodrum zittert wieder dem heißen August entgegen. Der Wasserpegel der Stauseen ist niedrig und schon im Herbst musste wegen Knappheit teils das Wasser abgestellt werden. Im Sommer aber kommen zu der Normalbevölkerung Tourist:innen hinzu und die Einwohnerzahl steigt um ein Vielfaches an. 

Hitze und Trockenheit beeinträchtigen teils auch die Ernte. So fürchten Landwirt:innen, die Sonnenblumen in Thrakien anbauen, der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu zufolge weniger Erträge. Auch der Haselnussanbau am Schwarzen Meer könnte unter Hitze und Trockenheit leiden.

Spanien

Dank ergiebiger Regenfälle in der ersten Jahreshälfte gibt es in Spanien wieder ausreichend Wasser auch in den Urlaubsregionen. Von der vorausgegangenen mehrjährigen Dürre waren vor allem Katalonien im Nordosten und Andalusien im Süden des Landes betroffen. Für Urlauber:innen gab es jedoch auch während der Dürre vor den Regenfällen keine wirklichen Einschränkungen. 

Restriktionen wie das Verbot, private Pools aufzufüllen oder die Pflanzen im Garten zu begießen, wurden in beiden Regionen aufgehoben und Beschränkungen des Wasserverbrauchs in der Landwirtschaft und Industrie reduziert. Auch die privaten Haushalte dürfen in Katalonien wieder mehr Wasser verbrauchen, pro Kopf und Tag wurde das Limit von 200 auf 230 Liter angehoben. Das Wasserproblem sei aber noch lange nicht vorbei, warnten die katalanischen Behörden im Mai. 

Die Stauseen seien im Schnitt noch immer nur zu 25 Prozent gefüllt, hieß es. Das war schon viel besser als noch am Jahresanfang, als manche Stauseen in Katalonien praktisch leer waren. Aber zum Vergleich: Vor zwei Jahren waren die Stauseen in Katalonien im Schnitt noch zu rund 60 Prozent gefüllt. Die Region mit der Touristenmetropole Barcelona setzt angesichts des Klimawandels auch auf den Bau weiterer Meerwasserentsalzungsanlagen. Diese Strategie verfolgt auch Andalusien mit der Urlaubsregion Costa del Sol. Sechs Entsalzungsanlagen sind dort in Betrieb, acht weitere in der Planungs- oder Bauphase. 

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