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Rassismus bei Pflanzen? Warum Forschende jetzt 200 Arten umbenennen

500 Wissenschaftler:innen stimmten dafür, Pflanzen mit rassistischen Namensbezeichnungen wie die Erythrina Caffra umzubenennen.
Foto: CC0/Pixabay/Suwittaya Singsathan

Ob bei Straßen, Gebäuden oder Produkten: Immer wieder werden Diskussionen um rassistische Bezeichnungen laut. Auch in der Botanik gibt es diese Diskussionen. Bei einer Versammlung haben nun 500 Wissenschaftler:innen dafür gestimmt, einen problematischen Begriff aus den Namen von mehr als 200 Pflanzen, Pilzen und Algen zu streichen.

Laut Medienberichten stimmten vergangene Woche 500 Wissenschaftler:innen dafür, mehr als 200 Pflanzenarten umzubenennen. Der Grund: Ihre aktuellen Bezeichnungen seien rassistisch. Wie unter anderem das Guardian-Schwesternblatt Observer berichtete, handle es sich dabei um alle Pflanzen-, Pilz- und Algenarten, die das Wort „caffra“ im Namen tragen. Diese Bezeichnung leitet sich von einem Schimpfwort für Menschen mit dunkler Hautfarbe ab. Pflanzennamen wie der Küstenkorallenbaum Erythrina caffra sollen demnach zum Ende des Monats in Erythrina affra umbenannt werden. Das Wort affra solle auf die afrikanische Herkunft der Pflanzen hinweisen.

60 Prozent stimmten dafür

Die Abstimmung fand bereits im Vorfeld des Internationalen Kongress für Botanik statt. Dieser wird seit Sonntag in Madrid abgehalten. 60 Prozent der anwesenden Wissenschaftler:innen stimmten für die Umbenennung. Angeregt wurde die Änderung von Gideon Smith und Prof. Estrela Figueiredo von der südafrikanischen Nelson Mandela University. „Wir hatten die ganze Zeit Vertrauen in den Prozess und die weltweite Mehrheitsunterstützung unserer Kollegen, auch wenn immer klar war, dass das Ergebnis der Abstimmung knapp ausfallen würde“, sagte Smith dem Fachmagazin Nature.

Die Versammlung habe laut Berichten der britischen Tageszeitung Daily Mail außerdem ein Komitee bestimmt, das ab dem 1. Januar 2026 neue Namen von Pflanzen, Algen und Pilzen eingehend prüfen soll. So könnten rassistische Bezeichnungen bereits im Vorfeld vermieden werden. Bisher erfolgte die Benennung demnach ohne Einschränkung durch die Person, welche die Pflanze entdeckte.

Kritik: Namensänderungen könnten Verwirrung stiften

An der Entscheidung gibt es auch Kritik: Einige Wissenschaftler:innen fürchten, sie könne die Tür für weiterführende Änderungen öffnen. „Dies könnte möglicherweise zu großer Verwirrung und Problemen für Benutzer in vielen Bereichen außerhalb der Botanik führen“, sagte Alina Freire-Fierro, Botanikerin an der Technischen Universität von Cotopaxi in Latacunga, Ecuador, gegenüber dem Nature Magazin.

Anderen geht die Änderung hingegen nicht weit genug. „Die Entscheidung der Botaniker sollte der wissenschaftlichen Gemeinschaft, die sich mit der Benennung von Organismen befasst, klar machen, dass sie den Dialog aufnehmen und sich stärker darüber im Klaren sein und mehr Respekt vor der Frage entwickeln muss, welche Namen zulässig sein sollten“, betonte Botanikerin Sandy Knapp vom Natural History Museum in London gegenüber dem Observer. Sie leitete die sechstägige Nomenklatursitzung, auf der die Änderung der mit Wort „caffra“ bezeichneten Arten beschlossen wurde.

Problematische Tiernamen

Kritik gibt es nicht nur an Pflanzennamen, sondern auch an Tiernamen. Einige dieser Namen gingen auf auf rassistische, faschistische oder aus anderen Gründen umstrittene Persönlichkeiten zurück, berichtet der Observer. Beispielsweise gebe es einen braunen, augenlosen Käfer, der nach Adolf Hitler benannt sei: Anophthalmus hitleri. Auch nach Benito Mussolini wurde ein Tier benannt: der Falter Hypopta mussolinii. Die Internationale Kommission für Zoologische Nomenklatur (ICZN) habe es bisher allerdings abgelehnt, Regeln gegen entsprechende Benennungen zu formulieren.

Verwendete Quellen: Observer, Nature Magazin, Daily Mail

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