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„Niemand hat mutwillig die Welt zerstört“: Messner verteidigt seine Generation bei Lanz

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Screenshot: ZDF

Am Dienstag war Bergsteig-Profi Reinhold Messner zu Gast bei Markus Lanz. Der 78-Jährige äußerte sich auch zu Anschuldigungen, seine Generation habe durch den Verbrauch fossiler Energien die „Welt mutwillig zerstört“. Messner selbst plagt kein Schuldgefühl.

In der ZDF-Talkshow von Markus Lanz war gestern der Extrembergsteiger Reinhold Messner zu Gast. Der 78-jährige kam gegen Ende der Sendung auf die Proteste von Fridays for Future und deren Kritik an seiner Generation zu sprechen. Diese findet er nicht gerechtfertigt.

„Ich habe kein Schuldgefühl“

„Uns ging es zu gut. Wir lebten in einer Blase, die aufgebaut war auf Verbrauch der fossilen Brennstoffe“, fasste Reinhold Messner das Leben seiner Generation zusammen. Trotzdem lebe auch die junge Generation – er nannte sie „die jungen Leute, die heute wirklich ganz bös schimpfen“ – in dieser Blase.

Freitags die Schule zu schwänzen reiche nicht, so der Bergsteig-Profi mit Blick auf die Fridays-for-Future-Proteste. Junge Menschen „müssen Projekte entwickeln, Technologien entwickeln, um den Problemen Klimaschutz, globale Erwärmung begegnen zu können.“ Und weiter: „Nur mit dem Rückblick: ‚Die zwei Generationen vor uns haben mutwillig die Welt zerstört‘ ist nichts geholfen.“

Messner bestritt zwar nicht, dass frühere Generationen wie seine eigne zu großen Teilen an der heutigen globalen Erwärmung beteiligt waren. Doch gerechtfertigt fand er die Kritik von Klimaaktivist:innen nicht. „Es hat auch niemand mutwillig die Welt zerstört“, betonte er. „Wir wussten es nicht. Wir wussten einfach vor 80 Jahren nicht, dass die fossilen Brennstoffe, die wir verbrauchen in großer Menge, die uns die Energie geschenkt haben, ein negatives Beiwerk haben.“ Als Vergleich zog er das Internet heran. Auch dieses gelte als große Erfindung, werde aber auch für „fürchterliche Dinge“ genützt.

„Ich habe kein Schuldgefühl“, lässt 78-jährige wissen. Er selbst sei zwar in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen, aber für seine Expeditionen um die Welt geflogen. „Ich lass mir auch die Lebensfreude nicht nehmen, weil jetzt auf uns fürchterlich geschimpft wird“, erklärte er kurz vor Ende der Sendung.

Utopia meint: Die globale Erwärmung ist schon seit langem bekannt

Messner hat Recht, wenn er sagt, dass unser heutiger Wohlstand auf der Nutzung fossiler Energien basiert. Wie es uns heute ginge, hätten wir schon früher auf alternative Energiequellen gesetzt, werden wir nie wissen. Doch ganz lossagen von der Verantwortung kann sich die Generation Messners nicht. Denn obwohl der menschengemachte Klimawandel erst 2007 als nicht mehr widerlegbar im Sachstandbericht des IPCC aufgeführt wurde, ist er schon länger bekannt.

Vor den Folgen einer Klimaveränderung warnten deutsche Meteorolog:innen erstmals 1941. Schon zuvor wurde auf das Phänomen aufmerksam gemacht, wie ein Zeitungsbericht aus dem Jahr 1912 zeigt. 1979 fand die erste Weltklimakonferenz statt. Im Oktober 1986 schafft es die „Klima-Katastrophe“ als Titelstory in den Spiegel, das Thema zog sich also schon damals durch viele Medien.

Zurecht kritisieren Klimaschützer:innen also Argumente wie Messners „Wir wussten es nicht“. Die Problematik war bekannt, aber die Generation hat sich nicht genug damit auseinandergesetzt. Kein Wunder, dass die Jugendlichen „böse schimpfen“, wenn sie freitags auf die Straßen gehen. Allerdings spricht der Bergsteiger einen wichtigen Punkt an: Natürlich müssen jetzt Technologien entwickelt werden, um dem größten Problem unserer Zeit zu begegnen. Schließlich haben frühere Generationen es nicht getan.

Die komplette Sendung gibt es hier in der ZDF-Mediathek.

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