Inzwischen geht es nicht mehr bloß um einen trockenen Sommer. Frankreich rüstet sich angesichts des Klimawandels für eine Zukunft mit weniger Wasser. Landwirt:innen, Winzer:innen, Schwimmbadbauer:innen und die ganz normale Bevölkerung bekommen das bereits zu spüren.
Der Wasserhahn ist aufgedreht, aber es kommt nichts heraus: Rund 40.000 Menschen in Frankreich stehen am Ende eines zuletzt heißen Sommers ohne Trinkwasser da. Knapp 200 Kommunen gerade im Süden mussten zuletzt mit Tankwagen oder Mineralwasser in Flaschen versorgt werden, sagte Umweltminister Christophe Béchu kürzlich.
Bereits im Sommer 2022 hatte Frankreich mit Wassermangel zu kämpfen. Damals sagte Premierministerin Élisabeth Borne: „Diese Trockenheit ist die schlimmste, die in unserem Land jemals verzeichnet wurde.“ Utopia berichtete. 2023 setzt sich der besorgniserregende Trend fort.
Derzeit ist der Grundwasserstand in knapp zwei Dritteln der Gebiete niedriger als üblich und Béchu warnt: „Die Krise liegt noch nicht hinter uns.“ Auch Landwirt:innen und Winzer:innen klagen über Wassermangel. Behörden reglementierten das Bewässern von Agrarflächen, Gärten und Sportstadien, das Befüllen von Swimmingpools ist tabu, Autowaschen ebenfalls. Ein Ringen um das knappe Lebensmittel und Wirtschaftsgut Wasser hat begonnen.
Klimawandel als Grund für den Wassermangel in Frankreich
„All dies trägt deutlich die Handschrift des Klimawandels: Der Rückgang des verfügbaren, entnehmbaren Wassers hat begonnen, und zwar um 10 bis 40 Prozent“, sagte Béchu der Zeitung Libération. „Dies ist eine Folge des Temperaturanstiegs.“ Mit einem Ende März vorgelegten Wasserplan wolle die Regierung gegensteuern. Bis 2030 sollen alle Sektoren zehn Prozent weniger Wasser nutzen. Das Sparen sei notwendig, weil durch den Klimawandel bis 2050 rund 30 bis 40 Prozent weniger Wasser zur Verfügung stehe. Ab einem bestimmten Verbrauch soll der Wasserpreis steigen und mehr Wasser als bisher soll wiederverwendet werden, der Anteil war in Frankreich bislang gering.
Im südlichen Departement Pyrénées-Orientales befürchtet der Winzerverband wegen der Trockenheit in diesen Wochen die schlimmste Weinlese der Geschichte. „30 oder 40 Prozent Verluste“ drohten in den Weinbergen, sagte der örtliche Verbandspräsident David Drilles dem Sender France bleu. „Es ist dramatisch.“ Manche Winzer:innen rechneten mit Einbußen von bis zu 80 Prozent. Der Regen und die Möglichkeit zur Bewässerung seien unzureichend gewesen. Und dort, wo Departements Restriktionen zum Beregnen von Agrarflächen angeordnet haben, schauen Beamt:innen der Umweltpolizei bei den Landwirten vorbei und gucken, dass diese nicht zu viel Wasser aus dem Boden pumpen.
Maßnahmen auch in Deutschland
Auch in Deutschland wollen Bundesländer die Landwirt:innen angesichts häufigerer Dürren in Zeiten des Klimawandels zu einem sparsameren Wasserverbrauch bewegen. Zuletzt hatte etwa die Ampel-Regierung in Rheinland-Pfalz angekündigt, künftig Geld für die Entnahme von Grund- und Oberflächenwasser in der Land- und Forstwirtschaft zu kassieren. In anderen Bundesländern gibt es teils bereits entsprechende Regelungen oder sie werden diskutiert.
Protest gegen Golfplätze und Einschränkungen bei Pools
Für den Klimawandel und ein Wirtschaften mit weniger Wasser rüsten sich in Frankreich große Agrarbetriebe mit sogenannten „Mégabassines“. Das sind Wasserrückhaltebecken von der Größe etlicher Fußballfelder, in denen Regenwasser für Trockenphasen gesammelt wird. Umweltschützer:innen laufen gegen die Megaprojekte Sturm und halten sie für unökologisch. Eine Demonstration an der Baustelle eines Riesenbeckens in Sainte-Soline in Westfrankreich mit Tausenden Teilnehmenden endete vor Monaten in einer gewaltsamen Auseinandersetzung mit der Polizei. Innenminister Gérald Darmanin sprach danach von „Öko-Terroristen“. Ein Verbot der beteiligten Umweltbewegung durch die Regierung hob die Justiz vorläufig auf.
Die Fronten in diesem Wasserkrieg bleiben verhärtet. Bei einem mehrtägigen Protestmarsch aus der Provinz Richtung Paris verwüsteten Gegner der „Mégabassines“ im August auch einen Golfplatz. Der Vorwurf: Unmengen an Wasser seien im Sommer nötig, um die rund 700 Golfplätze in Frankreich im Sommer schön grün und bespielbar zu halten. Der Verband professioneller Golfplatzbetreiber hielt entgegen, der Wasserverbrauch der Plätze sei bereits reduziert worden, Trinkwasser werde nur in geringem Umfang zur Beregnung eingesetzt.
Auch der Verkauf von Aufstellpools verboten
Schmerzlich treffen viele Menschen in Frankreich, einem der Länder mit den meisten privaten Swimmingpools in Europa, auch Verbote zum Auffüllen der Pools. Im Departement Pyrénées-Orientales im Süden wurde sogar der Verkauf von Aufstellpools verboten, eine Gemeinde im Süden untersagte auch für fünf Jahre unter Verweis auf den Wassermangel den Bau neuer Pools. Die Folge ist nicht nur vermasselter Badespaß: Die Beschränkungen täten auch der Schwimmbadbranche weh, klagte kürzlich der Fachverband FPP. Aufträge im Umfang von zwei Millionen Euro seien verloren gegangen. Allerdings führe der Klimawandel auch dazu, dass die Nachfrage nach privaten Swimmingpools inzwischen auch in der Nordhälfte des Landes steigt.
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