Schufa-Mieterauskünfte waren unter fremden Namen abrufbar: Auf diese Sicherheitslücke machte eine Sicherheitsforscherin des Hacker-Kollektivs „Zerforschung“ aufmerksam. Doch für ihre Aktion gibt es auch Kritik.
In der von der Schufa vorgestellten Bonify-App zur Einsicht in die eigene Kreditwürdigkeit klaffte eine gravierende Sicherheitslücke. Über die App der Schufa-Tochtergesellschaft Bonify konnten unberechtigt Mietbonitätsbescheinigungen abgerufen werden. Das geht aus Veröffentlichungen der Sicherheitsforscherin Lilith Wittmann aus dem Hacker-Kollektiv „Zerforschung“ auf Twitter und Mastodon hervor. Am Montagnachmittag war der Schufa-Service über die App nicht zu erreichen. Über den Vorfall hatte zuerst die Süddeutsche Zeitung berichtet.
Wittmann hatte eine Schwachstelle bei der Identitätsüberprüfung ausgenutzt. „Denn nachdem ihr eure Daten über das Bankident-Verfahren verifiziert habt, könnt ihr diese für etwa eine Sekunde über eine Programmierschnittstelle aktualisieren“, schrieb Wittmann auf Mastodon. Auf diesem Weg ließ sich die Hacker-Aktivistin den sogenannten Boniversum-Score des CDU-Politikers Jens Spahn ausstellen. Der Boniversum-Score entspricht der Mietbonitätsbescheinigung. Es handelt sich hier nicht um den umfassenderen Kredit-Score der Schufa, bei dem auch Handy-Verträge, Kredite, Kreditkarten-Aktivitäten, Bankkonten und andere Daten erfasst werden.
Bei der Schufa hieß es auf Anfrage, nach dem jetzigen Kenntnisstand habe die Expertin „im Rahmen des Kontoident-Verfahrens zwischen Bonify und Boniversum eine Lücke entdeckt, die ausgenutzt werden konnte, um eine eigene Adresse mit einer fremden auszutauschen“. Eine Abfrage des Schufa-Scores sei damit nicht möglich gewesen. „Schufa-Daten sind zu keiner Zeit von dem Vorfall betroffen gewesen.“
Sicherheitslücke bei der Schufa: „Privacy ist nicht so dein Ding, hm?“
Die umfassende Schufa-Bewertung ist für Verbraucher:innen wichtig. Banken, Versandhändler, Mobilfunkunternehmen oder Energieversorger erkundigen sich bei privaten Auskunfteien wie der Schufa nach der Kreditwürdigkeit ihrer Kundschaft.
Kritik im Netz erntete Wittmann für ihre Entscheidung, ihre Mitteilung über den Bonify-Hack mit Screenshots des Boniversum-Scores von Spahn zu illustrieren, auf denen auch das Geburtsdatum und die Adresse des ehemaligen Bundesgesundheitsministers zu sehen ist. „Privacy ist nicht so dein Ding, hm?“, schrieb ein Twitter-Anwender (Privacy = Datenschutz). Wittmann rechtfertigte sich, die Daten seien seit der Diskussion um den umstrittenen Kauf einer Villa durch Spahn ohnehin bekannt.
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