Brasilien exportiert weltweit den meisten Kaffee. Doch von den Einnahmen kommt nicht viel bei den Arbeiter:innen an. Vielmehr werden sie ausgebeutet, wie ein jüngster Bericht schildert.
Sklavenähnliche Arbeit in Brasilien ist heute noch ein großes Problem. Insbesondere in der Kaffee-Industrie, berichtet die Tagesschau. Allein 2022 sind demnach 2.600 solcher Fälle bekannt geworden, die Dunkelziffer könnte laut dem Bericht deutlich höher liegen. Die Tagesschau spricht von einem „Knochenjob“, den Arbeiter:innen auf den Plantagen verrichten – und das meist ohne Lohn.
„Sie machen Sklaven aus uns„, sagte ein Arbeiter einer Kaffeeplantage namens Iran in einem Video der Tagesschau. „Ich arbeite und zahle noch drauf. Ich verdiene keinen einzigen Real, um für zu Hause Essen zu kaufen.“ Real ist die Währung in Brasilien. Das Video zeigt seine Hände, die übersäht sind von Narben und Blessuren.
Die Schuldenspriale beginnt an Tag eins
Arbeiter:innen geraten laut Medienbericht ab dem ersten Tag in eine „Schuldenspirale“. Demnach müssen sie ihren Arbeitgeber:innen Geld bezahlen. Denn nicht selten reisen sie für die Kaffeeernte durch das ganze Land. Die dabei anfallenden Kosten müssen sie bei den Arbeitgeber:innen abbezahlen. Auch für das Essen, ihren Schlafplatz und die Arbeitsutensilien müssen die Arbeiter:innen laut Tagesschau aufkommen.
Einige von ihnen haben daher Sorge, über ihre Arbeitsbedingungen zu sprechen, wie ein Arbeiter mit dem Namen Valdecir da Silva der Tagesschau erzählt. Er habe Angst, nicht mehr beschäftigt zu werden, sollte er vor Gericht wegen der Arbeitsbedingungen klagen. „Dann ist dein Name so befleckt, als hättest du gestohlen oder etwas noch Schlimmeres gemacht“, erklärte da Silva.
Rassismus in Brasilien: People of Color am stärksten betroffen
Ein weitere Problem ist Rassismus, der bis heute ein großes Problem in Brasilien darstellt. People of Color sind am stärksten von der Ausbeutung betroffen. Eine Studie der Universität Minas Gerais aus Brasilien kam zu dem Ergebnis, dass in der Landwirtschaft zu 95 Prozent Schwarze Männer unter Ausbeutung leiden. In privaten Haushalten treffe Ausbeutung zu Dreivierteln Schwarze Frauen.
Brasilien beendete als letztes Land der Welt die Sklaverei – vor 135 Jahren. Genau das sei das Problem, findet Marcelo Campos. Er arbeitet für die regionale Aufsichtsbehörde im Bundesstaat Minas Gerais und recherchiert vor Ort zu illegalen Arbeitsverhältnissen. „Ein Land mit einer Geschichte von 300 Jahren Sklaverei hat eine patriarchale Kultur, die die Rechte der Arbeiter weder wertschätzt noch erfüllt„, sagte er der Tagesschau.
Gründe: Falsche Versprechen und der Mangel an Alternativen
Laut Bericht nehmen Menschen wie Iran und Valdecir vor allem aus zwei Gründen solche Arbeiten an: Aus Mangel an Alternativen und wegen falscher Versprechungen der Arbeitgeber:innen. Wenn die Arbeiter:innen ihre Lage begreifen, sei es meistens schon zu spät, schildert die Tagesschau.
Brasiliens Ex-Präsident Jair Bolsonaro hatte die finanziellen Förderungen des Staates zur Bekämpfung der Missstände um knapp die Hälfte gekürzt. Unter dem neuen Präsidenten Lula da Silva wurde der Haushalt wieder um gute 44 Prozent aufgestockt. Doch die Hilfen von umgerechnet 6,5 Millionen Dollar könnten bei rund 105 Millionen Arbeitnehmer:innen landesweit nur wenig ausrichten, meinen Expert:innen im Gespräch mit der Tagesschau.
Verwendete Quelle: Tagesschau
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