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Sind Bio-Lebensmittel gesünder? Ein Ernährungsexperte hält dagegen

Achte bei den Zutaten für den Fenchelsalat mit Apfel möglichst auf Bio-Qualität.
Foto: CC0 / Pixabay / RoonZ-nl

Bio ist besser für die Umwelt – aber auch für die eigene Gesundheit? Laut einem Ernährungswissenschaftler kann man das so nicht sagen. Er hält dagegen: Die gesundheitlichen Erwartungen an Bio-Lebensmittel seien „überzogen“.

Lieber zum Bio-Apfel greifen als zum konventionellen – der Umwelt, aber auch der Gesundheit zuliebe? So einfach ist es laut dem Ernährungswissenschaftler Bernhard Watzl nicht. Er ist Direktor am Institut für Physiologie und Biochemie der Ernährung in Karlsruhe. Im Interview mit Geo erklärt der Experte: Die gesundheitlichen Erwartungen an Bio-Lebensmittel seien „überzogen“.

Bio-Siegel gibt es einige. Sie deklarieren, auf welche Weise Obst oder Gemüse angebaut wurde. Bei Fleisch geht es um die Art der Haltung der Tiere. Das EU-Bio-Logo garantiert zum Beispiel, dass beim jeweiligen Produkt auf chemisch-synthetische Pflanzenschutz- und Düngemittel verzichtet wurde und nur etwa 70 Zusatzstoffe zugelassen sind. Bei konventionellen Lebensmitteln sind es hingegen circa 400. Gentechnik ist ebenfalls untersagt. Manche Zertifizierungen – wie etwa Naturland – gehen über diese Standards hinaus.

„Weniger Rückstände von chemischen Pflanzenbehandlungsmitteln“ – besser für die Gesundheit?

Doch Rückschlüsse auf die gesundheitliche Wirkung der Nahrungsmittel mit Bio-Siegel sind nur bedingt möglich, wie Watzl sagt: „Ökologisch erzeugte Produkte weisen in der Tat weniger Rückstände von chemischen Pflanzenbehandlungsmitteln auf, solche Substanzen dürfen ja im ökologischen Anbau nicht verwendet werden, im konventionellen schon. Die Unterschiede in den Rückstandsmengen sind aber so gering, dass sie wahrscheinlich keinen physiologischen Effekt haben.“

Konsument:innen müssten die eigene Ernährung vielmehr als Baustein eines gesunden Lebensstils begreifen, bei dem auch Sport und Bewegung generell eine wichtige Rolle spielten – etwa, um ihr Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen oder Diabetes zu senken.

Watzl erklärt: „Dies hat aber kaum etwas damit zu tun, ob sie sich von Bio-Kost oder konventionell erzeugten Lebensmitteln ernähren. Der zusätzliche Effekt von Bio liegt vermutlich bei wenigen Prozent.“ Bedeutsamer sei „die richtige Wahl der Lebensmittel“. Für den Ernährungswissenschaftler bedeutet das: weniger tierische Lebensmittel, dafür mehr pflanzliche Kost. Die Empfehlung deckt sich mit jener der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE).

Bio bei Milch, Eiern und Fleisch?

Bei Milch, Eiern und Fleisch, so der Fachmann, gebe es hingegen geringe Unterschiede bei Bio-Produkten. Sie sollen mehr ungesättigte Fettsäuren enthalten, die durch das Futter der Tiere beeinflusst werden. „Ob sich daraus gesundheitliche Vorteile ergeben, ist allerdings noch unklar“, resümiert Watzl im Gespräch mit Geo.

Er selbst würde aus Überzeugung Bio-Produkte einkaufen. „Damit tue ich vielleicht nicht mehr für meine eigene Gesundheit, aber für die der Tiere und für die Umwelt.“ Der Ernährungsexperte nennt beispielhaft die geringere Belastung des Trinkwassers durch Düngemittel sowie den Schutz der Artenvielfalt oder eine bessere Tierhaltung.

Pluspunkte beim Geschmack

Auch beim Geschmack kann sich laut Watzl der Griff zu Bio lohnen. Etwa beim Apfel. Demnach enthalte ein Bio-Apfel oft weniger Wasser als ein konventioneller, was damit zusammenhängt, dass in der Massenproduktion Stickstoff in den Boden eingebracht wird. Der Bio-Apfel mag dadurch zwar kleiner sein, habe jedoch auch eine höhere Konzentration an Aminosäuren und sekundären Pflanzenstoffen – sprich Aroma.

Gleichzeitig schließt Watzl nicht aus, dass auch konventionelle Erzeugnisse „sehr gut“ sein können. „Der konventionelle Landwirt verwendet ja nicht zwangsläufig große Mengen Stickstoff. Daher kann auch auf konventionellem Weg ein Apfel heranwachsen, der dem idealen Bio-Produkt nahe kommt.“ Die messbaren Unterschiede bei der jeweiligen Nährstoffzusammensetzung zwischen den Anbauweisen liegen dem Experten zufolge bei maximal zehn Prozent.

Quelle: Geo

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