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Skigebiet startet Saison mit Plastik-Piste

Skigebiet
Foto: Sven Hoppe/dpa (Archiv-Bild)

Ohne Beschneiung geht in vielen deutschen Skigebieten nichts mehr. In dieser Saison aber war es teils so warm, dass selbst Schneekanonen nicht laufen konnten. Jetzt greifen manche Betriebe zu einer anderen Maßnahme, die Umweltschützer:innen aber nicht gefällt.

Kaum Schnee, stillstehende Lifte: Der bisher warme Winter lässt Betreiber nach neuen Wegen suchen. Die Bergbahnen Hocheck in Oberaudorf haben nun eine Piste mit Plastikmatten zum Skifahren ausgelegt. Am Freitag soll der Betrieb darauf starten. Die Bild-Zeitung hatte zuerst darüber berichtet.

Auch wenn das Fahrgefühl echtem Schnee nahekommen soll: Wirklich ersetzen werden die Matten ihn nicht – auch nicht die umstrittene Beschneiung. „Es ist eine Abrundung, eine Ergänzung“, sagt der Geschäftsführer der Hocheck Bergbahnen, Hannes Rechenauer. Die Hoffnung: Dass so in diesem Jahr schon Mitte Oktober Skikurse starten und „Anfänger und Wiedereinsteiger die ersten Schwünge auf der Matte probieren können. Sie müssen dann nicht auf Gletscher ausweichen.“ Kürzere Anfahrt – gut fürs Klima.

Energieaufwand, Plastikabrieb und Schäden durch Plastikmatten?

Umweltschützer:innen sind dennoch nicht begeistert. Sie verweisen auf eine energieintensive Herstellung, den Plastikabrieb mit Mikroplastik und Schäden für möglicherweise schützenswerte Wiesen. „Auch Matten bringen ökologische Probleme mit sich“, sagt Martin Geilhufe vom Bund Naturschutz in Bayern.

Die Hersteller verweisen hier auf Unterlagen, die dafür sorgen sollen, dass Mikroplastik nicht in die Umwelt gerät. Sie berichten über eine steigende Nachfrage. „Unser Lager ist leer. Es geht täglich noch Ware raus“, sagt Jens Reindl, Geschäftsführer der Chemnitzer Firma Mr. Snow, die ihr teils aus Baumwolle bestehendes Produkt „textilen Schnee“ nennt.

Das Oberaudorfer Unternehmen Skitrax World sieht einen internationalen Markt . „Wir haben Projekte in der Realisierung für neue Mattenskipisten in der Größe von 1.000 bis 8.000 Quadratmetern und mehr“, sagt Geschäftsführer Wolfgang Schmidt. Interesse gebe es stark auch aus der arabischen Welt und aus Asien. Auf Twitter postete das Unternehmen ein Foto von einer Plastik-Piste in Oberaudorf:

Utopia meint

Es ist nachvollziehbar, wenn Betreiber versuchen, ihr Geschäft aufrecht zu halten. Mit Matten aus Plastik werden allerdings nur die Symptome behandelt und nicht der Klimawandel an sich, mit dem der ausbleibende Schnee einhergeht. Denn extreme Wetterlagen, wie etwa Hitzewellen, mangelnder Regen und milde Winter, verstärken und häufen sich laut Expert:innen durch den Klimawandel. Stattdessen versuchen Verantwortliche den Wandel zu kaschieren.

Nicht zuletzt liegt das Problem auf den Skipisten bei den politischen Entscheidungsträger:innen. Erst kürzlich zeigte sich der stellvertretende bayerische Ministerpräsident Hubert Aiwanger (Freie Wähler) auf Twitter posititiv gestimmt gegenüber künstlicher Beschneiung der Skipisten. Allerdings liegt es an der Politik, Industrie-, Wirtschafts- und Tourismuszweige auf die sehr wahrscheinlichen Folgen der Klimakrise vorzubereiten. Zudem ist eine vernünftige Klimapolitik zur Begrenzung der Erderwärmung essentiell – wie auch in diesem Utopia-Kommentar deutlich wird.

Unabhängig von Pisten aus Plastik oder künstlicher Beschneiung: Aus Umweltgesichtspunkten war der Skisport auch davor bereits fragwürdig. Für Pisten müssen Bäume gerodet werden und zu den Skigebieten kommt es in der Saison zu einem hohen Verkehrsaufkommen in den Bergen.

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