Der Schnupfen nervt, das Nasenspray hilft. Doch es ist in Verruf geraten und soll dauerhaft schädigen, liest man immer wieder. Zwei Fachleute klären über die Risiken von abschwellenden Mitteln auf.
Nasenspray ist in Verruf geraten. Wer es übermäßig benutzt, schadet sich, heißt es. In einem WDR-Beitrag, der inzwischen nicht mehr abrufbar ist, erklärte ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt sogar, dass abschwellende Mittel die Schleimhäute dauerhaft wie Kokain schädigen könnten. Die Deutsche-Apotheker-Zeitung (DAZ) berichtete damals über den Beitrag.
Was aber ist dran an den vielen Gefahren, die von Nasensprays angeblich ausgehen? Zwei Fachleute klären gegenüber dem Wissenschaftsmagazin Spektrum auf.
Worauf du beim Gebrauch von Nasenspray achten solltest
Eine von ihnen: Marie-Luise Polk von der Klinik und Poliklinik für HNO-Heilkunde am Universitätsklinikum Dresden. Sie sagt, dass man „selbstverständlich“ Nasenspray bei einer Erkältung benutzen dürfe. Schließlich kann eine verstopfte Nase dazu führen, dass schlechter Luft an die Nasennebenhöhlen kommt. Man fühlt sich dadurch noch kränker.
„Abschwellende Nasentropfen machen dann Sinn: Das Sekret kann besser abfließen. Auch wir in der Klinik nutzen bei schweren Entzündungen der Nasennebenhöhlen regelmäßig lokal abschwellende Medikamente“, zitiert Spektrum Polk.
Laut der Expertin ist jedoch wichtig, abschwellende Präparate nicht länger als sieben Tage am Stück zu verwenden. Andernfalls – und diese Gefahr stimme tatsächlich – gewöhnt sich die Nasenschleimhaut an das Mittel. Die Folge: „Die Nase schwillt immer wieder zu“, so Polk. Fachleute sprechen dann von einem medikamentösen Schnupfen (Privinismus).
Kann man von einer Sucht nach Nasenspray sprechen?
Von einer „Sucht“ nach Nasenspray könne man aber infolgedessen nicht sprechen, wie HNO-Arzt Martin Wagenmann erläutert. Eine Gewöhnung an Nasensprays sei individuell. Bei manchen Menschen trete sie bereits nach drei Tagen ein, bei anderen mehrere Wochen. „Bei regelmäßigem Gebrauch von Nasenspray oder Tropfen gewöhnen sich die Rezeptoren auf den Nervenzellen in der Nase an den Stimulus.“ Damit ist der Wirkstoff gemeint (oft Xylometazolin und Oxymetazolin), der die Gefäße zusammenziehen lässt, sodass die Schleimhaut abschwillt.
Wiederholt sich dieser Vorgang, gewöhnt sich die Nase also an das Mittel, braucht es laut Wagenmann eine immer höhere Dosierung. Ein Teufelskreis entstehe, der jedoch eher einer Abhängigkeit ähnele. „Ich würde nicht von einer Sucht sprechen, weil die Vorgänge überhaupt nicht zu vergleichen sind mit einer Alkohol- oder Drogensucht“, so der Experte.
Spektrum zufolge gibt es einen weiteren negativen Effekt durch die dauerhafte Anwendung von Nasensprays. Demnach verändert sich das Gewebe der Schleimhaut. Die Reinigungshärchen in der Nase können dann den Schmutz nicht mehr so gut nach außen transportieren. Auch droht die Schleimhaut auszutrocknen.
So kommt man von zu viel Nasenspray los
Wie aber loskommen von zu viel Nasenspray? „Es kann Wochen bis Monate dauern, bis sich die Nase wieder umgewöhnt hat“, sagt HNO-Arzt Wagenmann. Laut Spektrum raten Ärzt:innen des Universitätsklinikum Dresden dazu, zunächst auf Kindernasenspray überzugehen – und schrittweise auch damit aufzuhören. So können sich die Schleimhäute wieder erholen.
Wichtig sei außerdem, ganz grundsätzlich zu klären, was die Ursachen dafür sind, dass man überhaupt mit Nasenspray angefangen hat. Womöglich verbirgt sich hinter einer verstopften Nase keine akute Erkältung, sondern eine Allergie. Dies muss ärztlich abgeklärt werden.
Welche Alternativen gibt es?
Polk empfiehlt, bei verschnupfter Nase alternativ zu Meersalznasensprays (Solelösungen) zu greifen. Wagenmann rät unter Umständen zu cortisonhaltigen Sprays, die aber deutlich länger bräuchten, um zu wirken, als das konventionelle Pendant.
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