Gesunde rote Blutkörperchen haben eine napfförmige, doughnut-ähnliche Gestalt. Hohe Dosen des Schmerzmittels Ibuprofen können jedoch die Membran der Erythrozyten verformen – hin zu sogenannten Stechapfelzellen.
Das Schmerzmittel Ibuprofen kann unsere roten Blutkörperchen (Erythrozyten) verformen. Das konnten Forschende nun beobachten. Anstatt ihrer napfförmigen Gestalt werden die Erythrozyten durch Ibuprofen zu sogenannten Stechapfelzellen (Echinozyten). Sprich: Sie weisen kleine stachelartige Ausprägungen auf.
Laut den Wissenschaftler:innen, die ihre Erkenntnis im Fachblatt Nanoscience veröffentlich haben, verändert das Schmerzmittel die Zellmembran der roten Blutkörperchen. Diese beinhalten die überlebenswichtige Eiweißverbindung Hämoglobin, mit der unser Blut Sauerstoff und Kohlendioxid binden und transportieren kann. Hämoglobin verleiht den Blutkörperchen ihre typisch rote Farbe.
Um den Körper versorgen zu können, wandern Erythrozyten durch noch so kleine Kapillare – also feinste Verästelungen der Blutgefäße. Ihnen gelingt das, weil sie sich flexibel anpassen können.
Stechapfelzellen können durch Ibuprofen entstehen
Verformungen der roten Blutkörperchen sollten daher untersucht werden. So können Deformationen zum Beispiel den Sauerstofftransport oder die Flexibilität der Erythrozyten erschweren. Weisen die Blutkörperchen spitze Ausläufer auf, spricht man von Stechapfelzellen. Die falsche Lagerung von Blutkonserven etwa kann zu einer solchen Verformung führen, ebenso bestimmte Lebererkrankungen.
Recht bekannt ist die sogenannte Sichelzellanämie, bei der eine genetische Anomalie des Hämoglobins sichelförmige rote Blutkörperchen hervorruft. Symptome der Erkrankung können beispielsweise Gefäßverschlüsse oder Organschäden sein.
Membran der Erythrozyten weist plötzlich Stacheln auf
Forschende haben nun beobachtet, wie eine Deformation der Erythrozyten durch ein Schmerzmittel entsteht. Mit Hilfe der digitalen holotomographischen Mikroskopie wurden Zellproben – ähnlich wie bei der Computertomografie – gescannt. Kamen die Blutzellen mit Ibuprofen in Kontakt, veränderte sich in kurzer Zeit ihre Oberfläche. Es zeigten sich erste „Stachel“ auf der Membran.
Die nadel- und stachelartige Verformung sei bei einer niedrigen Schmerzmitteldosierung noch reversibel, schreiben die Wissenschaftler:innen in ihrer Studie.
Deformation irreversibel bei sehr hoher Dosierung von Ibuprofen
Das ändert sich aber mit höherer Konzentration, wie es weiter heißt: „Die Fähigkeit der roten Blutkörperchen, ihre doughnut-ähnliche Form wieder anzunehmen, wurde nur bei hohen Ibuprofen-Dosen gehemmt – das entspricht 800, 1200 und 2400 mg, die niemals ohne ärztliche Verschreibung auf einmal eingenommen werden sollten.“
Die Analyse der Forschenden verdeutlicht, dass das Schmerzmittel Ibuprofen demnach nicht frei von Risiko ist. „Die Tatsache, dass Ibuprofen als frei verkäufliches Schmerzmittel erhältlich ist, erhöht das Risiko für eine Überdosierung“, mahnen die Wissenschaftler:innen in ihrer Studie an – und verweisen darauf, dass ihre Ergebnisse auch relevant für Arzneimittelsicherheit sein dürften.
Quelle: Nanoscience
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