Manche Hunde sind sprachlich begabt und können mehr als 100 Begriffe lernen. Das zeigt eine Studie, die auch für die Erforschung menschlicher Kognition interessant ist.
Sprache ist ein wichtiger Teil menschlichen Denkens. Doch auch Hunde können ein ausgeprägtes Sprachgefühl besitzen, und zwar ohne, dass sie explizit darauf trainiert werden.
Dies zeigt eine neue Studie von Forschenden um Shany Dror, Doktorandin der Verhaltensforschung an der ungarischen Eötvös-Loránd-Universität, die im Fachjournal Scientific Reports veröffentlicht wurde. Demnach sind einige Hunde fähig, die Begriffe von mehr als Hundert verschiedenen Gegenständen zu erlernen und anzuwenden.
Hunde, die über ein Vokabular von Objektbezeichnungen verfügen, werden Gifted-Word-Learner-Hunde (auf Deutsch: begabte Wortlerner-Hunde) genannt und bieten Forschenden ein großes Potenzial. Bisher hatten aber nur wenige Studien mit kleinen Stichprobengrößen von ein oder zwei solcher Hunde die Sprachbegabung der Vierbeiner untersucht. Denn Gifted-Word-Learner-Hunde gelten als äußerst selten.
Vor allem Border Collies zeigten sprachliche Begabung
Für ihre Studie versuchte Studienleiterin Dror, die auch Hundetrainerin ist, zunächst 34 Hunden aus gewöhnlichen Haushalten verschiedene Vokabeln beizubringen.
Das allerdings habe sich als „kläglicher Fehlschlag“ herausgestellt: „Wir haben alle sehr hart gearbeitet, aber nach drei Monaten kannten sie nicht einmal die Namen von zwei Spielzeugen“, betont Dror im zur Studie gehörenden Bericht.
Weil sie für ihre Studie aber eine repräsentative Anzahl sprachbegabter Hunde finden musste, rief Dror mit ihren Forschungskolleg:innen einen Wettbewerb ins Leben: Die sogenannte Genius Dog Challenge. Hunde traten in einer YouTube-Liveübertragung gegeneinander an, um ihre Sprachbegabung zu testen.
Fünf Jahre später hatten die Forschenden 41 Hunde gefunden, die die Bezeichnung von mehr als fünf verschiedenen Spielzeugen lernen konnten. Mehr als die Hälfte davon waren Border Collies.
Ansonsten bestand die Auswahl sprachbegabter Hunde aus Labradoren, Zwergspitzen, einem Pekinesen und einem Shih Tzu. Aber auch ein Corgi, ein Zwergpudel, ein deutscher Schäferhund sowie ein Mischling aus einem Australian Cattle Dog und einem Miniature Australian Shepherd hatten es in die Auswahl geschafft.
Hunde lernten in raschem Tempo neue Wörter
Zu Beginn der Untersuchung kannten die Hunde durchschnittlich 29 Namen für Spielzeuge. Der Spitzenreiter unter ihnen hatte bereits zu diesem Zeitpunkt 86 Namen für Spielzeug in seinem sprachlichen Repertoire.
Nachdem die Forschenden ein Sprachtraining mit den Hunden absolvierten, wuchs die Zahl neu erlernter Worte bei ihnen jedoch schnell an. Die Hunde brauchten dabei teilweise nur bis zu fünf Minuten, um neue Begriffe für Spielzeuge zu lernen.
Am Ende der Untersuchungen von Dror und ihren Forschungskolleg:innen gaben acht Hundehalter:innen an, dass ihre Hunde die Namen von 16 bis 49 Spielzeugen kannten. Ebenfalls acht Besitzer:innen schätzten den Wortschatz ihrer Hunde auf 50 bis 99 Spielzeuge. Und 16 Hundehalter:innen gaben an, dass ihre Vierbeiner inzwischen die Namen von mehr als 100 Spielzeugen wussten.
Auch für die Erforschung menschlicher Kognition interessant
Für Forschende lassen sich aus Untersuchungen zur Sprachfähigkeit von Tieren auch Aussagen über menschliche Kognition ableiten. Spektrum zufolge fokussierten sich solche Studien jedoch vorwiegend auf die Sprachfähigkeit von Affen und Delfinen. Da diese Tiere jedoch meist in Gefangenschaft lebten, könne dies die Ergebnisse jedoch verfälschen.
Hunde leben jedoch seit etwa 15.000 bis 20.000 Jahren mit Menschen zusammen – und sind seitdem stets mit menschlicher Sprache konfrontiert. Hinsichtlich dieser evolutionären Entwicklung seien sie ein vielversprechendes Modell für die Untersuchung sozialer Kognition des Menschen, so Spektrum.
In weiteren Studien wollen die Forschenden nun untersuchen, welche Faktoren dazu beitragen, ob ein Hund ein mehr oder ein weniger ausgeprägtes Sprachtalent besitzt. Auch hoffen sie, daraus Aussagen darüber ableiten zu können, ob der Lernansatz der Tiere mit dem von menschlichen Kindern vergleichbar ist.
Verwendete Quellen: Scientific Reports, Genius Dog Challenge, Spektrum
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