Das Jahr 2023 war so heiß wie kein Jahr zuvor. Anfang 2024 setzt sich der Trend fort. Was besonders beunruhigt, ist der eklatante Temperaturunterschied zu den Vorjahren.
2023 war das heißeste Jahr seit Begin der Wetteraufzeichnung. Utopia berichtete. Obendrein wurden zahlreiche Einzelrekorde gebrochen. Laut der Weltwetterorganisation (WMO) stellten die Monate Juni bis September „mit weitem Abstand“ neue Höchstmarken auf. Der Juli ging sogar als heißester jemals gemessener Monat überhaupt in die Geschichte ein. Fragt sich nur, wie lange es dauert, bis auch diese Rekorde gebrochen werden. Denn auch Anfang 2024 zeigt sich eine große Kluft zwischen den diesjährigen Temperaturen und denen der Vorjahre.
Meerestemperatur steigt drastisch
Besonders deutlich ist der Unterschied beim Blick auf die Oberflächen-Temperatur der Weltmeere, hier zu sehen in einer Grafik des Climate Reanalyzer der University of Maine:
Zu sehen sind die Temperaturverläufe aller Jahre von 1981 bis 2024. Die mittlere gestrichelte Linie zeigt den Temperaturdurchschnitt zwischen 1982 und 2011 an. Die obere und die untere gestrichelte Linie geben die dazugehörige zweifache Standardabweichung an. Das bedeutet, dass ein zufälliger in diesem Zeitraum gemessener Wert mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa 95 Prozent innerhalb des von der oberen und unteren Linie eingegrenzten Korridors liegt. Alles darüber oder darunter sind seltene Ausreißer.
Das orange eingezeichnete Jahr 2023 liegt durchgehend über dem Korridor, wäre also zwischen 1982 und 2011 statistisch extrem unwahrscheinlich, sogar nahezu unmöglich, gewesen. Auch die nach 2011 entstandenen Rekorde wurden von 2023 über weite Strecken um 0,3 bis 0,4 Grad Celsius übertroffen.
Die dicke schwarze Linie, die den Verlauf für 2024 anzeigt, hat seit Jahresbeginn einen ähnlichen Abstand zu 2023, nämlich 0,3 bis 0,5 Grad. Beim zugrundeliegenden Datenset sei zu beachten, dass die Daten der vergangenen zwei Wochen immer nur vorläufige Daten darstellen, heißt es auf der Website des Climate Reanalyzer. Dennoch lässt sich mit Blick auf die zurückliegenden Monate ein klarer Trend zu deutlich höheren Temperaturen erkennen.
Teilweise über zwei Grad Erderwärmung
Das Pariser Klimaabkommen und somit das Ziel, die Erderwärmung auf bestenfalls unter 1,5 Grad und maximal 2 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Niveau zu begrenzen, bezieht sich nicht auf die Meerestemperatur. Stattdessen wird die oberflächennahe Lufttemperatur gemessen. Doch auch hier bewegt sich der Februar aktuell auf Rekordkurs, wie Climate Reanalyzer zeigt:
In dieser Grafik wird die globale durchschnittliche oberflächennahe Lufttemperatur aller Jahre von 1940 bis 2023 angezeigt. Erneut bewegt sich die dicke schwarze Linie für 2024 insbesondere im bisherigen Februar deutlich über den bisherigen für diesen Monat gemessenen Werten. Stellenweise beträgt der Unterschied 0,5 Grad zum vorherigen Rekordwert.
Laut Klimaforscher Zeke Hausfather hat es im Februar bereits drei Tage gegeben, die über zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Niveau, also den Durchschnitt von 1850 bis 1900, lagen.
Kombination von Klimawandel und El Niño
Hausfather sagte gegenüber dem Guardian jedoch auch, dass die hohen Temperaturen Anfang 2024 nicht nur auf den steigenden CO2-Gehalt in der Atmosphäre zurückzuführen seien. Eine weitere Ursache sei der „kurze Höhepunkt der Auswirkungen von El Niño“. Dabei handelt es sich um ein Wetterphänomen, das alle zwei bis sieben Jahre auftritt und für eine Erwärmung des Ostatlantischen Ozeans sorgt.
„Ich würde sagen, Februar 2024 hat gute Chancen den bisherigen Rekord von 2016 zu knacken“, so Hausfather gegenüber dem Guardian; „aber es ist noch lange keine beschlossene Sache, da die Wettermodelle naheliegen, dass die globalen Temperaturen in der kommenden Woche wieder fallen werden“.
Eine Entwarnung spricht Hausfather aber nicht aus: Trotz El Niño seien die aktuellen Daten ein Hinweis darauf, dass sich die Erderwärmung in den letzten Jahren beschleunigt habe, so der Klimaforscher.
Weitere Quellen: WMO, Climate Reanalyzer, Guardian
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