Eine Foto-Challenge des Bund Naturschutz hat überraschende Folgen. Ein Teilnehmer entdeckte eine Insektenart, die in Deutschland eigentlich nicht vorkommt. Was über den Fund bekannt ist
Eine spezielle Hummelkönigin hat den Weg über die Alpen geschafft: Die eigentlich in warmen Gefilden heimische Tonerdhummel (Bombus argillaceus) ist nun auch in Deutschland nachgewiesen worden. Der Bund Naturschutz in Bayern (BN) und das Thünen-Institut in Braunschweig hatten auch in diesem Jahr gemeinsam bundesweit dazu aufgerufen, Hummeln über die kostenlose Bestimmungs-App ObsIdentify zu melden, wie das Institut und der BN berichteten.
Bisher waren demnach die Alpen eine natürliche Barriere für die Tiere aus dem südlichen Europa. Eine Königin habe es nun offensichtlich über die Berge geschafft, sie wurde im oberbayerischen Ohlstadt gesichtet. Ob sich die auffällige Hummel dauerhaft in Deutschland ansiedelt, müssen weitere Studien zeigen. Es gelte auch herauszufinden, ob es sich um einen Einzelfund handele oder es weitere, bisher nicht publizierte Meldungen der Tonerdhummel in Deutschland gebe.
Projekt „Hummel-Challenge“
Es sei ein wissenschaftlicher Erfolg für das Citizen-Science-Projekt namens Hummel-Challenge, hieß es. Über das Projekt hatte Utopia bereits im Juli berichtet. Während der bundesweiten Suche durch Bürger:innen wurde laut Thünen-Institut und BN erstmals eine Tonerdhummel in Deutschland nachgewiesen.
Die Tonerdhummel liebe die Wärme und sei bisher vor allem über die Mittelmeerländer und Schwarzmeer-Anrainerstaaten wie der Ukraine bis hin zum Iran verbreitet gewesen. Bereits seit längerem sei sie aber in den Nachbarländern Österreich und Schweiz gesichtet worden – und so habe man vermutet, dass sie es auch nach Deutschland schaffen könnte.
Veränderte Verbreitungsgebiete Hinweis auf Klimawandel?
Das Gebirge sei für viele Arten eine natürliche Barriere. „Dauerhafte Zuwanderungen von Arten aus wärmeren Regionen können mit dem Klimawandel in Zusammenhang stehen“, sagte Sophie Ogan, Projektverantwortliche am Thünen-Institut. Der Nachweis der Tonerdhummel-Königin könne ein erster Hinweis auf eine mögliche Ausbreitung sein, ob sie hier heimisch werde, bleibe aber abzuwarten.
Auffällige Färbung der Tonerdhummel
Die Königin wurde von Thomas Guggemoos, langjähriges BN-Mitglied, in Ohlstadt im oberbayerischen Landkreis Garmisch-Partenkirchen fotografiert. Bombus argillaceus zeichnet sich durch zwei auffällig gelbe Querbinden auf der Brust und einen vollständig schwarzen Hinterleib bei den Königinnen aus. Das unterscheide sie deutlich ähnlichen Arten wie der Garten-, Feld- oder Unterirdischen Hummel.
Dass durch das Bürger-Projekt Hummel-Challenge ein Erstnachweis der Tonerdhummel-Königin gelungen sei, zeige die Relevanz derartiger Citizen-Science-Projekte für die Wissenschaft. „Die Wahrscheinlichkeit für solche Funde erhöht sich, je mehr Menschen mitmachen“, sagt Martina Gehret, Projektverantwortliche des Bund Naturschutz.
In diesem Sommer beteiligten sich an dem Projekt etwa 3.500 Menschen. „Wir machen das, weil es bisher nur internationale und deutsche Einzelstudien gibt, wonach es den Hummeln nicht so gut geht und sie rückläufig sind“, sagte Ogan. Das Institut wolle ein Monitoring für Wildbienen in Agrarlandschaften aufbauen.
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