Der neue Masthuhn-Report zeigt: Supermärkte und Discounter setzen sich unterschiedlich stark für bessere Haltungsbedingungen von Masthühnern ein. Aldi schneidet mittelmäßig ab, Lidl gelobt Besserung. Edeka und Kaufland enttäuschen auf ganzer Linie.
Seit 2022 veröffentlicht die Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt jedes Jahr einen Masthuhn-Report. Dieser gibt Aufschluss darüber, wie sehr sich Unternehmen an die Europäische Masthuhn-Initiative halten. Die Initiative, zu der die Albert Schweizer Stiftung und 30 andere Nichtregierungsorganisationen gehören, definiert bessere Haltungsbedingungen für die Hühnermast.
In den Berichten der letzten Jahre wurden nur Restaurantketten analysiert. Doch in dem am Mittwoch erschienenen dritten Report gibt es nun erstmals auch Bewertungen der Lebensmittelhersteller, Caterer sowie Supermärkte und Discounter. Für jede der vier Kategorien gibt es ein eigenes Ranking. So lässt sich auf den ersten Blick erkennen, welches Unternehmen sich für das Tierwohl von Masthühnern besonders stark oder eben kaum engagieren.
Doch Achtung: 50 Prozent der Bewertung kommen allein schon zustande, wenn sich ein Unternehmen zu allen Zielen der Masthuhn-Initiative verpflichtet. Für die tatsächliche Umsetzung und entsprechende Berichterstattung können dann noch weitere 50 Prozent verdient werden.
Tegut läuft Aldi, Lidl und Co. den Rang ab, Edeka enttäuscht
Während Aldi Nord und Süd bereits seit 2020 Teil der Masthuhn-Initiative sind und in der aktuellen Bewertung mit 60 Prozent auf Stufe 3 des Rankings liegen, hat sich Lidl erst kürzlich den Kriterien angeschlossen und wurde daher noch nicht bewertet.
Edeka und Kaufland bilden mit null Punkten das Schlusslicht – beide haben sich bisher nicht zur Masthuhn-Initiative bekannt. Über allen Supermärkten und Discountern ragt Tegut als klarer Sieger hervor. Mit der vollen Punktzahl und der vollständigen Umsetzung der Masthuhn-Initiative setzt das Unternehmen ein starkes Signal für mehr Tierwohl.
Im Mittelfeld und somit in folgender Grafik nicht zu sehen sind Norma (57 %), Bünting (57 %) und Rewe (46 %).
KFC fliegt von Platz 1: Das Restaurantketten-Ranking
Letztes Jahr holte sich ausgerechnet KFC die Spitzenposition im Hühnerwohl-Ranking. Utopia berichtete. „Seit letztem Jahr sehen wir allerdings Stillstand“, heißt es in der Pressemitteilung der Albert Schweitzer Stiftung. Die Folge: KFC verschlechtert seine Wertung von 75 auf 69 Prozent und landet nur noch auf Platz 2. Neuer Spitzenreiter ist Hans im Glück (74 %), das Podium komplettiert Dominos (62 %). Die Fast-Food-Riesen McDonald’s und Burger King schneiden erneut desaströs ab.
Masthuhn-Report 2024: Die besten Hersteller und Caterer
In der neuen Hersteller-Kategorie landet Dr. Oetker (63 %) ganz oben, gefolgt von Frosta (60 %) und Bofrost (57 %). Mit Bell Food Group und Eismann sind auch hier zwei Nullnummern im Ranking vertreten.
In der Caterer-Kategorie herrschen die geringsten Unterschiede: Die Bestplatzierte SV Group hat gerade mal 60 Prozent, die Schlusslichter Compass und Genuss & Harmonie kommen auf 33 Prozent.
Was sind die Kriterien fürs Ranking?
Der Masthuhn-Report orientiert sich an den Zielen der Masthuhn-Initiative. 50 Prozent gibt es für die Selbstverpflichtung und Zielsetzung der Unternehmen gemäß der Initiative, weitere 50 Prozent für die Umsetzung und Berichterstattung. Das sind die Ziele:
- Besatzdichte: Es sind maximal 30 Kilogramm (also bis zu 20 Tiere) pro Quadratmeter erlaubt.
- Weniger Überzüchtung: Es muss eine Einschränkung der Überzüchtung geben.
- Licht und Beschäftigung: Die Hühner brauchen eine Beleuchtung mit einer Stärke von 50 Lux, eine zwei Meter lange Sitzstange pro 1.000 Tiere und zwei Gegenstände zum Picken pro 1.000 Tiere.
- Keine Käfige: Es dürfen keine Käfige verwendet werden.
- Betäubung: Die Betäubung vor der Schlachtung muss in kontrollierter Atmosphäre mittels kaum wahrnehmbarer Gase oder mehrstufiger CO2-Systeme oder durch effektive elektrische Betäubung ohne Kopfüberhängen durchgeführt werden.
- Auditing: Es müssen Audits, also Überprüfungen, durch Dritte stattfinden.
Zum Vergleich: Die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (TierSchNutztV) erlaubt eine Besatzdichte von bis zu 39 Kilogramm (bis zu 26 Tiere) pro Quadratmeter und verlangt nur 20 Lux für die Beleuchtung. Außerdem ist Betäubung mit für die Tiere stressvollem Kopfüberhängen erlaubt und Käfige, Überzüchtung oder Audits werden darin nicht erwähnt.
Utopia meint: Es gibt keine gute Massentierhaltung
Selbst wenn ein Unternehmen alle Kriterien der Masthuhn-Initiative erfüllen sollte, hieße das dennoch nicht, dass die Hühner dort ein schönes, glückliches Leben hätten. 20 Tiere pro Quadratmeter sind immer noch viel zu viele, eine zwei Meter Sitzstange kann niemals für 1000 Tiere ausreichen und eine schonende Betäubung ändert nichts daran, dass die Hühner anschließend getötet werden.
Die Kriterien der Masthuhn-Initiative sind zwar strenger als die rechtlichen Vorgaben, setzen die Messlatte aber immer noch zu niedrig: Massentierhaltung bleibt Massentierhaltung und sollte in einer fortschrittlichen Gesellschaft, die jede Menge pflanzliche Alternativen bietet – welche obendrein besser fürs Klima und Gesundheit sind – keinen Platz haben. Trotz allem ist die Masthuhn-Initiative dennoch wichtig, da sie zumindest für eine schrittweise Verbesserung der Lebensumstände von Millionen von Tieren sorgt.
Verwendete Quellen: Masthuhn-Report 2024, Masthuhn-Initiative, TierSchNutzV
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