Um den Strand zu besuchen, muss man in Griechenland vielerorts zahlen. Griech:innen protestieren seit Wochen dagegen – auch weil viele Vermieter:innen von Liegen und Sonnenschirmen sich nicht an Gesetze halten. Auch die Türkei hat der Protest erreicht.
Sowohl in der Türkei als auch in Griechenland locken Strände jedes Jahr zahlreiche Tourist:innen an. Die Strände sind oft bereits mit Schirmen und Liegen von Privatunternehmen ausgestattet, die Urlauber:innen für einen Geldbetrag mieten können. Die Anbieter dieser Miet-Strandmöbel haben den Zorn von zahlreichen Anwohner:innen auf sich gezogen. In vielen Teilen Griechenlands und in einer Region der Türkei protestiert die sogenannte „Handtuchbewegung“ für einen Platz am Strand und gegen die „Strandmafia“, wie mehrere Medien übereinstimmend berichten.
„Handtuchbewegung“: 50 Prozent der Strände müssen frei nutzbar sein
Seit Mitte Juli gibt es die Proteste der Handtuchbewegung, der erste fand auf der Insel Paros statt. Damals zogen hunderte Anwohner:innen zum Strand Santa Maria, schwenkten Handtücher und Plakate. Inzwischen gibt es fast täglich Protestaktionen in vielen Teilen Griechenlands.
Die Protestierenden verweisen auf das griechische Gesetz, laut dem höchstens 50 Prozent der Strandfläche kommerziell genutzt werden dürfen – und das auch nur, wenn ein Unternehmen einen Pachtvertrag mit dem staatlichen Liegenschaftsamt abgeschlossen hat. Doch viele Unternehmen halten sich nicht an die Regel, sondern platzieren ihre Liegen und Sonnschirme auf dem ganzen Strand. Laut TAZ wird auch der vorgeschriebene Mindestabstand von fünf Metern zum Meer nicht eingehalten und Liegen werden in Naturschutzgebieten oder ganz ohne Genehmigung aufgestellt.
Die teils sehr hohen Preise für eine Liege können sich manche Tourist:innen zwar leisten, Anwohner:innen jedoch oft nicht. Wer doch noch einen Platz findet, der nicht mit Liegen zugestellt ist, und es sich auf dem Stand bequem machen will, werde teils vertrieben. Auch mit Gewalt, wie die TAZ mit Bezug auf einen Fall von 2022 berichtet: Damals wurde ein Betreiber einer Strandbar auf der nordgriechischen Halbinsel Chalkidiki handgreiflich, als ein Paar Handtuch und Schirm auf dem Strand platzierte – der Ehemann musste laut Angaben seiner Frau ins Krankenhaus eingeliefert werden.
Das Vorgehen vieler Unternehmer ist gegen das Gesetz – weshalb die Protestierenden von einer „Strandmafia“ sprechen. Laut Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) sei die Polizei jahrelang nicht gegen die Vermieter:innen der Liegen vorgegangen, weil viele von ihnen Kontakte mit Kommunalpolitiker:innen oder örtlichen Abgeordneten pflegen.
Griechische Regierung führt Kontrollen gegen „Strandmafia“ ein
Die griechische Regierung hat inzwischen landesweite Kontrollen und Razzien angeordnet. In den vergangenen Wochen wurden laut Angaben des Finanzministeriums 918 Strandunternehmer überprüft und dabei 336 Verstöße festgestellt. Zwischen dem 4. und dem 6. August wurden 16 Personen festgenommen. Wie die TAZ berichtet, wurde unter anderem ein Gastronom verhaftet, der ohne Genehmigung in einer archäologischen Stätte Schirmstühle, Sonnenschirme und Sitzgelegenheiten aufgestellt hatte. Um den Kontrollen zu entgehen, wurden auch viele illegal aufgestellte Strandmöbel schon entfernt. Der Strand Santa Maria, an dem die Bewegung entstand, ist laut TAZ inzwischen zur Hälfte frei von Sonnenliegen.
Doch die Kontrollen haben das Problem nicht zwingend gelöst: Auf der Insel Naxos haben viele Unternehmer Sonnenschirme und Liegen einfach wieder aufgestellt, sobald die Behörden die Insel verlassen hatten, berichtet RND mit Bezug auf eine lokale Bürgerbewegung. Laut TAZ erschwert auch der Personalmangel die Kontrollen: Für die knapp 3.000 Quadratkilometer große Region Chalkidiki stünden zum Beispiel nur drei Kontrolleure zur Verfügung.
Proteste auch in der Türkei
Auch an der türkischen Ägäisküste gibt es inzwischen Proteste gegen die kommerzielle Nutzung von Stränden, berichtet RND. Mehrere Naturschutzgruppen haben eine Initiative gegründet, um freien Zutritt zum „Bohemian Beach“ und zum Strand „Before Sunset“ in der Bucht von Azmak zu erlangen. Die Protestierenden geben an, schon vor zwei Jahren per Gerichtsentscheidung erwirkt zu haben, dass der Strand geöffnet werden muss. Doch die Behörden würden das Urteil nicht umsetzen.
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