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Veganes Essen und Unisex-WCs: Lahm will mit EM 2024 „Standards setzen“

Philipp Lahm EM 2024
Foto: „Philipp Lahm, am 3. Mai 2017 beim Training auf dem Gelände des FC Bayern München“ von Rufus46, lizensiert unter CC BY-SA 3.0 DEED, via Wikimedia Commons, zugeschnitten

Die Fußball-EM 2024 in Deutschland steht bevor. Turnierdirektor Philipp Lahm will neue Standards in puncto Nachhaltigkeit und sozialer Gerechtigkeit setzen. Zu den Maßnahmen zählen veganes Essen und geschlechtsneutrale Toiletten in jedem Stadion.

Vom 14. Juni bis 14. Juli findet die Herren-Fußball-Europameisterschaft 2024 (EURO 2024, umgangssprachlich: EM 2024) in Deutschland statt. Phillip Lahm, ehemaliger Kapitän der Weltmeister-Mannschaft von 2014, ist Turnierdirektor und leitet das Organisationskomitee der Großveranstaltung.

Gemeinsam mit seinem Team habe er alles dafür getan, dass die EM in Sachen Nachhaltigkeit eine Vorbildrolle einnehme, erklärte er laut Pressemitteilung des Bundestags in einer öffentlichen Sitzung des Parlamentarischen Beirats für nachhaltige Entwicklung. „Wir wollen für nachfolgende Sportgroßveranstaltungen auch in anderen Ländern Standards setzen“, so Lahm.

Das Organisationskomitee hat die Nachhaltigkeitsstrategie für das Tunier gemeinsam mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) und der Union der Europäischen Fußballverbände (UEFA) erarbeitet. Unterteilt ist diese in die Bereiche Umwelt, Soziales und Unternehmensführung.

Die Umweltmaßnahmen der EURO 2024

Das Organisationsteam der EM hat sich einige Maßnahmen ausgedacht, um die klimaschädlichen Emissionen der EM zu minimieren. Ticketinhaber:innen dürfen den öffentlichen Nahverkehr kostenlos nutzen und erhalten Fahrkarten für Züge im Fernverkehr zu reduzierten Preisen.

Auch der Spielplan sei nach Nachhaltigkeitsaspekten gestaltet worden, erklärt DFB-Vizepräsidentin und EM-Botschafterin Célia Sasić in der Pressemitteilung. Um die Wege der Mannschaften zwischen den Spielen möglichst kurz zu halten, wurden drei regionale Cluster erschaffen, einer im Nordosten, einer im Westen und einer im Süden Deutschlands. „Es ist also ausgeschlossen, dass eine Mannschaft in der Vorrunde in Hamburg, München und Düsseldorf spielt“, sagt Sasić.

Zudem werde ein Klimafonds eingerichtet, der die „unvermeidbaren Emissionen im Zusammenhang mit dem Turnier“ kompensieren soll, in dem damit klimafreundliche Projekte finanziert werden, heißt es in der ESG-Strategie der UEFA. Obendrein würden die Stadien allesamt mit erneuerbaren Energien betrieben und der Wasserverbrauch optimiert werden.

In allen Stadien werde es neben fleischhaltiger Kost auch vegane und vegetarische Speisen geben. Getränke sollen in wiederverwendbaren Bechern serviert werden. Man wolle Abfall, wo möglich, vermeiden oder zumindest recyceln.

Weitere Maßnahmen der EURO 2024

Doch nicht nur in Sachen Umweltbilanz soll die EM 2024 vorbildlicher werden. „Bei der UEFA EURO 2024 werden Vielfalt und Inklusion gefeiert und es wird sichergestellt, dass alle gesellschaftlichen Gruppen und Minderheiten daran teilhaben können“, lautet eine Passage im Strategiepapier. Um die Vielfalt zu fördern, sollen kulturell vielfältige Speisen sowie geschlechtsneutrale Toiletten – zusätzlich zu den geschlechtsspezifischen WCs – angeboten werden. Kontaktstellen vor Ort sowie ein Online-Beschwerdemechanismus sollen es ermöglichen, diskriminierende Vorfälle zu melden.

Auch die Gesundheit soll gefördert werden, etwa durch eigens für die EM eingerichtete Fahrradstellplätze, Zugang zu gesunden Speisen sowie ein Rauchverbot in den Stadien. Barrierefreiheit soll durch diverse Maßnahmen wie Fahrdienste, Rollstuhlverleihe und audiodeskriptive Live-Reportagen gewährleistet werden.

Utopia meint: Auch der Fußball muss nachhaltiger werden

Dass Philipp Lahm mit seinem Team die Themen Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit für die EM 2024 so sehr ins Zentrum rückt, ist grundsätzlich positiv zu bewerten. Bei einem Blick auf die offiziellen Partner der UEFA EURO 2024 stellt sich aber schnell Ernüchterung ein. Dort finden sich etwa der Geflügelproduzent Wiesenhof, der Softdrinkhersteller Coca-Cola und Visit Qatar, ein Unternehmen der Tourismusbehörde des autokratischen Staats Katar. So ganz passt das nicht zu den beworbenen Werten Klimaschutz, Gesundheit und Menschenrechte.

Die Fußball-Welt bleibt daher durchsetzt von wirtschaftlichen Interessen, die sich bisher nicht mit einer konsequent nachhaltigen Vision vertragen. Im Vergleich zur Weltmeisterschaft 2022 in Katar, die mit massiven Menschenrechtsverletzungen für den Bau von riesigen klimatisierten Stadien einherging, dürfte die EURO 2024 jedoch in puncto Umwelt- und Sozialverantwortung positiver ausfallen.

Verwendete Quellen: Bundestag, UEFA (ESG-Strategie), UEFA (offizielle Partner)

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