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„Waschbär-Tsunami“: Tiere sorgen in deutschen Städten für Aufregung

Hat Deutschland ein Waschbär-Problem? Wo sich die Tiere ausbreiten
Foto: Britta Pedersen/dpa

Waschbären fühlen sich in deutschen Städten immer mehr Zuhause – Kassel wird bereits als die „Waschbärenhauptstadt Europas“ bezeichnet und auch in Stuttgart wurden einige Tiere gesichtet. Dabei ist ihre Ausbreitung für Menschen und heimische Tiere nicht ungefährlich.

Eigentlich sind Waschbären in Deutschland nicht heimisch – trotzdem scheinen sie sich mittlerweile hier ganz schön wohlzufühlen. Immer öfter werden die Tiere in deutschen Städten gesichtet. In Stuttgart beobachtete eine Anwohnerin jüngst sechs Tiere in dem Garten ihrer Nachbarin. Und auch in Kassel breiten sich die Waschbären aus.

Stadtjäger: „Das ist wie ein Tsunami, ein Waschbär-Tsunami“

Der Stuttgarter Stadtjäger Jürgen Friedle sieht das als Problem: „Da kommt was auf uns zu. Das ist wie ein Tsunami, ein Waschbär-Tsunami“, sagte er im Gespräch mit dem Südwestrundfunk (SWR). Allein in Baden-Württemberg gebe es dem SWR zufolge mittlerweile 140.000 Waschbären, in ganz Deutschland sollen es zwei Millionen sein. Die Tendenz sei stark steigend.

Die ersten Waschbären kamen laut dem Magazin National Geographic schon in den 1920er Jahren nach Deutschland. Damals wurden sie für die Pelzzucht genutzt. Ein Forstamt in Nordhessen entschied dann jedoch, die Tiere freizulassen, damit sie sich hier ansiedeln. In Kassel nahm das enorme Ausmaße an: Auf 100 Hektar finden sich dort nun 100 Waschbären, teilt die Stadt auf ihrer Internetseite mit.

Waschbär könne bedrohte Arten gefährden

Kritisch für den Naturschutz ist der Waschbär, wenn durch andere Ursachen bereits bedrohte Arten vermehrt auf den Speiseplan geraten“, sagte Alexandra Ickes, Artenschutzreferentin des Nabu-Landesverbandes Baden-Württemberg der Deutschen Presse Agentur (dpa) im April. Er könne örtlich ein Problem für den bodenbrütenden Kiebitz, Amphibien oder den Schwarzstorch sein.

Und auch für den Menschen kann er unter Umständen gefährlich werden: Der im Kot enthaltende Spulwurm stelle eine Infektionsgefahr dar, warnt die Stadt Kassel. Befinde sich der Kot für mehr als zwei Wochen auf dem Dachboden und werde durch Schleimhäute wie Mund und Nase, offene Wunden oder die Atemwege aufgenommen, könne das zum Problem für die Gesundheit werden.

Für Hausbesitzer:innen entstehen teilweise hohe Schäden

Ärgerlich für Hausbesitzer:innen: Auf der Suche nach Nahrung gelangen Waschbären teilweise unter die Dachziegel von Wohnhäusern und können dort unter Umständen auch die Dachdämmung zerstören, erzählt Stadtjäger Jürgen Friedle. In Stuttgart seien dabei bereits Schäden von bis zu 50.000 Euro pro Dach entstanden. Auch auf Mülltonnen haben die Tiere es abgesehen. In Kassel werden darum bereits Schwerkraftschlösser angeboten. Für die Aufzucht ihrer jungen nisten sich die Waschbären auch gerne auf Dachböden oder in Scheunen ein. Auch dabei können Schäden entstehen.

In Stuttgart werden die Tiere vom Stadtjäger getötet – vor allem, damit sie heimischen Arten nicht gefährlich werden. Bei Tierschützer:innen führt das zu massiver Kritik. Man nutze den Waschbär gerne als „Sündenbock“, dabei führe die Jagd nicht zu einer verminderten Anzahl der Tiere, kritisiert beispielsweise der Wildtierschutz Deutschland. Das bestätigt auch die Stadt Kassel: Waschbären würden die hohen Verlustraten durch mehr Nachwuchs ausgleichen.

Wer Waschbären vom eigenen Grundstück vertreiben will, ohne den Tieren zu schaden, kann dafür einige Tricks nutzen. Die Tierschutzorganisation Vier Pfoten rät unter anderem Hunde und Katzen nicht im Garten zu füttern, Müllsäcke nicht vor der Tür zu platzieren und Äste in der Nähe des Dachs zu kürzen.

Verwendete Quellen: SWR, Stadt Kassel, National Geographic, dpa, Wildtierschutz Deutschland, Vier Pfoten

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