Vorhergesagter Dauerfrost lässt die Helfer:innen in den Hochwassergebieten auf Entspannung hoffen. An manchen Orten ist die Lage aber weiterhin angespannt.
Kaum noch Regen, dafür Frost und teilweise Schnee: Wegen eines Wetterumschwungs hat sich die Lage in vielen Hochwassergebieten in Deutschland am Wochenende etwas entspannt. Im südlichen Sachsen-Anhalt, wo die Bundeswehr bei der Sicherung der Deiche hilft, war die Lage am Sonntagnachmittag „sehr stabil“, wie eine Sprecherin des dortigen Krisenstabs sagte. In Teilen Niedersachsens blieb es allerdings weiterhin kritisch. Tausende Helfer:innen waren vielerorts im Einsatz. Gute Nachrichten gab es für knapp 100 Anwohner:innen der Gemeinde Lilienthal bei Bremen. Sie durften nach tagelanger Evakuierung am Sonntag in ihre Häuser zurück, wie die Gemeinde mitteilte.
Wasser drückt in Niedersachsen immer noch auf Deiche
In Niedersachsen hatten am Sonntag von landesweit 97 Pegeln immer noch 23 die höchste Meldestufe erreicht beziehungsweise überschritten, wie ein Sprecher des Innenministeriums am Sonntag mitteilte. Die Pegelstände seien meist unverändert. Örtlich sinken sie demnach leicht, allerdings laufe der Abfluss langsam, das Wasser drücke immer noch auf die Deiche. „Wir brauchen Durchhaltekraft“, so der Sprecher.
In den vom Hochwasser besonders betroffenen Landkreisen Celle, Oldenburg, Emsland, Osterholz, Heidekreis und Verden sowie in der Stadt Oldenburg gilt nach wie vor ein „außergewöhnliches Ereignis“. Dadurch können die Kommunen unter anderem einfacher auf Hilfskräfte zugreifen.
Immer noch sind laut Innenministerium zwischen Harz und Nordsee Tausende Helfer:innen in den Hochwassergebieten im Einsatz. Für Unterstützung der Bundeswehr, die sich am Freitag auf einen möglichen Einsatz vorbereitet hatte, bestehe aber derzeit kein Bedarf. Im Süden Niedersachsens würden örtlich auch schon wieder Sandsäcke eingesammelt und abtransportiert, berichtete ein Sprecher.
Hochwasserlage in Sachsen-Anhalt stabil
Die Lage im Hochwassergebiet im Landkreis Mansfeld-Südharz hat sich am Sonntag deutlich gefestigt. „Es ist mittlerweile sehr stabil“, sagte eine Sprecherin des Krisenstabs in Sangerhausen der Deutschen Presse-Agentur. „Das Wetter spielt uns endlich in die Karten.“ In der Nacht zu Sonntag hatte angekündigter Frost eingesetzt, zudem sei kein Regen in Sicht.
Am Sonntag fiel wegen der Bedingungen vor Ort die Entscheidung, dass die rund 200 eingesetzten Zeit- und Berufssoldat:innen nur noch bei Tageslicht arbeiten. Das hatte die Bundeswehr eigenen Angaben zufolge gemeinsam mit anderen Kräften entschieden. Die Bedingungen gäben die Arbeit vor Sonnenaufgang und nach Sonnenuntergang momentan nicht her, sagte eine Bundeswehrsprecherin. An den Deichen sei eine deutliche Durchnässung sichtbar. Die Bundeswehr ist seit Freitag in dem Landkreis im Einsatz. Es ist der erste und bisher einzige Bundeswehreinsatz in der aktuellen Hochwasserlage.
Kurz vor Jahresende war in der Region im Süden Sachsen-Anhalts der Fluss Helme stellenweise stark über seine Ufer getreten. Als sich die Lage zuspitzte, hat der Landkreis am 30. Dezember 2023 den Katastrophenfall ausgerufen.
Unter anderem der Zufluss aus der Thyra, die nahe der Talsperre aus Richtung Harz in die Helme fließt, ging nach Angaben der Hochwasservorhersagezentrale in Magdeburg vom Wochenende zurück. In der Region ist nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes in den kommenden Tagen nur mit sehr wenig Niederschlag zu rechnen, auch für die kommenden Tage werde Dauerfrost erwartet.
Wetterumschwung bringt vielerorts Entspannung
Auch im Rest Deutschlands dreht das Wetter: „Die seit Wochen anhaltende, außergewöhnlich milde Westwetterlage, die uns reichlich Regen und Hochwasser beschert hat, neigt sich nun endgültig dem Ende zu“, sagte Meteorologe Christian Herold vom Deutschem Wetterdienst in Offenbach. „Die Wetterlage stellt sich grundlegend auf Winter um.“ Die Temperaturen steigen tagsüber nicht mehr über null Grad, besonders im Norden und Süden wird Schnee erwartet.
In Nordrhein-Westfalen ist die Lage nach dem Ende der Regenfälle an den Deichen und Talsperren nach Angaben eines Sprechers des Umweltministeriums stabil. „Wir haben landesweit stagnierende und überwiegend fallende Pegelstände“, sagte der Sprecher. Am Sonntagmorgen galt nach den Ministeriumsangaben nur noch an 37 von 104 Messstationen eine der drei Hochwasser-Warnstufen. Einen Tag zuvor am Samstagmorgen war das noch bei 48 Messstationen der Fall.
In Hessen haben alle Pegel mittlerweile die Stufe 2 unterschritten, wie das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) mitteilte. Auch in den nächsten Tagen sollen die Wasserstände kontinuierlich sinken. Meldestufe 1 bedeutet randvolle Gewässer, kleinere Ufer werden überschwemmt. Auch in Rheinland-Pfalz sinken die Wasserstände am Mittelrhein und Niederrhein nach Angaben der Hochwasservorhersagezentrale beständig. An den Pegeln unterhalb der Wesel stagnieren die Pegelstände den Angaben zufolge aktuell noch, sollen aber in Kürze auch fallen. Auch an den restlichen Flüssen in Rheinland-Pfalz bestehe derzeit keine akute Hochwassergefahr mehr. Die Wasserstände sollen im Laufe der kommenden Woche weiter zurückgehen.
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