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„Wie ein Kometeneinschlag“ – Wetterexperte Özden Terli schlägt Alarm

Özden Terli bei Scobel
Foto: Screenshot 3sat

ZDF-Meteorologe Özden Terli warnt vor den Folgen des sprunghaften Anstiegs der Meerestemperatur im vergangenen Jahr. Die daraus resultierenden gewaltigen Niederschlagsmengen glichen im Modell einem Kometeneinschlag, so der Experte.

Özden Terli schlägt Alarm: Ein sprunghafter Anstieg der Meerestemperatur sorge für extremes Wetter. Davor warnt der ZDF-Meteorologe in der 3sat-Sendung „Scobel“ vom 21. November. Während die mittlere Temperatur der Weltmeere sich lange nur in kleinen Schritten erhöhte, ist sie im März 2023 plötzlich rasant gestiegen und seitdem nicht mehr auf das vorherige Niveau zurückgekehrt. Das zeigen etwa Daten der US-amerikanischen Nationalen Ozean- und Atmosphärenbehörde (NOAA, Grafik siehe weiter unten).

Die Folge seien immense Regenmengen und massives Hochwasser, wie zum Beispiel bei den jüngsten Überschwemmungen in Spanien, Österreich und Deutschland, sagt Özden Terli. Besonders geschockt sei der Experte vom Anblick eines Wettermodells gewesen, das die Niederschlagsmengen über Österreich grafisch darstellte. Dieses habe ausgesehen „wie ein Kometeneinschlag, der da reingeschlagen und diese immensen Regenmengen gebracht hat“.

Zusammenhang mit dem Klimawandel

Die Erwärmung des Meeres ist eine direkte Folge des Klimawandels. Dass sie aber nach langer Zeit der graduellen Steigerung so sprunghaft nach oben stieg, überraschte laut Terli selbst Expert:innen. Die Meeresbiologin Antje Boetius, Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts und Professorin an der Universität Bremen, ordnet in der Sendung ein, wie problematisch das ist: Denn obwohl die Weltmeere nur 71 Prozent der Erdoberfläche bedecken, nehmen sie 93 Prozent der durch Sonneneinstrahlung zugefügten Wärme auf. Dadurch sei die Menschheit schon vor vielen Katastrophen bewahrt worden, so Boetius.

Aufgrund des sprunghaften Anstiegs äußert sich die Wissenschaftlerin besorgt: „Diese Erwärmung, die wir jetzt spüren und fühlen und sehen, die zu unfassbaren Schäden führt zu diesen Zeiten, die kennen wir so nicht und die ist auch wirklich schwer zu erklären.“ An den Ursachen wird im Detail noch geforscht, doch eines gilt als sicher: Es hat mit dem Klimawandel zu tun.

Weltweite mittlere Meeresoberflächentemperatur
Seit März 2023 bewegt sich die weltweite mittlere Oberflächentemperatur der Meere auf einem deutlich höheren Niveau. (Daten: NOAA OSST V2.1 / Grafik: Climate Reanalyter.org, Climate Change Institute, University of Maine)

Enorme wirtschaftliche Folgen für die Gesellschaft

Dass Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen und Dürren Menschenleben fordern, ist leicht nachzuvollziehen. Doch Boetius warnt auch vor den wirtschaftlichen Folgen und verweist dabei auf zwei Studien. Eine davon, 2024 im angesehenen Fachjournal Nature veröffentlicht, wurde von drei Wissenschaftler:innen des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung verfasst. In der dazugehörigen Pressemitteilung des Instituts heißt es:

„Selbst wenn Treibhausgas-Emissionen ab heute drastisch reduziert würden, müsste die Weltwirtschaft aufgrund des Klimawandels bis 2050 bereits mit einem Einkommensverlust von 19 Prozent rechnen […] Diese Schäden sind sechsmal höher als die Vermeidungskosten zur Begrenzung der globalen Erwärmung auf zwei Grad.“

Die zweite Studie wurde 2023 in Nature Communications veröffentlicht. Wissenschaftler:innen der Victoria University Wellington haben darin die Jahre 2000 bis 2019 untersucht. Laut der Analyse haben Extremwetterereignisse, die auf die Klimakrise zurückzuführen sind, in diesem Zeitraum 143 Millarden US-Dollar pro Jahr an Schäden verursacht. Das sind etwa 16 Millionen US-Dollar pro Stunde.

Lösungen für die Klimakrise

Die Expert:innen sind sich einig, dass dringender Handlungsbedarf besteht. Die Reduzierung von CO2-Emissionen durch den Umstieg auf erneuerbare Energien sei unerlässlich, um die Erderwärmung zu stoppen. Gleichzeitig sollen natürliche CO2-Senken wie Wälder, Moore und Ozeane geschützt und gestärkt werden.

Um die notwendigen Veränderungen in der Gesellschaft herbeizuführen, sei eine effektive Kommunikation entscheidend, so Marin Urner, die ebenfalls am Tisch mitdiskutierte. Die Neurowissenschaftlerin und Professorin für nachhaltige Transformation in Bremen sagt, man müsse die komplexen Zusammenhänge des Klimawandels verständlich erklären und die Menschen für den Klimaschutz motivieren.

Wichtig sei dabei der Ton: „Nicht, ich nehme dir etwas weg und du darfst das nicht mehr, sondern die Kommunikation muss so laufen, dass es geil ist, Klimaschutz zu machen.“

Die in diesem Artikel thematisierte Sendung „Scobel – Der Klimakollaps“ ist derzeit in der 3sat-Mediathek verfügbar.

Weitere Quellen: Nature, Pressemitteilung PIK, Nature Communications

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