In vielen süßen Speisen und Getränken findet sich der Süßstoff Aspartam. Die WHO könnte das Süßungsmittel jedoch bald als "wahrscheinlich krebserregend" einstufen.
Die WHO will offenbar den Süßstoff Aspartam bald als „wahrscheinlich krebserregend“ einstufen. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters und beruft sich dabei auf zwei Insider. Ihren Angaben zufolge fiel die Entscheidung Anfang Juni, nach einer Sitzung externer Expert:innen der Krebsforschungsagentur IARC der WHO. Die Entscheidung soll demnach im Juli öffentlich verkündet werden.
IARC kalkuliert Menge nicht mit ein
Aspartam ist in Europa für zweierlei Verwendungen zugelassen – als Tafelsüßstoff und als Lebensmittelzusatzstoff in Nahrungsmitteln. Dazu zählen Getränke, Desserts, Süßwaren, Milchprodukte, Kaugummis und kalorienreduzierte Produkte, zum Beispiel Zero-Getränke, und solche Produkte, die zur Gewichtskontrolle genutzt werden.
Doch wirklich aussagekräftig über die Krebsgefahr ist diese Einstufung laut Expert:innen nicht, schreibt Reuters. Denn die IARC kalkuliere nicht die Menge eines Stoffs oder eines Produkts, die Menschen bedenkenlos zu sich nehmen können. Stattdessen untersucht sie, ob eine Substanz ganz prinzipiell krebserregend sein kann.
So gilt nach Einschätzung der IARC auch der Beruf von Friseur:innen als „wahrscheinlich krebserregend“, da sie mit Haarfärbemitteln in Berührung kommen. Rotes Fleisch, heiße Getränke über 65 Grad und Nachtarbeit fallen laut IARC ebenfalls in diese Kategorie.
Ab 12 bis 36 Dosen Diätlimonade täglich wird es gefährlich?
Seit Jahrzehnten wird das Süßungsmittel Aspartam bereits umfassend untersucht. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) stuft den Stoff als unbedenklich für den menschlichen Verzehr ein.
Auch die WHO hat einen Ausschuss zu Lebensmittelzusatzstoffen – den JECFA. Er stufte den Konsum von Aspartam bisher bei einer gewissen Tagesmenge als ungefährlich ein. Ab zwölf bis 36 Dosen Diätlimonade täglich könnte es, den Berechnungen des JECFA zu Folge, für einen Erwachsenen mit 60 Kilogramm Körpergewicht, gefährlich werden. Die genaue Anzahl der Limonaden-Dosen hängt von der Aspartam-Menge in den Getränken ab.
Auch nationale Regulierungsbehörden in Europa und den USA teilen diese Einschätzung weitgehend. Dennoch will JECFA die Verwendung von Aspartam nun erneut prüfen und seine Ergebnisse am 14. Juli vorstellen. Am gleichen Tag will auch IARC seine Einschätzung bekannt geben.
Studie zeigte Korrelation – aber nicht Kausalität
Insbesondere zwei Studien kamen zu einem anderen Ergebnis. Eine der Studien, erstellt in Frankreich mit 100.000 Proband:innen, stellte eine Korrelation fest zwischen Menschen, die größere Mengen an künstlichen Süßstoffen, darunter auch Aspartam, zu sich nahmen, und einem leicht erhöhten Krebsrisiko. Die Studie konnte jedoch nicht nachweisen, dass das Süßungsmittel hierfür der Grund war.
Eine andere Studie, durchgeführt vom Ramazzini-Institut in Italien, brachte Krebsarten bei Mäusen und Ratten mit dem Süßstoff in Verbindung, wurde jedoch für ihre Methodik kritisiert – auch von der EFSA. Die Entscheidung der IARC könnte nun eine erneute Diskussion über den Süßstoff Aspartam auslösen – aber auch über die Rolle von IARC selbst, da ihre Einschätzungen teilweise als verwirrend für die Öffentlichkeit gelten.
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