Die Finanzelite der Wall Street hat ein bizarres Markenzeichen: Graue Fleecewesten von Patagonia. Doch das Unternehmen ist damit ganz und gar nicht einverstanden – und ergreift Maßnahmen.
Wer sich unter Investmentbankern ausschließlich Männer in maßgeschneiderten, teuren Anzügen vorstellt, hat wohl einen Modetrend verpasst: Die Erfolgreichen der Finanzwelt (ebenso wie die Tech-Elite) haben nämlich seit einigen Jahren Outdoor-Kleidung für sich entdeckt. Gewappnet gegen den rauen Wind ihrer Branche, zeigen sich viele von ihnen gern in Fleece- oder Steppwesten der Marke Patagonia – am liebsten mit ihrem eigenen Firmenlogo darauf.
Patagonia fürchtet um sein Image
Das Phänomen ist so weit verbreitet, dass es sogar einen satirischen Instagram-Account gibt, der ausschließlich Bilder von Westen tragenden Menschen aus New York in ihrer natürlichen Umgebung zeigt (midtownuniform). Und eine Redakteurin des Portals „Buzzfeed News“ wagte sogar einen fünftägigen Selbstversuch, um herauszufinden, was es mit ihr machen würde, wenn sie eine solche „Power Vest“ bei der Arbeit trägt.
Aus rein finanzieller Sicht könnte sich Patagonia über den anhaltenden Trend freuen – tut es aber nicht. Denn man fürchtet um sein Image als fairer Hersteller, dem etwas an Umweltschutz liegt. Jetzt wehrt sich das Unternehmen gegen das Los, die Finanzindustrie einzukleiden: Binna Kim, die Chefin einer Investment-Firma, teilte bei Twitter eine Antwortmail von Patagonia auf ihre Bestellungsanfrage – und sie befürchtet eine regelrechte Krise für die Finanzwelt.
Die Firma findet klare Worte für die Finanzwelt
In ihrem Statement erklärt die Firma: „Patagonia hat nichts gegen Ihren Klienten oder die Finanzindustrie. Für diesen Bereich bieten wir derzeit einfach kein Co-Branding an. Auch wenn wir in der Vergangenheit Firmenlogos aus diesen Bereichen auf unseren Produkten abgedruckt haben, konzentrieren wir uns jetzt darauf, dieses Co-Branding noch einem kleinen Kreis gleichgesinnter und auf unsere Marke ausgerichteter Bereiche anzubieten: Outdoor-Sportarten, die für die von uns designte Ausrüstung relevant sind, regenerative, ökologische Landwirtschaft und Umweltaktivismus. Das ist eine relativ neue Richtung, in die unsere Marke geht und hängt mit unserer neuen Firmenphilosophie zusammen. (…) Patagonia möchte keine Markenallianz mit der Ölindustrie, (…) dem Bergbau, dem Bau von Staudämmen oder anderen Unternehmen, die von Patagonia als umweltschädigend betrachtet werden. (…)““
Das Unternehmen will sozialere und ökologischere Partner
Das 1973 gegründete Unternehmen mit Sitz in Kalifornien ist Mitbegründer der Allianz „One Percent for the Planet“ und hat sich verpflichtet, ein Prozent seines Gesamtumsatzes für soziale Zwecke oder an Umweltorganisationen zu spenden. Bei der Produktion seiner Kleidung bemüht sich die Firma um eine transparente Lieferkette und faire Arbeitsbedingungen. Außerdem nutzt sie Materialien wie Bio-Baumwolle und Kunstfasern aus recycelten PET-Flaschen.
Künftig möchte sich Patagonia nun also zusätzlich besonders darauf konzentrieren, bestickte Westen an sogenannte zertifizierte „B Corporations“ zu liefern. Diese verpflichten sich ebenfalls, sozial und ökologisch zu handeln. Gegenüber dem Portal „Buzzfeed News“ bestätigte das Unternehmen diesen Kurswechsel.
Auch die Person, die hinter dem Instagram-Account „midtownuniform“ steckt, gab dort ein Statement ab: „Angesichts der jüngsten großen Marketing-Schritte in Richtung Bewusstsein und Umweltangelegenheiten habe ich mich gefragt, wann Patagonia (auch als Patagucci bezeichnet) dem modischen Ausstatten der Finanzwelt einen Riegel vorschieben würde. Es war nur eine Frage der Zeit.“
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