In den USA ist Wahlkampf. Ein kurzer Überblick darüber, was das für den Umweltschutz bedeutet und was zum Thema sonst noch im Land passiert. Und am Ende die Frage, ob wir in der Position sind, über die Nachbarn jenseits des großen Teiches ein Urteil zu fällen.
Die Vereinigten Staaten von Amerika – Land der unbegrenzten Möglichkeiten, Land des entfesselten Wachstums, Land of the free, Land der unfassbaren Umweltsünden. Nirgendwo sonst kämpft eine so mächtige Lobby so erbittert und so erfolgreich gegen positive Veränderung. Nun wird in der Wiege des „Western Way of Life“ ein neuer Präsident für die selbst ernannte „World Police“ gewählt. Aus gegebenem Anlass haben wir Ihnen hier ein paar aktuelle Meldungen zum Thema Umwelt in den USA zusammengestellt.
Präsidentschaftswahl – Obama, Romney und die grüne Randfigur
Das US-Amerikanische Wahlsystem macht es für kleinere Parteien beinahe unmöglich, den großen Zwei, Demokraten und Republikanern, Stimmen abzutrotzen. Trotzdem oder gerade deswegen werfen wir zuerst einen Blick auf Jill Stein, Kandidatin der Green Party. Deren Vorhaben: Fossile Projekte stoppen, ordentliche Treibhausgas-Reduktionen und – bitte festhalten – komplett erneuerbare Energieversorgung bis 2050. Schade, dass die sympathische Dame wohl nicht einmal eine Nebenrolle bei der Regierungsbildung spielen wird.
Der demokratische Kandidat: Präsident Barack Obama. Vom versprochenen Wandel aus dem Wahlkampf 2008 ist wenig übrig geblieben. Die Schuld daran suchen die Demokraten, teilweise zu Recht, bei der republikanischen Opposition. Deren Politik bestand in den letzten Jahren zum Großteil aus Blockadehaltung und Hass- und Panikreden. Jetzt ist das Thema Umweltschutz wieder zurück auf der Agenda der Demokraten. Doch die Frage stellt sich, wie viel davon wohl diesmal nach der Wahl zu spüren sein wird.
Zum Republikaner Mitt Romney möchten wir eigentlich gar keine eigenen Worte verlieren, sondern dieses Video für sich sprechen lassen.
Nationalpark gleich Naturschutz? Von wegen!
Vor kurzem kam ans Licht, dass Bohrungen nach Öl- und Gasvorkommen bereits in zwölf Nationalparks im Gange und in 30 (!!!) weiteren geplant sind. Man möchte sich gar nicht vorstellen, was ein Bohrunfall in den Everglade-Sümpfen in Florida für Konsequenzen hätte. Doch Wirtschaftskrise und Krieg im Nahen Osten spielen der Industrie in die Hände, die die Regierung und den Umweltschutz nach Belieben vor sich her treibt.
Ein ungleicher Kampf – der Gen-Food-Volksentscheid in Kalifornien
Am 6. November 2012 stimmt das Volk des Staates Kalifornien darüber ab, ob künftig Essen, das genetisch veränderte Lebensmittel enthält, gekennzeichnet werden muss. Die „Proposition 37“ wird von Spendern mit knapp dreieinhalb Millionen Dollar unterstützt. Eine Gegenkampagne namens „No on 37“ hat dagegen schon mehr als 25 Millionen Dollar an Förderung erhalten. Unter den Hauptspendern: Monsanto (deren gut vier Millionen bereits den Etat der Befürworter übersteigen), Pepsico, BASF, Bayer, Nestle, Coca-Cola, Kellogs. Diese Gegner führen Studien „unabhängiger“ Forscher ins Feld, denen mit ein bisschen Recherche langjährige Verbindungen zur Industrie nachgewiesen werden können. Die öffentliche Meinung beeinflussen sie damit trotzdem ziemlich erfolgreich.
Dürfen wir uns ein Urteil erlauben?
Der Kampf um Verbraucher- und Umweltschutz ist in den USA ein Kampf zwischen David und Goliath, zwischen privaten Bürgerinitiativen und milliardenschweren Konzernen. Dort werden Konflikte ungleich härter ausgefochten, Lügen ungleich schamloser verbreitet und polemische Hetzreden fallen auf ungleich fruchtbareren Boden. Bevor wir uns nun jedoch in kollektivem Kopfschütteln über „diese Amis“ ergehen, sollten wir uns kurz fragen: Wie unabhängig sind eigentlich unsere Politiker und Forscher? Und wie weit sind wir in Zeiten von Bio-Bashing und uninformierter Energiewendenskepsis eigentlich noch von einer ökoblinden Ellenbogengesellschaft entfernt? Ein paar Scheiben vom Grassroots-Aktivismus made in USA (siehe Proposition 37, Occupy-Bewegung, etc.) könnten wir demonstrierfaulen Deutschen uns ja durchaus auch einmal abschneiden.
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