Photovoltaik-Inselanlage: Eigener Solarstrom ganz ohne Stromnetz?

Photovoltaik-Inselanlage
Foto: CC0 Public Domain / Pixabay – Fotoauge

Eine Inselanlage verspricht eine komplette Unabhängigkeit vom öffentlichen Stromnetz. Doch dieses Versprechen ist an einige Bedingungen geknüpft. Wir zeigen dir, was eine Inselanlage ausmacht, was sie kostet und worauf du bei der Planung unbedingt achten musst.

Solaranlagen auf Häusern besitzen üblicherweise eine Verbindung zum Stromnetz. Das macht auch Sinn, denn als Hausbesitzer:in möchte man seine Stromversorgung nicht komplett vom Wetter abhängig machen. Dennoch gibt es Szenarien, wo eine Netzanbindung nicht möglich, zu teuer oder nicht gewollt ist. Hier benötigst du dann eine Photovoltaik-Inselanlage.

Was ist eine Photovoltaik-Inselanlage?

Eine PV-Inselanlage, oft auch als Off-Grid-System bezeichnet, ist eine Solaranlage mit einer besonderen Eigenschaft: Sie besitzt keine Verbindung zum öffentlichen Stromnetz. Dein gesamter Strombedarf muss zu jeder Zeit aus der eigenen Erzeugung und dem eigenen Speicher gedeckt werden. Fällt die Anlage aus oder ist der Speicher leer, hast du keinen Strom.

PV-Inselanlagen kommen überall da zum Einsatz, wo keine Netzanbindung möglich oder zu teuer ist, etwa auf Berghütten, Gartenhäusern und abgelegenen Bauernhäuser.

Gelegentlich werden Inselanlagen mit Solaranlagen mit einer Nulleinspeisung gleichgesetzt. Allerdings gibt es einen Unterschied. Auch wenn beide Systeme keinen Strom einspeisen, hat die Nulleinspeise-Anlage immer noch eine Verbindung zum öffentlichen Stromnetz. Dadurch kann der Haushalt notfalls Strom aus dem Netz nutzen – beispielsweise bei schlechtem Wetter. Eine Inselanlage bietet diese Sicherheit nicht.

Was ist die richtige Größe für eine Inselanlage?

Eine Solaranlage mit Speicher kann bei einer guten Ausrichtung bis zu 80 Prozent des Strombedarfs eines Haushalts decken. Eine Inselanlage muss also die restlichen 20 Prozent ebenfalls noch aufbringen. Das klingt wenig, ist aber herausfordernd. Denn die Lücke entsteht vor allem in den kalten Monaten des Jahres, wenn die Sonne weniger scheint und schlechtes Wetter die Stromproduktion tagelang zum Erliegen bringen kann.

Die PV-Anlage muss daher groß genug sein, um auch bei wenig Sonne noch genügend Strom zu produzieren. Einfamilienhäuser nutzen im Schnitt die gesamte Dachfläche und kommen auf etwa 10 kWp. Um sich autark zu machen, müsste sich die Leistung und damit die Anzahl der Solarmodule aber mindestens verdoppeln. Selbst wenn du auf deinem Grundstück noch genügend Platz finden würdest, würde die Anlage wahrscheinlich nur einen niedrigen Strombedarf von etwa 2.000 kWh im Jahr decken (Quelle: HTW Berlin Unabhängigkeitsrechner). Das wäre weniger, als ein 2-Personen-Haushalt üblicherweise verbraucht, und nur etwa 11 Prozent des erzeugten Stroms. Der Rest landet in der Tonne.

Inselanlagen müssen also massiv überdimensioniert werden, damit du autark bist. Daher lohnen sie sich eher für Ferienhäuser, die nur an einigen Tagen im Jahr (und am besten im nur im Sommer) bewohnt werden als für rund ums Jahr genutzte Wohnhäuser. Wie groß sie in dem Fall ausfallen müssen, kannst du mit dem Bedarfsrechner von Elektro Thonhofer ermitteln.

Wichtig: Du musst angeben, wie viele Autonomietage du anstrebst. Also wie viele Tage, dein System ohne Sonnenstrahlung auskommt. Bei Ferienhäusern können bereits drei bis fünf reichen, bei Einfamilienhäusern solltest du mit mindestens 14 Tagen rechnen, um Dunkelphasen im Winter zu überbrücken.

Unabhängigkeitsrechner: Bereits ein geringer Stromverbrauch benötigt eine große Inselanlage.
Bereits ein geringer Stromverbrauch benötigt eine große Inselanlage. (Screenshot: solar.htw-berlin.de)

Was kann man tun, wenn der Strom doch nicht reicht?

Wenn die Inselanlage zu klein dimensioniert wurde, können bei längeren Dunkelphasen schnell die Lichter ausgehen. Daher solltest du bei der Planung einer solchen Anlage bereits ein Notfallkonzept mitentwickeln.

Stromgeneratoren bieten eine einfache Lösung. Sie arbeiten unabhängig von Wetter und Jahreszeiten und können die leeren Akkus wieder aufladen. Allerdings sind sie wegen der Verbrennung von Benzin oder Diesel nicht klimafreundlich. Auch ihr Wirkungsgrad ist mit 15 bis 25 Prozent überschaubar.

Zudem kannst du mit Gas kochen und mit Holz heizen. Beides senkt deinen Strombedarf und macht dich unabhängiger vom Wetter.

Was kostet eine Inselanlage?

Die Kosten für eine PV-Inselanlage variieren stark und hängen von folgenden Faktoren ab:

  • Täglicher Stromverbrauch: Ferienhäuser im Sommer verbrauchen deutlich weniger als Einfamilienhäuser im Winter. Je höher der Bedarf, desto größer und teurer die Anlage.
  • Anzahl der Autonomietage: Je länger deine Inselanlage ohne Sonne durchhalten soll, desto größer muss der Speicher sein.

Kleinere Systeme für Wohnmobile, Gartenlauben oder Tiny Houses kannst du bereits für 1.000 bis 3.000 Euro realisieren. Eine Anlage zur Vollversorgung eines Einfamilienhauses spielt in einer ganz anderen finanziellen Liga. Hier musst du mit Kosten von 25.000 bis über 50.000 Euro rechnen.

Der mit Abstand größte Kostenfaktor ist der Batteriespeicher. Er muss so riesig dimensioniert sein, dass er dein Haus nicht nur über eine Nacht, sondern über mehrere sonnenlose und kalte Wintertage bringen kann. Diese Notwendigkeit treibt die Kosten für die Batterie in extreme Höhen.

Zum Vergleich: Eine typische 10-kWp-Solaranlage bekommst du zwischen 10.000 und 20.000 Euro und sie bringt dir durch die Einspeisevergütung sogar noch Geld. Wie sehr sich das lohnt, haben wir in einem Ratgeber bereits ausgerechnet.

Tipp: Aufgrund der großen Preisspanne solltest du dir mindestens drei verschiedene Angebote geben lassen und sie vergleichen. Portale wie Aroundhome oder das Solaranlagenportal können hierfür sinnvoll sein. Dort bekommst du unverbindliche Angebote von verschiedenen Installationsbetrieben in deiner Nähe.

Muss ich eine Inselanlage anmelden?

Nein, eine echte Photovoltaik-Inselanlage musst du weder im Marktstammdatenregister noch beim lokalen Netzbetreiber anmelden. Schließlich hat deine Anlage keinerlei Verbindung zum Netz und kann dieses nicht beeinflussen.

Wichtig hierbei: Das gilt ausschließlich für echte Off-Grid-Systeme. Sobald eine wie auch immer geartete Verbindung zum öffentlichen Netz besteht – zum Beispiel über eine manuelle Umschaltvorrichtung für den Notfall – handelt es sich nicht mehr um eine Inselanlage. Dann ist deine Anlage wieder vollständig anmeldepflichtig, selbst wenn du im Normalbetrieb keinen Strom einspeist (Quelle: Bundesnetzagentur).

Vorteile einer Inselanlage

  • Vollständige Unabhängigkeit: Du bist immun gegen Strompreiserhöhungen, Netzausfälle und die Entscheidungen von Politik und Energiekonzernen.
  • Keine Netzkosten: Du zahlst keine monatlichen Grundgebühren oder Netzentgelte.
  • Versorgung an jedem Ort: Eine Inselanlage ermöglicht eine Stromversorgung an Orten, wo kein Anschluss an das öffentliche Netz möglich oder wirtschaftlich ist, wie bei Berghütten oder abgelegenen Ferienhäusern.
  • Weniger Bürokratie: Da keine Verbindung zum Netz besteht, entfallen die Anmeldeprozesse beim Netzbetreiber und der Bundesnetzagentur.

Nachteile einer Inselanlage

  • Hohe Investitionskosten: Hauptsächlich durch den notwendigerweise überdimensionierten Batteriespeicher ist eine Inselanlage um ein Vielfaches teurer als eine netzgekoppelte Anlage.
  • Planung und Realität: Auch wenn du deine Solaranlage groß genug planst, können längere Schlechtwetterphasen deine Stromreserven schnell auffressen.
  • Mit Strom haushalten: Da dein täglicher Strom begrenzt ist, musst du sehr auf deinen Verbrauch achten. Die Anschaffung von elektrischen Geräten muss jedes Mal gut überlegt sein.
  • Überschüssige Energie verfällt: An sonnigen Sommertagen erzeugt die Anlage oft weit mehr Strom, als du speichern oder verbrauchen kannst. Dieser Überschuss geht verloren. Du kannst ihn nicht ins Netz einspeisen und keine Vergütung erhalten.

Fazit

Eine Photovoltaik-Inselanlage klingt auf den ersten Blick nach maximaler Freiheit – unabhängig vom Netz und ohne Bürokratie. Doch die Realität sieht anders aus: Wer wirklich autark sein will, muss tief in die Tasche greifen, großflächig bauen und sich mit Stromknappheit in den Wintermonaten arrangieren. Für ein dauerhaft bewohntes Haus ist das in den meisten Fällen weder wirtschaftlich noch praktikabel.

Richtig interessant ist eine Inselanlage daher vor allem dort, wo es schlicht keine Alternative gibt – zum Beispiel im Ferienhaus, auf der Berghütte oder im abgelegenen Gartenhaus. Für alle anderen bleibt die klassische, netzgekoppelte PV-Anlage die deutlich sinnvollere Lösung.

** mit ** markierte oder orange unterstrichene Links zu Bezugsquellen sind teilweise Partner-Links: Wenn ihr hier kauft, unterstützt ihr aktiv Utopia.de, denn wir erhalten dann einen kleinen Teil vom Verkaufserlös. Mehr Infos.
War dieser Artikel interessant?