Schimmel in Wohnräumen ist ein häufiges Problem mit potenziellen gesundheitlichen Folgen, und oft wird Wärmedämmung dafür verantwortlich gemacht. Doch was sind die tatsächlichen Ursachen von Schimmelbildung? Ein Experte klärt über einen weit verbreiteten Mythos auf und erläutert, warum Wärmedämmung sogar helfen kann, Schimmel zu verhindern.
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Schimmelbildung in Wohnräumen ist ein weit verbreitetes Problem, das durch braune oder schwarze Flecken an Wänden oder Decken sowie durch muffige Gerüche erkennbar ist. Laut dem Umweltbundesamt können Schimmelsporen und deren Stoffwechselprodukte allergische Reaktionen und Reizungen beim Menschen auslösen, wenn sie über die Atemluft aufgenommen werden.
Schimmelgefahr: Der Mythos der atmenden Wände
Die Ursache der Schimmelbildung wird jedoch oft missverstanden. Ein weit verbreiteter Irrglaube besagt, dass Wärmedämmung die Atmungsfähigkeit von Wänden verhindert und dadurch Schimmel fördert.
Doch diese Annahme ist falsch, erklärt „Zukunft Altbau“, ein Informationsprogramm des Umweltministeriums Baden-Württemberg. Intakte Wände seien stets luft- und winddicht, unabhängig davon, ob sie gedämmt sind oder nicht. Ein relevanter Luft- oder Feuchtigkeitsaustausch über die Wandoberfläche sei daher nicht möglich. „Wenn eine Wand Luft durchlässt, ist sie baufällig“, so Frank Hettler von Zukunft Altbau.
Ursprung der Legende ist ein Irrtum
Der Mythos der atmenden Wand geht auf einen Messfehler aus dem Jahr 1858 zurück. Damals führte Max von Pettenkofer Experimente durch und kam zu dem Schluss, dass Ziegelwände atmungsfähig seien. Laut „Zukunft Altbau“ beruhte dieses Ergebnis jedoch auf einem Irrtum.
Pettenkofer hatte in einem Büroraum sämtliche Fugen zwischen Fenstern und Wänden abgedichtet und anschließend den Luftwechsel gemessen. Die Messdaten unterschieden sich kaum von den Ergebnissen vor der Abdichtung. Er übersah jedoch, dass der Ofen im Raum durch einen Rauchabzug mit der Außenluft verbunden war. Zudem war vermutlich die Decke des Raumes undicht, sodass weiterhin ein Luftaustausch stattfand.
Erst Jahrzehnte später widerlegte der Physiker Ernst Raisch diese These und zeigte auf, dass der Austausch feuchter Innenluft nicht über die Wände erfolgt. Dennoch hat sich der Mythos bis heute gehalten.
Wärmedämmung schützt vor Schimmel
Für den Luftaustausch in Wohnräumen ist ausschließlich das Lüften oder undichte Fenster verantwortlich, erklärt Hettler. Alternativ könne auch eine Lüftungsanlage für den Abtransport feuchter und verbrauchter Luft sorgen. Das Umweltbundesamt empfiehlt, mehrmals täglich die Fenster für 5 bis 10 Minuten weit zu öffnen, um die Luftfeuchtigkeit im Raum zu senken.
Eine durchgehende Wärmedämmung trägt zusätzlich dazu bei, das Risiko von Schimmelbildung erheblich zu reduzieren. Durch die Dämmung erhöht sich die Temperatur der Innenwände, wodurch verhindert wird, dass sich Feuchtigkeit aus der Luft auf den Wänden niederschlägt. Wärmedämmung sei daher eine äußerst wirksame Maßnahme gegen Schimmel, betont Hettler.
Schimmel vorbeugen in Alt- und Neubauten
In schlecht gedämmten Altbauten oder Neubauten, die noch nicht ausreichend getrocknet sind, entsteht Schimmel häufig durch unzureichendes Lüften, erläutert „Zukunft Altbau“. Eine Dämmung der Außenwände verringert dieses Risiko, da sie die Oberflächentemperatur der Wände erhöht und damit Kondensation verhindert.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Mythos der atmenden Wand wissenschaftlich widerlegt ist. Stattdessen tragen regelmäßiges Lüften und eine gute Wärmedämmung maßgeblich dazu bei, Schimmelbildung vorzubeugen und ein gesundes Raumklima zu schaffen.
Tipp: Solltest du dir unsicher sein, ob bei dir bereits ein Schimmelproblem entsteht, kann ein Testkit helfen. Solche Kits gibt es online zum Beispiel beim Anbieter Ivario.
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