Plastic Credits sollen Plastikverbrauch ausgleichen, doch Kritiker:innen sehen darin mehr Schaden als Nutzen. Das System könnte die Plastikflut sogar verschärfen, indem es Greenwashing fördert und Verantwortung abwälzt. Was du darüber wissen musst – in zwei Minuten.
Plastic Credits sind ein umstrittenes Konzept zur Bekämpfung der globalen Plastikkrise. Die Idee ist einfach: Unternehmen, die Plastik verwenden, können Zertifikate kaufen, die die Sammlung und Entsorgung von Plastikmüll in anderen Teilen der Welt finanzieren. So sollen sie ihren eigenen Plastikverbrauch ausgleichen. Kritiker:innen bemängeln jedoch, dass dieses System mehr Schein als Sein ist und eher schadet als nützt.
Plastic Credits: Achtung, Greenwashinggefahr!
Ein Hauptkritikpunkt ist, dass Plastic Credits lediglich ein „Greenwashing“-Instrument darstellen. Unternehmen können damit ein umweltbewusstes Image pflegen, ohne ihren Plastikverbrauch tatsächlich zu reduzieren. Im schlimmsten Fall könnte das System sogar zu einer Zunahme der Plastikproduktion führen, da Unternehmen ihren Verbrauch ja scheinbar kompensieren können.
Besonders problematisch ist die fehlende Transparenz und Nachvollziehbarkeit des Systems. Oft ist unklar, woher der mit den Zertifikaten finanzierte Plastikmüll stammt und wie er tatsächlich entsorgt wird. Die Verbrennung von Plastik in Zementfabriken, wie sie häufig praktiziert wird, mag zwar ökologisch vertretbarer sein als die Deponierung, setzt aber dennoch Schadstoffe frei.
Müll-Kolonialismus: Wer trägt die Verantwortung?
Zudem besteht die Gefahr, dass Plastic Credits bestehende Ungleichgewichte zwischen dem Globalen Norden und dem Globalen Süden verschärfen. Der Großteil des „schlecht gemanagten Plastikmülls“ – also des Mülls, der in der Umwelt landet – findet sich in Afrika, Asien und Südamerika. Plastic Credits könnten dazu führen, dass reiche Länder ihre Verantwortung für den Plastikmüll einfach abkaufen, anstatt ihre Produktions- und Konsummuster zu ändern. Wissenschaftler:innen warnen sogar vor einem „Müll-Kolonialismus„, der durch Plastic Credits legitimiert werden könnte.
Plastik ist nicht gleich Plastik: Die Herausforderung der Vielfalt
Ein weiterer Kritikpunkt ist die Komplexität von Kunststoffen. Im Gegensatz zu CO2, das immer das gleiche Molekül ist, gibt es eine riesige Vielfalt an Kunststoffen mit unterschiedlichen Eigenschaften und Auswirkungen auf Mensch und Umwelt. Daher ist es absurd, die Entsorgung unterschiedlicher Kunststoffe miteinander zu verrechnen.
Plastik ernsthaft vermeiden, statt wegrechnen
Die Wirksamkeit der CO2-Zertifikate, die als Vorbild für Plastic Credits dienen, ist umstritten. Studien zeigen, dass die meisten CO2-Zertifikate weitgehend nutzlos sind. Reales Plastik verschwindet nicht einfach, wenn es eingesammelt wird. Für jede Tonne eingesammelten Plastikmülls kommt eine frische Tonne aus der Fabrik nach. Statt zu überlegen, wie man den Müllberg am besten „wegrechnet“, sollten alle Beteiligten lieber Wege finden, den realen Müllberg zu beseitigen. Dazu gehören Maßnahmen wie die Beschränkung der Plastikproduktion, die Förderung von Mehrwegsystemen und die Entwicklung von recyclingfähigen Kunststoffen.
Fazit: Chance und Gefahren von Plastic Credits
Plastic Credits könnten zwar in Einzelfällen positive Effekte haben, etwa die Verbesserung der Abfallwirtschaft in Ländern mit unzureichenden Entsorgungssystemen, wie das Wuppertal Institut in einer Studie aufzeigt. Sie dürfen jedoch nicht als Allheilmittel betrachtet werden, sondern sollten nur als Ergänzung zu anderen Maßnahmen zur Plastikreduktion dienen. Ein verbindlicher internationaler Rahmen mit klaren Standards und Kontrollmechanismen ist notwendig, um Greenwashing zu verhindern und sicherzustellen, dass Plastic Credits tatsächlich zu einer Reduktion der Plastikflut beitragen.
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