Die Idee der Kreislaufwirtschaft ist ebenso gut wie einfach. Wertstoffe in Kreisläufen zirkulieren zu lassen kann helfen, die Umwelt zu schützen. Auch rPET kommt hierfür in Frage. Doch die Verfügbarkeit dieses Materials am Markt schwankt stark, und das sorgt für Probleme. Ein spezielles Projekt löst das Problem jetzt auf ganz eigene Weise.
Traditionelles Wirtschaften beruht auf der Produktion von Dingen mit Hilfe von immer neuen Ressourcen. Das ist im Fall von Kunststoffen gleich mehrfach ein Problem:
- Die Beschaffung von Ressourcen – bei Kunststoffen meist Mineralöl –hinterlässt in den Förderregionen meist Umweltschäden und wird auch politisch immer brisanter.
- 64 Prozent aller gesammelten Kunststoffabfälle werden noch immer nur „energetisch verwertet“, also einfach nur verbrannt. Wenn fossiles Öl die Ausgangsbasis des Rohstoffs war, setzt dies zwangsläufig klimaschädliche Gase frei.
Anders gesagt: Kunststoffe so weiterzuwenden, wie unsere Gesellschaft das bisher getan hat, befeuert einerseits den Klimawandel, zum anderen schädigt es direkt und indirekt die Biodiversität. Zugleich sind Kunststoffverpackungen aber hilfreich und wichtig: Sie halten die Ware frisch und sind in vielen Fällen auch unverzichtbar für den Transport, etwa wenn es sich um Getränke handelt.
Die Idee der Kreislaufwirtschaft: Recyceln, Reduzieren, Wiederverwenden
Es gibt jedoch einen Lösungsansatz für dieses Dilemma, nämlich die sogenannte Kreislaufwirtschaft. Diese Art des Wirtschaftens will Abfälle ganz generell vermeiden. Zum Beispiel gelangen verbrauchte Verpackungen dort als Rohstoff (möglichst vollständig) zurück in die Produktion. Dadurch kommt sie mit wenig bis gar keinen neuen Ressourcen aus.
Andere Formen der Kreislaufwirtschaft sind die Reduktion, z.B. bei unverpackter Ware und auch die Wiederverwendung, wie es bei Mehrweglösungen der Fall ist.
Besonders sinnvoll ist die Kreislaufwirtschaft bei Materialien, die in großer Menge genutzt werden – denn da kann die Umstellung viel bewegen. Und besonders sinnvoll ist das natürlich bei Materialien, die sich tatsächlich gut in einem Kreislauf verwenden, recyceln, aufbereiten und erneut nutzen lassen.
Hier kommt PET (Polyethylenterephthalat) ins Spiel. Dieser beliebte und weit verbreitete Kunststoff wird häufig für Getränkeflaschen verwendet. PET ist daher ein prinzipiell sinnvoller Ansatzpunkt, auf eine Kreislaufwirtschaft umzustellen – in diesem Fall also ein Bottle-to-Bottle-System.
Die Relevanz von rPET bei Getränkeflaschen
Für eine umweltschonende Kreislaufwirtschaft mit PET müssen PET-Abfälle wie Kunststofflaschen eingesammelt, sortiert, gereinigt und zu Flocken zerkleinert werden. Dieses Rezyklat kann dann als rPET (Recyceltes PET) wieder neue Form annehmen – zum Beispiel die Form einer neuen Getränkeflasche.
Der Werkstoff rPET zeigt beispielhaft, welche Vorteile die Kreislaufwirtschaft bei ausgesuchten Werkstoffen mit sich bringt. Denn das Recycling von PET und die Herstellung neuer Dinge aus rPET verlängert den Lebenszyklus von Kunststoffen erheblich und reduziert die Notwendigkeit, immer neue Kunststoffe zu produzieren.
Im Idealfall, also in einem Kreislauf, sind gar keine neuen Ressourcen mehr notwendig. Dieser Idealzustand ist schwer zu erreichen, dennoch sollten ihn alle Unternehmen anstreben, denn er hätte folgende Vorteile:
- Abfall reduzieren: Das Sammeln und Recyceln von PET-Getränkeflaschen reduziert die Menge an Plastikabfall, die in der Verbrennung oder in der Umwelt landet. In Deutschland und anderen EU-Ländern wird die Rücknahme seit Jahren über Pfandsysteme umgesetzt. In weiteren Ländern sind Pfandsysteme im Aufbau.
- Klima entlasten: Der Herstellungsprozess von rPET beansprucht weniger Energie als die Produktion von neuem PET. Dies reduziert den Energieverbrauch und daher den Klimafußabdruck von daraus produzierten Gütern.
- Biodiversität schonen: rPET benötigt weniger fossile Energieträger zur Herstellung als neues PET (bis hin zu „gar keine“, sofern für das Recycling erneuerbare Energie eingesetzt wird). Da zum Beispiel die Ölförderung meist indirekt die Biodiversität schädigt, schont der Einsatz von rPET im Vergleich auch die Ökosysteme.
- Abhängigkeiten reduzieren: Ressourcen aus fernen Ländern nutzen zu müssen macht uns abhängig von der steten Verfügbarkeit der Rohstoffe. In Kreisläufen zu Wirtschaften reduziert die damit verbundenen, politischen Einflüsse.
- Kreislaufwirtschaft stärken: Um langfristig nachhaltig wirtschaften zu können, müssen wir den Anteil von Kreislaufwirtschaft in unserem Wirtschaftssystem deutlich ausbauen. Doch an vielen Stellen sind hier ein grundsätzliches Umdenken und systemische Veränderungen notwendig. Dafür braucht es greifbare und hinreichend erfolgreiche Beispiele. Und hier zeigen eben rPET und das Bottle-to-Bottle-System auf verständliche Weise, dass man Materialien und Werkstoffe sehr gut in Kreisläufen denken kann. Das kann Anreize für weitere Innovationen in diesem Bereich schaffen und als beispielhaftes Modell für andere Materialien und Produkte dienen.
Auch Recyclinganstrengungen bleiben noch genug Probleme offen, die ebenfalls gelöst werden müssen. Doch mit der Kreislaufwirtschaft wird unser Abfall zum Rohstoff. Das motiviert alle Marktteilnehmer, produzierte Abfälle wieder in den Kreislauf zurückzuführen. Es kann kaum genug betont werden, wie sehr allein dieser Umstand unser Denken verändern kann.
rPET in Einweggetränkeflaschen: ideal, aber schwierig
Doch bei alledem gibt es auch ein Problem:
- Nach Angaben der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM) wurden 2021 bereits mehr als 94,8 Prozent aller PET-Getränkeflaschen und sogar 97 Prozent der PET-Getränkeflaschen mit Pfand (Mehr- und Einweg) wiederverwendet. Das ist die gute Nachricht.
- Doch über die Hälfte des daraus gewonnenen rPET wird außerhalb der Getränkeindustrie verwendet, weil Recycling-PET inzwischen in zahlreichen Industrien ebenfalls ein begehrter Rohstoff ist. Dort aber ist rPET noch nicht zu 100 Prozent kreislauffähig – anders als bei Flaschen, wo das prinzipiell schon der Fall ist, auch wenn es noch nicht zu 100 Prozent auch umgesetzt wird.
- Für den Bereich Getränke ist die Beschaffung von rPET daher immer wieder von Marktschwankungen, Unsicherheit und Verknappung geprägt. Aus Getränkeflaschen recyceltes PET ist daher mitunter teurer als Neuware. Das macht es schwierig, wenn Ökologie und Ökonomie für sinnvoll betriebene Nachhaltigkeit doch stets Hand in Hand gehen müssen.
Was also tun, damit rPET in Bottle-to-Bottle-Kreisläufen nicht zu einer verpassten Chance wird – sondern zu einem Erfolgsmodell mit Beispielcharakter?
Geschlossener rPET-Kreislauf: das Projekt von REWE und Penny
Die EU hat die Chancen von PET-Kreisläufen bereits erkannt und sieht daher bis Ende 2025 eine Rezyklatquote von 25 Prozent für Einwegkunststoffgetränkeflaschen vor.
Geht das nicht schneller? Doch: So hat sich die REWE Group bei der Rezyklatquote ein deutlich ambitionierteres Ziel gesetzt, nämlich bei Einwegkunststoffgetränkeflaschen eine rPET-Quote von 50 Prozent (doppelt so hoch wie von der EU gefordert) bis Ende 2023 (zwei Jahre vor der Frist der EU-Richtlinie).
Um dieses Ziel zu realisieren, hat die REWE Group außerdem in einer Kooperation mit einem Recycler und einem Getränkelieferanten einen geschlossenen Kreislauf aufgesetzt. Im Projekt wird sichergestellt, das recyceltes PET aus der Kooperation in der benötigten Menge für die Getränkeartikel der Eigenmarken von REWE und PENNY zur Verfügung steht. (siehe Rezyklatziele und Leitlinie für umweltfreundlichere Verpackungen).
Keine leichte Aufgabe, denn mehrere Marktteilnehmer müssen hier an einem Strang ziehen: Die Verbraucher:innen müssen mitspielen und über das Pfandsystem ihr Leergut (und damit das wertvolle Grundmaterial für rPET) in den Pfandautomaten bei REWE und PENNY zurückgeben. Die Recyclingunternehmen (in diesem Fall die RCS Rohstoffverwertung GmbH) müssen in der Lage sein, eingesammeltes Material aufzubereiten und in der erforderlichen Qualität zur Verfügung zu stellen. Und die Getränkeindustrie (hier die Refresco Deutschland GmbH), Zugriff auf den Sekundärrohstoff haben und diesen bei der Herstellung von Flaschen einsetzen können.
Im Circular Economy Projekt von REWE wurde ein ganzheitlicher Ansatz entlang der Lieferkette für die gezielte Rückführung des Materials in Verpackungen entwickelt. Und den rPET-Anteil von 50 Prozent im Durchschnitt bei den PET-Einweggetränkeflaschen der Eigenmarken von REWE und PENNY bis Ende 2023 betrachtet die REWE Group dabei nur als Etappenziel, den das Unternehmen in den folgenden Jahren noch weiter steigern will.
Lies hier mehr über Recyceltes PET bei REWE
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