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Free Lunch Society: ein Film über das bedingungslose Grundeinkommen

Free Lunch Society Film bedingungsloses Grundeinkommen
Foto: Robot2©GoldenGirls

Christian Tod, Regisseur von Free Lunch Society, ist überzeugt, dass das bedingungslose Grundeinkommen (BGE) Teil unserer Zukunft sein wird. Es sei nur die Frage, in welchen Ländern und in welcher Form es kommen werde.

“There ain’t no such thing as a free lunch” ist im Englischen ein geflügeltes Wort. Frei übersetzt bedeutet es: Es gibt nichts umsonst. Übertragen auf unser derzeitiges Wirtschaftssystem beschreiben es Ökonomen folgendermaßen: Um eine Sache zu bekommen, die wir mögen, müssen wir eine andere Sache aufgeben, die wir mögen. Knappheit ist aus Sicht der dominierenden ökonomischen Strömung der Motor unseres Wirtschaftens. Doch passt diese Sicht noch in unsere Zeit?

Free Lunch Society: Grundeinkommen denkbarer denn je

Christian Tod, Filmemacher und Ökonom, hinterfragt die gängige ökonomische Weltanschauung nicht nur, sondern stellt ihr eine radikale Idee entgegen: das bedingungslose Grundeinkommen. In einer „Free Lunch Society“ – so heißt Tods Dokumentarfilm – bekämen alle Menschen bedingungslos, ohne Gegenleistung, ein Einkommen. „Ich wollte dafür Bewusstsein schaffen, dass unsere Realität nicht unumstößlich ist und wir sie jederzeit ändern können, wenn wir das wollen“, sagt der Regisseur über seinen Film.

Die Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens ist in den Augen Tods heute weit mehr als ein „Hirngespinst“. Digitalisierung, Automatisierung, wegbrechende Mittelschichten und erstarkende Populisten – das Grundeinkommen sei heute denkbarer denn je und könne eine Antwort auf die Herausforderungen unserer Zeit geben, ja eine ganz neue gesellschaftliche Grundlage formen.

Christian Tod hat seinen Film in Kapitel unterteilt und beleuchtet sowohl die aktuelle als auch die historische Dimension der Debatte um das bedingungslose Grundeinkommen. Er blickt zurück auf das 20. Jahrhundert und die Vordenker der Idee, und er schaut auf die heutigen Befürworter.

Der Blick in die Vergangenheit zeigt, dass das bedingungslose Grundeinkommen tief verwurzelt im Denken der Eliten unterschiedlicher Strömungen ist. Unter Präsident Richard Nixon stand es beispielsweise kurz vor der Einführung in den USA, auch der Bürgerrechtler Martin Luther King setzte sich dafür ein – ehe die Idee mit Ronald Reagan vom Tisch gewischt wurde.

Und heute? Seit einigen Jahren hat die Diskussion darüber stark an Fahrt aufgenommen. Christian Tod hat mit bekannten Befürwortern wie dem deutschen Milliardär und dm-Gründer Götz Werner oder dem Schweizer Unternehmer Daniel Häni gesprochen. Häni war es, der die Schweizer Volksabstimmung über ein Grundeinkommen 2016 initiierte.

Revolutionäre Antwort auf gesellschaftliche Fragen oder neoliberale Axt?

„Free Lunch Society“ beschäftigt sich auch mit den unterschiedlichen Interessen der Befürworter eines Grundeinkommens. Es wird nicht nur als visionäres Reformprojekt gezeigt, das Antworten auf die digital-technische Transformation der Gesellschaft und die Vermögensungleichheit bietet, sondern macht auch liberal-konservative Interessen sichtbar. In diesem Fall würde ein Grundeinkommen den Sozialstaat komplett ersetzen und verschlanken. Christian Tod nennt es die „neoliberale Axt“.

Der Regisseur selbst spricht über das bedingungslose Grundeinkommen schon nicht mehr im Konjunktiv. Er ist sich sicher, dass es Teil unserer Zukunft sein wird: „Nachdem ich das Jahr 2016 erlebt habe, bin ich mir sicher, dass es kommen wird. Die Frage ist, in welchen Ländern und in welcher Form.“

Götz Werner bedingungsloses Grundeinkommen, symbolhafte Ausschüttung von Geld/Grundeinkommen in der Schweiz
Symbolhafte Ausschüttung von Geld zur Einreichung der Volksinitiative für ein bedingungsloses Grundeinkommen in der Schweiz (Foto: "GENERATION GRUNDEINKOMMEN - AUSSCHÜTTUNG BUNDESPLATZ" Stefan Bohrer/Generation Grundeinkommen unter CC BY-SA 2.0)

Christian Tod zeigt eindrucksvoll die schlichte Eleganz des bedingungslosen Grundeinkommens und die komplexen Interessen, die im Hintergrund um die Deutungshoheit und die Ausgestaltung des Konzepts ringen.

Die 95-minütige Dokumentation „Free Lunch Society“ läuft seit dem 1. Februar 2018 in rund 100 Kinos deutschlandweit. Dass dies möglich ist, ist dem Start-Up Mein Grundeinkommen zu verdanken, dessen Gründer Michael Bohmeyer auch Protagonist des Films ist. Denn eigentlich reichte das Budget dafür nicht mehr. Mein Grundeinkommen rief kurzerhand dazu auf, vorab Kinokarten zu kaufen. Kamen genug Vorbestellungen in einer Region/Stadt zusammen, brachte Mein Grundeinkommen den Film in ein dortiges Kino.

Text: Michael Rebmann

Der Beitrag erschien ursprünglich im Triodos-Bank-Blog diefarbedesgeldes.de

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