Nicht mal jede:r Zehnte in Deutschland hat Aktien, dabei wäre es wichtig, dass mehr Geld in nachhaltige Wertpapiere fließt. Wir erklären hier ganz konkret, was ein (klimaneutrales) Depot ist, wie du es kostenlos eröffnest und was das eigentlich bedeutet.
Die Deutschen sind Aktienmuffel. Für viele beginnt es schon mit dem Begriff „Depot“: Klingt abstrakt, da hängen doch garantiert Zusatzkosten dran, das können nur Reiche, da kann man sicher Dinge falsch machen, der Börse ist sowieso nicht zu trauen … So oder ähnlich lauten die Gründe, warum viele sich nicht für das Thema interessieren. Doch nichts davon ist wirklich wahr.
Mit Sparkonten leihst du einer Bank dein Geld und ermöglichst ihr, das Geld in die Wirtschaft zu bringen – über Kredite oder andere Anlageformen (Fremdkapital). Mögliche Profite macht die Bank und teilt sie in Form von Zinszahlungen mit dir. Bei Wertpapieren investiert du direkt bzw. in Fonds, bist so selbst an der Wirtschaft beteiligt (Eigenkapital) und kannst ggf. davon profitieren.
1. Vor dem Eröffnen: Depot verstehen
Ein Depot ist erst einmal nichts anderes als ein spezielles Konto. Auf deinem Girokonto liegt Geld – aber nicht in Scheinen, sondern virtuell. Und ein Depot ist eben ein Konto für (virtuelle) Wertpapiere.
Ohne Depot müssten Anleger:innen jedes Wert-„Papier“ physisch besitzen (und so war das früher auch, da lagerte man sie im heimischen Safe). Mit einem Depot hast du, wie beim Girokonto, Zugriff auf deine virtuellen Papiere und daher auch einen schnellen Überblick über die Art der Anlagen und ihren aktuellen Wert.
2. Wertpapiere im Depot verstehen
Ein Depot ist heute die Grundlage, um Wertpapiere kaufen zu können. Und zwar prinzipiell ganz unabhängig davon, ob es sich bei den Wertpapieren um Aktien, Anleihen oder Fonds handelt.
Die Unterschiede, kurz erklärt:
- Aktien sind Wertpapiere, über die sich Menschen einen verbrieften Anteil an einem Unternehmen (hier eine Aktiengesellschaft) sichern können. Der Wert einer Aktie ist abhängig von Angebot und Nachfrage dieser Aktien, also meistens davon, wie erfolgreich und zukunftsträchtig ein Unternehmen ist (in der Regel höhere Renditechance, höheres Risiko);
- Anleihen sind festverzinsliche Wertpapiere mit einer festen Laufzeit, die also regelmäßig Zinsen über einen vereinbarten Zeitraum auszahlen und am Ende zurückgezahlt werden (in der Regel höheres Risiko, höhere Renditechancen – wie bei Aktien);
- Fonds sind verwaltete Sammlungen von Wertpapieren – man beteiligt sich hier also an der Sammlung (Risiken und Renditechancen abhängig von der Fonds-Mischung).
Wertpapiere sind noch nicht klimaneutral, aber es gibt „klimafreundlichere“: Diese haben im Vergleich geringere Emissionen pro angelegte Geldsumme. Speziell Fonds können dabei ökologische und soziale Merkmale haben (erkennbar an der Kennzeichnung „Artikel 8“ entsprechend der EU-Offenlegungsverordnung) oder – besser – sogar ein nachhaltiges Ziel verfolgen („Artikel 9“).
Vorsicht: Laut EU wird Atomkraft derzeit als „nachhaltig“eingeordnet! Es ist also wichtig, dass das Fondsmanagement Investitionen in Atomenergie zusätzlich ausdrücklich ausschließt (was die bekannten Ökobanken tun).
3. Wann ist ein Depot klimaneutral?
Wenn Wertpapiere nicht klimaneutral sein können, sondern nur klimafreundlicher – wie kann es dann ein klimaneutrales Depot geben?
Das geht so:
- Für Geldanlagen lässt sich inzwischen ein CO2-Fußabdruck berechnen.
- Um ein Depot klimaneutral zu gestalten, kann die Nachhaltigkeitsbank im ersten Schritt durch die Auswahl der Angebote dafür sorgen, nur Wertpapiere mit geringem CO2-Fußabdruck anzubieten, also beispielsweise Aktien von Öko-Unternehmen, Anleihen für grüne Projekte („Green Bonds“) oder Anteile an nachhaltigen Fonds (z. B. „Artikel 8, besser „nur Artikel 9“).
- Es bleiben aber dennoch CO2-Emissionen übrig, die in der Realwirtschaft entstehen, in die du Geld angelegt hast. Diese Emissionen werden dann von der Bank, über die du das Depot eröffnet hat, über Klimaschutzprojekte neutralisiert. So wird das Depot klimaneutral.
Ist das automatisch „gut“? Nein. Wichtiger als jede Neutralisierung im Nachhinein ist nämlich, dass bereits die Angebote selbst klimafreundlich sind. Man könnte auch Öl-Aktien ins klimaneutrale Depot legen – das wäre dann halt absurd. Neutralisierung darf daher nur der dritte Schritt sein, ihr müssen Vermeidung und Reduktion vorausgehen (bei den Unternehmen, in die zum Beispiel der Fonds investiert).
Wichtig ist daher, die Bank bewusst zu wählen: Ist das wirklich eine nachhaltige Bank oder eine Bank mit ein, zwei nachhaltigen Angeboten? Werden da eigentlich graue Wertpapiere, zum Beispiel normale ETFs, nachträglich hellgrün gerechnet? Oder wird ein konsequent dunkelgrün gemanagter Fonds mit klaren Ausschlusskriterien durch Kompensation seiner unvermeidlichen Restemissionen endgültig neutralisiert?
4. Klimaneutrales Depot: Anbieter wählen
So viel zur Theorie. Wie setzt du die Eröffnung des Depots jetzt in die Tat um? Depotanbieter gibt es viele, und auch die meisten Banken bieten Depots, entweder direkt oder mit Hilfe ausgesuchter Partner an.
Kriterien für deine Auswahl können sein:
- Was kostet das Depot monatlich?
- Lässt sich das Depot benutzerfreundlich nutzen?
- Welche Wertpapiere bietet man dir darin?
- Sind die angebotenen Fonds wirklich nachhaltige Fonds?
- Steht hinter dem Depot ein vertrauenswürdiges Geldinstitut, das im Zweifel auch kompetent und persönlich Rede und Antwort steht?
Vor allem die Ökobanken bieten naturgemäß nur solche Wertpapiere an, die an strengen Positiv- und Negativ-Kriterien gemessen werden. Dort hat man z.B. die Auswahl zwischen Impact-Fonds nach Artikel 9 oder solchen, die bei unabhängigen Betrachtungen wie dem FNG-Siegel zu den Fonds mit drei Sternen gehören.
5. Klimaneutrales Depot eröffnen
Für unser Beispiel wählen wir die Triodos Bank, die schon seit 1980 erstens international und zweitens klar nachhaltig arbeitet.
- Das Depot ist seit 2020 klimaneutral.
- Die Depotführung ist kostenlos.
- Die Wertpapiere entsprechen strengen Triodos Mindeststandards.
- Der Einstieg ist ab einer einmaligen Anlage von 250 Euro möglich.
- Über einen Fondssparplan kannst du monatlich ab 25 Euro einzahlen.
Suche auf der Website deiner Bank oder im Internet nach „<Bankname> Depot eröffnen“. Im Beispiel der Triodos Bank gelangst du am einfachsten über den folgenden Link zu deinem Depot:
Hier geht’s zum Depot bei der Triodos Bank
Dort geht es mit der Eingabe der wichtigsten Daten weiter.
Wichtige Fragen, denen du im Eröffnungsprozess bei Triodos begegnest:
- Wie du das Fondskonto nutzen willst, hier im Beispiel ist das „Fonds/Fondssparplan“.
- Girokonto-Daten: Von diesem wird Geld eingezogen oder auf dieses ausgezahlt, wenn du Wertpapiere kaufst oder verkaufst.
- Kontaktdaten und steuerliche Angaben. Tipp: Deine Steuer-ID hat in Deutschland 11 Stellen, du findest sie auf deiner monatlichen Gehaltsabrechnung im Feld „Steuer-ID“.
Im Anschluss sind diverse PDFs zu laden und diverse Zustimmungen zu geben. Am Ende des Online-Formulars werden die Unterlagen für den vorletzten Schritt automatisch für dich erzeugt.
6. Unterlagen für klimaneutrales Depot unterschreiben und abschicken
Nach dem Absenden des Online-Formulars kannst du drei PDF-Dokumente herunterladen. Die speicherst du ab und druckst sie aus. Lies sie sorgfältig durch und fülle sie wahrheitsgemäß aus. (Vieles ist schon mit den Daten aus dem vorherigen Schritt ausgefüllt worden.)
Unterschreibe die Papiere im Anschluss. Das Deckblatt ist vorfrankiert, in einem A4-Umschlag mit Sichtfenster kostet dich der Versand kein Porto.
7. Identität bestätigen
Nach dem Download der drei PDFs musst du noch deine Identität bestätigen. Über den Button „Weiter zur Legitimierung“ geht das wahlweise per Post-Ident (dazu gehst du in eine Post-Filiale, dauert keine 5 Minuten) oder Video-Ident (online mit Webcam, geht oft noch schneller).
Für Video-Ident fotografierst du einfach den angezeigten QR-Code, dessen Link dich zum Download der Postident-App auf dem Smartphone führt. Nach dem Einfügen der Vorgangsnummer in die App weiß die Gegenseite beim Anruf auch schon Bescheid, um was es geht.
Danach besuchst du den Smartphone-Videochat der Postident-App, um deine Identität zu bestätigen. Ein:e Mitarbeiter:in macht diverse Fotos von dir und vom Ausweis. Am Ende des Postident-Verfahrens werden die Daten zum Auftraggeber übermittelt, hier eben die Triodos Bank.
Nun musst du nur noch den A4-Umschlag mit den unterschriebenen drei Dokumenten verschicken. Das war’s. Nach wenigen Tagen erhältst du die Zugangsdaten zu deinem Depot.
Informationen zum Depot bei der Triodos Bank
8. Alternativen zum klimaneutralen Depot
Ist es überhaupt das Richtige für dich, Wertpapiere selbst in einem Depot zu verwalten? Wenn nicht, dann sei im Fall der Triodos Bank auch der Impact Portfolio Manager erwähnt.
Der Unterschied:
- Das klimaneutrale Depot der Triodos ist wie ein Konto für Wertpapiere – und du selbst entscheidest, welche Wertpapiere du kaufst und im Depot verwaltest. Dabei bestimmst du selbst auch durch deine Auswahl, ob du riskantere und womöglich renditereichere Papiere kaufst oder nicht.
- Der Triodos Impact Portfolio Manager ist eine digitale Vermögensverwaltung, das heißt, du beauftragst die Triodos Bank, dein Geld nach deinen Vorgaben in Wertpapiere anzulegen – den Rest erledigt der Impact Portfolio Manager für dich. Deswegen sind dort bei der Anmeldung mehr Fragen notwendig: Sie ermitteln, wie dein persönliches Risikoprofil aussieht – damit die Vermögensverwaltung Risiko und Anlagestrategie auf dich abstimmen kann.
Falls du also eher der Zurücklehnen-Typ bist: Hier findest du weitere Informationen zum Triodos Impact Portfolio Manager.
Zum Triodos Impact Portfolio Manager
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Wichtige Hinweise
Eine Geldanlage in Nachhaltigkeitsfonds oder in ein Impact Portfolio der Triodos Bank sind Investments in Wertpapiere. Dies ist mit Risiken verbunden und kann im schlechtesten Fall bis zum Verlust deines angelegten Vermögens führen. Alle Angaben mit Bezug auf Wertpapiere und damit verbundene Dienstleistungen der Triodos Bank N.V. dienen ausschließlich dazu, dir eine selbstständige Anlageentscheidung zu ermöglichen. Sie stellen ausdrücklich keine Anlageempfehlung dar, sondern dienen Marketing- und Informationszwecken. Maßgeblich sind allein die jeweiligen Verkaufsunterlagen, insbesondere die wesentlichen Anlegerinformationen und Verkaufsprospekte, die du jederzeit auf www.triodos.de kostenlos einsehen kannst.
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